Diskussion um Flüchtlingsunterkunft in Saarbrücken

Diskussion um Flüchtlingsunterkunft in Saarbrücken

Reporter: Patrick Wiermer / Onlinefassung: Dagmar Scherer   25.10.2024 | 12:30 Uhr

Der Druck, ankommende Menschen vernünftig unterzubringen, ist groß. In der Saarbrücker Innenstadt soll nun aus einem Altenheim eine Flüchtlingsunterkunft werden. Die Bürger sind zwiegespalten. Eine Bürgerinitiative möchte die Unterkunft verhindern, eine andere wirbt für einen offenen Umgang.

Das Willi-Graf-Haus mitten in Saarbrücken: Bis Anfang des Jahres war hier noch ein Seniorenheim, davor eine Kita. Jetzt steht das Gebäude leer. Die Stadt will es nun als Flüchtlingsunterkunft nutzen. Denn der Druck auf die Stadt bei der Unterbringung ist weiterhin groß.

Die 72-jährige Marion Moreno möchte das nicht hinnehmen. Sie ist Sprecherin einer Bürgerinitiative gegen das Flüchtlingsheim. Sie wohnt direkt gegenüber und besitzt außerdem einige Wohnungen in der Straße. Ein Flüchtlingsheim hier werde für Unfrieden sorgen, die Unterkunft wäre außerhalb der Innenstadt besser aufgehoben, etwa im Bereich der Brebacher Landstraße, so ihre Position.

Online-Petition der BI

Die Bürgerinitiative hat auch eine Online-Petition gestartet. Rund 1050 Unterschriften hat sie bislang gesammelt. Das zentrale Argument ist die Angst um die eigene Sicherheit, als Frau, als Eltern von Kindern. In den Kommentaren der Unterstützer finden sich aber auch einzelne eindeutig rassistische Aussagen. „Wir sind weder parteipolitisch aktiv noch sind wir Nazis und Co.“ – so wurde die Petition mittlerweile ergänzt.

Darauf angesprochen, winkt Marion Moreno ab, will diese Kommentare nicht überbewertet sehen und sich auch nicht in die rechte Ecke drängen lassen. Sie habe als Frau Angst. Letztlich ginge es auch um ihr Eigentum, das heißt, dass sie Mieter verlieren könnte. Aber das sei natürlich ihre Privatsache, sagt sie.

Initiative „Stadtteil für Alle“ sieht rassistische Motive

Mittlerweile hat sich auch eine Gegenbewegung zur Bürgerinitiative gegründet. Im sogenannten Arrival Room, einem Raum für Kunst und Integration, direkt gegenüber des Willi-Graf-Hauses, lädt die Initiative „Stadtteil für Alle“ bei Kaffee und Kuchen zum Austausch ein. Die Sprecherinnen sehen in der Aktion gegen das Flüchtlingsheim rassistische Motive. Deshalb wollen sie eine Gegenöffentlichkeit schaffen.

Auch „Stadtteil für Alle“ lehnt Sammelunterkünfte als menschenunwürdig ab. Über 6000 Wohnungen in Saarbrücken stünden leer. Die könnte man für Flüchtlinge und Wohnungslose nutzen. Eigentlich gebe es Wohnraum für alle, so die Sprecherinnen. Hier sei die Politik gefragt.

Die Ablehnung einer Sammelunterkunft für Geflüchtete eint also beide Initiativen. Zu einem vermittelnden Gespräch ist es aber bislang nicht gekommen.

Stadt will Infoveranstaltung anbieten

Die Stadtverwaltung hat mittlerweile angekündigt, eine Informationsveranstaltung anzubieten, wenn die Details des Mietvertrags mit dem privaten Eigentümer geklärt sind. Marion Moreno befürchtet, dass die Sache da schon entschieden ist. Ihre Initiative erhöht nun den Druck. Nun soll auch ein Anwalt dafür sorgen, dass die Sammelunterkunft nicht in ihre Straße kommt.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 25.10.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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