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Privat-Wohnungen für Flüchtlinge gesucht

  18.01.2016 | 05:00 Uhr

Die Zahl der Flüchtlinge, die ins Saarland gekommen sind, ist rasant gestiegen. Und alle brauchen dringend Wohnraum. Der ist aber knapp. Deshalb mieten die Städte auch Häuser und Wohnungen von Privatleuten an. Und die Stadt als Mieter zu haben ist durchaus vorteilhaft.

Gute Erfahrungen

„Sie putzen ihre Wohnung, sie lüften, sie halten sie sauber, es gibt keine Beanstandungen“, sagt Georg Albrecht aus Blieskastel-Aßweiler. Seit April letzten Jahres vermietet er eine 55-Quadratmeter-Wohnung an die Stadt Blieskastel. Die Wohnung ist direkt an sein Wohnhaus angebaut. Die Stadt hat das Objekt an ein Ehepaar aus Syrien weitervermietet.

„Die Wohnung ist möbliert, hat ein Wohnzimmer, ein Esszimmer, ein Schlafzimmer und ein Bad mit Wanne, sicherlich ein gehobener Standard“, beschreibt Albrecht die Wohnung, in der bis zu ihrem Tod seine Schwiegermutter wohnte. Seitdem stand die Wohnung leer.

Albrecht war es in erster Linie ein Anliegen zu helfen, als er im Februar 2015 der Stadt seine Bereitschaft zum Vermieten signalisierte. „Auf das Geld sind wir in erster Linie nicht angewiesen. Die Stadt zahlt knapp 300 Euro, die Nebenkosten werden natürlich nach Bedarf abgerechnet“.

Großer Bedarf in allen Städten

In Blieskastel ist der Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge groß. „So lange sie nicht anerkannt sind, müssen die Städte die Asylbewerber unterbringen, nach der Anerkennung müssen sie sich selbst was suchen“, erklärt Marco Nehlig. Er arbeitet in der sechsköpfigen Stabsstelle Migration, die mit Beginn des Jahres ihre Arbeit in Blieskastel aufgenommen hat. „Ohne die Stabsstelle hätten wir den Aufwand, der mit den Flüchtlingen verbunden ist, nicht mehr bewältigen können“, resümiert Nehlig. „Mit Mietpreisen knapp über dem hiesigen Mietspiegel versuchen wir einen zusätzlichen Anreiz zu setzen, Wohnungen angeboten zu bekommen“. Wünsche, wer in die Wohnung kommen soll, werden dabei berücksichtigt. Nicht nur in Blieskastel, sondern auch in Saarlouis. „Am besten möglich ist es, wenn Vermieter bevorzugt an Familien vermieten wollen. Wünsche hinsichtlich der Religionszugehörigkeit zu berücksichtigen ist schwieriger, da wir die selbst nicht kennen“, sagt Saarlouis' Pressesprecher Sascha Schmidt.

Außer Lebach suchen alle Städte im Saarland dringend private Wohnungen und Häuser, um diese an Flüchtlinge weiterzuvermieten. Lebach mit der Landeserstaufnahmestelle hat hier keine zusätzlichen Pflichten. Die Städte tauchen dabei ganz normal als Mieter auf mit allen damit verbunden Rechten und Pflichten. Einzig Dillingen geht einen anderen Weg: „Wir suchen zwar Wohnungen und Häuser, treten aber nicht selbst als Vermieter auf. Stattdessen vermitteln wir Mietverträge zwischen Vermietern und Flüchtlingen“, erklärt Frank Junk vom Ordnungsamt. „Natürlich lassen wir weder die eine noch die andere Seite allein, sondern helfen bei Problemen, zum Beispiel bei Sprachproblemen oder bei Problemen mit den hiesigen Gepflogenheiten.“

Die Stadt als Mieter

Die Stadt als Mieter zu haben ist für viele Hausbesitzer eine attraktive Sache. Kathrin König aus Bischmisheim hat sich von Ihrem Mann getrennt. Ihr Haus empfindet sie als Last, weil es recht groß ist. „Die Stadt hat es ohne zu zögern angemietet. Der Mietvertrag läuft auf zehn Jahre und mit der Miete bin ich auch zufrieden. Außerdem enthält der Mietvertrag eine Klausel, dass nach Ablauf der zehn Jahre auf Kosten der Stadt renoviert wird.“ Guido Freidinger, Chef des Sozialamts Saarbrücken ergänzt: „Die Stadt ist ein solventer Mieter, Vermieter brauchen keine Angst haben, ihrer Miete hinterherlaufen zu müssen.“ Dass auf zehn Jahre angemietet wird, ist in Saarbrücken eher unüblich. „Meist ist die Mietdauer etwas kürzer. Dennoch gibt es hier Verhandlungsspielraum, genauso wie bei der Miete selbst. Diese variiert je nach Ausstattung der Häuser und Wohnungen und bewegt sich um die fünf Euro pro Quadratmeter“, erzählt Freidinger. Interessiert ist er nach wie vor an einfach und robust ausgestatteten Wohnungen, die leicht gereinigt werden können. „Für uns von Interesse sind auch ehemalige Bürogebäude oder gewerblich genutzte Anwesen, die wir entsprechend umbauen können.“

Der Bedarf steigt

Der Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge ist sprunghaft gestiegen. 2013 sind in Saarbrücken gerade mal 40 Flüchtlinge untergebracht worden, im Jahr 2014 waren es 250 und im Jahr 2015 knapp 1000 - das sind 25 Mal so viele!

Die meisten Städte zahlen Mieten im Bereich des normalen Mietspiegels. Zusätzliche Anreize werden gesetzt durch besonders lange Mietdauer oder Zusatzklauseln im Mietvertrag, wie zum Beispiel der Komplettrenovierung des Hauses nach Ablauf des Mietvertrages.

Besonders dringenden Wohnraumbedarf melden folgende Städte:

  • Wadern
  • Merzig
  • Saarlouis
  • Völklingen
  • St. Ingbert
  • Homburg

Ottweiler, Bexbach, Sulzbach und Merzig sind zufrieden; Bedarf und Angebot hielten sich hier die Waage.

Wohnraum anbieten

Wer vermieten möchte, wendet sich am besten per E-Mail mit den Eckdaten des angebotenen Objektes an die entsprechende Stadtverwaltung. Häufig sind Sozialamt oder Ordnungsamt zuständig, das variiert von Stadt zu Stadt. Um den konkreten Ansprechpartner herauszufinden, bietet sich ein kurzer Anruf an.

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