Männergrippe: Gibt es sie wirklich?

Männergrippe: Mythos oder Tatsache?

  11.03.2025 | 09:08 Uhr

Wenn Männer mit einer Erkältung auf dem Sofa liegen und rumjammern, müssen viele Frauen schmunzeln. Denn: Die Männergrippe hat zugeschlagen. Ob das Jammern der Männer tatsächlich Gründe hat, darüber haben wir mit dem SR 1-Gesundheitsexperten Dr. Florian Schumacher gesprochen.

Gibt es die Männergrippe wirklich?

Die 'Männergrippe' wird meistens als überempfindliche Reaktion auf Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Husten seitens der Männer bezeichnet. Das Wort wird oft scherzhaft gebraucht. Doch gibt es überhaupt die Männergrippe?

Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze: Einerseits spielt die Psyche eine Rolle, denn Männer neigen dazu, anders zu kommunizieren als Frauen. "Das sieht man zum Beispiel, wenn Männer irgendetwas bauen oder irgendein gigantisches Werk oder eine sportliche Meisterleistung vollbringen - die sind sich ständig am Loben und Anfeuern. Und so ist es natürlich auch mit dem Krankheitsbild. Also wenn Du leidest, dann müssen das alle anderen auch in der Kommunikation wirklich mitbekommen. Die müssen da eingebunden werden", meint der Saarbrücker Arzt Dr. Florian Schumacher.

Medizinischer Grund für die Männergrippe

Andererseits gibt es eine wissenschaftliche Grundlage. Das Immunsystem von Männern ist weniger effizient als das von Frauen. Dies liegt daran, dass ein großer Teil des Immunsystems über das X-Chromosom gesteuert wird – und Männer besitzen nur eins davon. Während das weibliche Immunsystem Infektionen oft aggressiver bekämpft, hat diese Stärke auch Nachteile: Frauen sind beispielsweise häufiger von Autoimmunerkrankungen betroffen.

Erkältung für Männer schlimmer?

Ob eine Erkältung von Männern intensiver empfunden wird, hängt von individuellen Faktoren wie der persönlichen Schmerztoleranz, der Immunstärke und der Prägung ab – aber nicht wirklich vom Geschlecht. Denn unser Schmerzempfinden ist trainierbar: Wer Schmerzen regelmäßig unterdrückt oder sofort behandelt, kann mit der Zeit eine geringere Toleranz entwickeln. "Wenn ich ständig bei jedem Piksen Schmerzmittel nehme, dann kann man es verlernen, Schmerzen zu ertragen. Und wenn ich jetzt zum Beispiel eine Erkrankung habe, wo ich mal eine Woche ordentlich starkes Halsweh habe, dann ertrage ich wahrscheinlich beim nächsten Mal oder in der nächsten Zeit Schmerzen besser", erklärt Dr. Florian Schumacher.

Entscheidend ist auch der Lebensstil

Nicht nur die Hormone spielen eine Rolle bei der Immunantwort, auch der Lebensstil. Vermutlich gefährden Männer ihr Immunsystem auch durch ihren Lebensstil: Viel trinken und rauchen, ungesunde Ernährung, Stress und wenig Bewegung kann die Immunabwehr dabei drosseln.


Ein Thema in "SR 1 - Morningshow" am 11.03.2025 auf SR 1.

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