Anke Rehlinger: "Das Rennen ist noch offen!"
4800 Menschen arbeiten bei Ford in Saarlouis. Aber wie geht es dort weiter nach 2025? Wird dort ein neues E-Auto gebaut - oder verschwindet Saarlouis von der Ford-Landkarte nach über 50 Jahren? Die Ministerpräsidentin hat das zur Chefinnen-Sache gemacht und ist mit ihrem Wirtschaftsminister Jürgen Barke zu den Ford-Chefs in die USA gereist.
Nach ihrem Treffen in der Ford-Zentrale sprach Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) von konstruktiven Gesprächen. Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) hatte die Ministerpräsidentin mit Vertretern des US-Konzerns sowie Europa-Chef Stuart Rowley über das bereits Ende Januar vorgelegte Angebot des Landes gesprochen und auch verhandelt.
Noch sei das Rennen über die Zukunft des Ford-Werkes in Saarlouis offen, sagte Rehlinger im SR 1-Interview. Das sei das wichtigste Ergebnis aus den Gesprächen mit dem US-Konzern. Rehlinger warb erneut für den Standort Saarlouis und brachte ihre Argumente vor, die für einen Verbleib sprechen.
Standortvorteile für Saarlouis
Anke Rehlinger sieht in den Mitarbeiter:innen des Ford-Werkes in Saarlouis einen entscheidenden Standortvorteil für das Saarland. Diese seien entscheidend für die Produktivität und Qualität des gesamten Werkes. Gerade im Hinblick darauf, zukünftig neue Produkte einzuführen, brauche es "wirklich gut ausgebildete Fachkräfte, die auch bereit sind und in der Lage sind, diesen technologischen Weg mitzugehen" so Rehlinger. Saarlouis brauche sich dahingehend nicht zu verstecken.
Alle Beteiligten sind bereit zu kämpfen
Der Autoexperte Stefan Bratzel hatte am Mittwoch im SR 1-Interview gesagt, dass er kaum Chancen für Saarlouis sehe. Das es nicht so kommen wird, dafür werde Rehlinger mit allen Beteiligten - den Beschäftigten, dem Betriebsrat und der IG Metall - kämpfen.
Dass in der Gesamtbetrachtung des Konzerns auch die Preisfrage eine Rolle spiele, kann Rehlinger durchaus verstehen. Allerdings gehe es nicht nur um die Höhe der Löhne, sondern auch darum, was am Ende für die gezahlten Löhne als Ergebnis herauskommt. Deutschland sei kein Niedriglohnland, sondern stehe für Qualität und Produktivität. Man sei daher, bereit sich jedem Wettbewerb zu stellen.
Pläne für einen Abzug Fords
Obwohl Rehlinger hoffe, dass sich Saarlouis gegen Valencia durchsetzen wird, arbeite man bereits an Plan-B-Szenarien. Diese betreffen jedoch den Umbau der gesamten Wirtschaft des Saarlandes als Industriestandort. Plan B besteht darin neue Arbeitsplätze zu schaffen, bestmöglich neben Ford. Denn zur Wahrheit gehört für Rehlinger auch, dass es zu einem Stellenabbau kommen wird - auch bei einem Verbleib Fords im Saarland. Aber: "Wir haben auch Kraft genug, um daraus auch einen Neuanfang machen zu können. Ich will ihn nicht, aber wir hätten die Kraft", so Rehlinger.
Auch Thema am 19.05.2022 in der Sendung 'SR 1 - Deine Eins!'.