Krankmeldungen auf Rekordhoch
Im Herbst geht so manche Erkältungswelle um und viele Menschen liegen flach. Dabei sind die Krankmeldungen schon über das gesamte Jahr auf einem Rekordhoch. Dr. Michael Kulas, der Vorsitzenden des saarländischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, erklärt, wieso das so ist.
Bis einschließlich August gab es im Saarland so viele Krankmeldungen wie im gesamten letzten Jahr. Das hat die AOK ausgerechnet. Dabei handelte es sich 2023 schon um ein Rekordjahr mit 230 Krankschreibungstage pro 100 AOK-Mitglieder. In diesem Jahr wurde dieser Wert schon im August übertroffen. Spitzenreiter sind dabei Atemwegserkrankungen.
Bei der Bahn beispielsweise müssen wegen dem hohen Krankenstand inzwischen sogar Züge gestrichen werden. So zum Beispiel fährt die Regionalbahn zwischen Merzig und Saarbrücken nur noch einmal statt zweimal pro Stunde. Auch bei ZF gibt es derzeit einen hohen Krankenstand. Um den aufzufangen, wurde intern umstrukturiert.
Von Grippe bis COVID
Aktuell würden sich sehr viele Erkältungsinfekte in der Bevölkerung ausbreiten, sagt Dr. Michael Kulas, der Vorsitzende des saarländischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbands: "Das beginnt bei einfachen Viren in der Nase und den Bronchien oder im Hals bis hin zu Infektionen - jetzt schon - durch Grippeviren und COVID."
Das sei ungewöhnlich, sagt Kulas: "Wir haben aber schon den ganzen Sommer, und auch Spätsommer und Frühherbst hindurch diese Probleme gehabt mit diesen Viren."
Ansteckungsgefahr mindern
Außerdem gebe es von den Arbeitgebern die Empfehlung, im Krankheitsfall lieber zuhause zu bleiben, sagt Kulas. So vermeide man, dass die anderen Mitarbeitenden angesteckt würden. Natürlich gebe es aber auch Berufe, bei denen man auch mal mit Erkältungssymptomen zur Arbeit kommen könne.
Auch psychische Probleme nehmen zu
Aber auch die Krankschreibungen aufgrund psychischer Probleme haben zugenommen. Das sei wieder etwas anderes, erklärt Kulas: "Grundsätzlich ist es so, dass die mentale Belastung für viele Patienten in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat." Weniger Arbeitskräfte, mehr Arbeit, das hinterlässt Spuren, so der Mediziner. Die einzelnen Arbeitnehmenden müssten nun mehr leisten als noch vor fünf oder zehn Jahren, sagt Kulas. Das könne dazu führen, dass die Arbeitsfähigkeit deutlich darunter leide.
Telefonische Krankschreibung
Gerade während der Pandemie hat die telefonische Krankmeldung Arztpraxen entlastet. Zeitweise wurde sie wieder abgeschafft, ist jedoch seit Dezember 2023 wieder aktiv. Die telefonische Krankschreibung bewahre die Praxen vor dem Überlaufen, sagt Kulas. Er selbst schreibe meist für zwei bis drei Tage telefonisch krank und bestelle die Patienten danach zu weiteren Untersuchungen in die Praxis.
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Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 11.10.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.