Eckart von Hirschhausen über die Abnehmspritze
Ein neuer Trend sorgt momentan für mächtig Gesprächsstoff: die Abnehmspritze. Sie soll eine großartige Figur bis zum Sommer versprechen. Auch auf Instagram werben einige Influencer für die Spritze, dabei ist sie eigentlich nur für übergewichtige Menschen gedacht. Für eine ARD-Doku hat sich Eckart von Hirschhausen mit diesem Thema auseinandergesetzt. Im SR 1-Interview gibt er bereits einige Hintergründe preis.
Was macht die Spritze mit dem Körper?
Anstatt bei Kalorien oder Fettresorption anzusetzen, wirkt die Abnehmspritze im Gehirn am "Belohnungszentrum", das bei übergewichtigen Menschen oft gestört ist. Ihr Sättigungsgefühl ist beeinträchtigt, denn sie bekommen vom Körper nicht mehr das Signal: "Es reicht jetzt", "Ich bin satt" oder "Ich fühle mich wohl". Hier setzt die Spritze an, weil sie ein Hormon sozusagen imitiert.
Selbstexperiment
Eckart von Hirschhausen hat die Spritze nicht selbst getestet, aber ein Selbstexperiment mit dem Gehirn durchgeführt: Er ernährte sich eine Woche lang bewusst falsch - beispielsweise mit Schokolade oder Chips und ließ sich in Tübingen von Forschern im MRT untersuchen. Dabei konnte er beobachten, wie sein eigenes Belohnungssystem beeinflusst wurde. "Ich hatte nach Tag zwei schon genug von dem Zeug, aber mein Hirn dachte anders darüber, denn das sagte: mehr davon. Und da verstand ich, da steckt eine Mechanik dahinter, die man auch von Suchterkrankungen kennt", meint Hirschhausen.
Was bedeutet Suchterkrankung?
Eine Suchterkrankung bedeutet, dass es irgendwann nicht mehr eine Willensentscheidung ist, sondern das Gehirn aufgrund seiner evolutionären Entwicklung darauf programmiert ist, sich auf mögliche Hungerzeiten vorzubereiten. Der Körper kämpft darum, einmal angesammelte Fettpolster zu verteidigen: "Ich habe meine Fettpolster im MRT schonungslos gezeigt bekommen und bin sehr froh, dass meine Leber, die nach dieser Woche 45 Prozent mehr Leberfett plötzlich eingelagert hat, wieder gesund ist."
Spritze für wenige Pfunde geeignet?
Die Spritze ist jedoch nicht für diejenigen geeignet, die nur wenige Pfunde oder Kilos verlieren möchten, um ihr Idealgewicht zu erreichen. Hirschhausen betont, dass Abnehmen oft mit negativen Gedanken und einem gestörten Verhältnis zum Essen einhergeht.
Essen sollte Freude bereiten und nicht zu einem ständigen Kampf werden. Deshalb ist es wichtig, über die gesellschaftlichen Dimensionen zu sprechen, die Menschen mit Vorurteilen in Richtung Übergewicht drängen und sie daran hindern, sich wohlzufühlen, so Hirschhausen
Mehr über das vermeintliche Wundermitte und Hirschhausens Erkenntnisse sind am 8. April, 20.15 Uhr, in seiner Dokumentation im Ersten oder in der ARD-Mediathek zu sehen.
Auch Thema am 08.04.2024 in der Sendung "SR 1 - Die Morningshow".