Rennende Kinder auf einem Sportplatz (Foto: dpa)

Rennen, springen, kicken

Selbst untrainierte Kinder sind so fit wie Profisportler

  27.04.2018 | 09:35 Uhr

Kleine Kinderbeine leisten Großes: Sie müssen viel mehr Schritte machen, sie rennen und springen, kicken ohne Pause gegen Bälle und machen doch nicht schlapp. Wie kann das sein?

Eine Forschergruppe der Universität im französischen Clermont-Ferrand hat in einer Studie die Fitness von Jungen, untrainierten Männern und sehr gut trainierten Ausdauersportlern verglichen.

Warum sind nur Männer und Jungen in der Studie herangezogen worden?

Das ist nicht so ungewöhnlich und könnte zwei Gründe haben: Zum einen sind Jungs und Männer häufig eher bereit, an Studien teilzunehmen. Noch wichtiger ist aber, dass der hormonelle Zyklus der Frauen mit manchen Messungen eine Störvariable darstellen kann, die man oft vermeiden möchte. Dadurch müssten noch mehr Probanden für die Studie gefunden werden.

Das Ergebnis

Die vorpubertären Kinder können mit den Sportlern locker mithalten. Ihre Muskeln sind nicht nur besonders resistent gegen Müdigkeit, sondern sie erholen sich auch schneller von hochintensivem Training. Das schreiben die Sportwissenschaftler in der Fachzeitschrift "Frontiers in Physiology".

Die Studie hat im Internet für Aufsehen gesorgt. Aber was hält Professor Tim Meyer, Sportwissenschaftler an der Saar-Uni und DFB-Mannschaftsarzt, eigentlich von der Studie? Für ihn ist die Studie ziemlich weit hergeholt.

"Wenn man so die üblichen Kriterien einer wissenschaftlichen Studie anlegt, dann scheint hier doch eine ziemliche Überinterpretation vorzuliegen bzw. vielleicht ist hier jemand, der von wissenschaftlichen Studien nicht so viel versteht, auf das Marketing hereingefallen", sagt der Sportwissenschaftler.

In der Studie werden drei relativ kleine Gruppen miteinander verglichen. Daraus lassen sich nur relativ weitreichende Schlüsse ziehen in Bezug auf die Fitness von Kindern im Vergleich zu Leistungssportlern.

Drei Gründe gegen die Aussagekraft der Studie

  • Kleine Gruppen sind immer anfällig dafür, dass man Stichprobenfehler machen kann.

  • Kinder mit Erwachsenen zu vergleichen ist eine äußerst komplizierte Angelegenheit.

  • Das Konstrukt der Erholungsfähigkeit ist ein ziemlich kompliziertes, das hier bestenfalls mit wenigen Parametern angegangen wurde.

Der natürliche Bewegungstrieb der Kinder

Kinder bringen häufig einen natürlichen Trieb mit, sich zu bewegen. Woher sie auch immer die Motivation nehmen, eine ganz bestimmte Sportart zu betreiben, sofern jetzt nicht irgendeine Krankheit vorliegt, sollte man die Kinder einfach machen lassen. In vielen Fällen führt das zu einer ausführlichen sportlichen Aktivität und ganz automatisch zu einer Fitnesszunahme. Dabei sollte es keine Rolle spielen, ob diese jetzt größer ist als die der Erwachsenen oder nicht.


Thema auf SR 1 am 27.4.2018 in der Sendung "Balser & Mark. Dein Morgen".

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