Hersteller wollen nachrüsten

Vertreter aus Politik, der Automobil-Industrie und der Gewerkschaften haben sich in Berlin getroffen, um über Konsequenzen aus der Abgasaffäre zu beraten. Alle hatten ein gemeinsames Ziel: Sie wollten Fahrverbote vermeiden. Als erstes Ergebnis der Gespräche haben sich die Autohersteller bereit erklärt, ohne Kosten für die Halter fünf Millionen Diesel-Fahrzeuge mit einer neuen Software auszurüsten, mit der sie weniger Schadstoffe ausstoßen.

Mehr als 15 Millionen Diesel-Pkw waren nach Angaben des Kraftfahrtbundesamten zu Jahresbeginn in Deutschland zugelassen. Dieselautos waren bislang beliebt. Denn, wer viel mit dem Auto unterwegs ist, hat sich bislang gerne für einen Wagen mit Dieselmotor entschieden: Der verbraucht deutlich weniger Kraftstoff als ein Benziner und Diesel ist an der Tankstelle dazu auch noch viel günstiger als Super. Das schon den Geldbeutel.

Doch seit dem Abgas-Skandal sind Dieselmotoren in Verruf geraten. Denn nur auf dem Prüfstand haben viele Wagen die propagierten Grenzwerte eingehalten, während auf der Straße aus den Auspuffrohren deutlich mehr Schadstoffe in die Luft abgegeben werden als erlaubt. Daher drohen sogar Fahrverbote in Innenstädten.

Wie soll es mit dem Diesel weitergehen? Darüber wurde am Mittwoch bei einem 'Diesel-Gipfel' in Berlin beraten. Mit am Tisch saßen unter anderem Vertreter der Bundesregierung, der neun betroffenen Bundesländer mit Auto- und Zulieferindustrie, der Automobilhersteller und der Gewerkschaften.

Die Hersteller wollen nachrüsten

Ein erstes Ergebnis des Diesel-Gipfels steht inzwischen fest: Die Autohersteller haben eine umfassende Nachrüstung von mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw zugesagt - und zwar auf eigene Kosten. Mit eingerechnet sind dabei auch 2,5 Millionen Fahrzeuge von Volkswagen, für die schon Abgas-Nachbesserungen angeordnet wurden. Es handelt es sich um Fahrzeuge der Emissionsklasse Euro 5 und teilweise Euro 6, so der Branchenverband VDA.

Die Autos sollen mit einer neuen Software ausgestattet werden. Damit soll eine durchschnittliche Stickoxid-Reduzierung von 25 bis 30 Prozent erreicht werden. Damit könne, das zeigen Studien, die Schadstoffbelastung mindestens genauso stark reduziert werden wie durch Fahrverbote, hieß es beim VDA. Zusätzliche Umbauten am Motor hatten die Autokonzerne abgelehnt.

Darüber hinaus wollen die Autokonzerne aber mit Hilfe von Umstiegsprämien einen Anreiz schaffen, neuere Autos oder sogar Elektroautos zu kaufen. Bund und Autohersteller legen zudem einen 500 Millionen Euro-Fonds an; mit diesem Geld sollen die Kommunen ihre Verkehrssysteme verbessern können, um damit auch die Luftqualität zu steigern. Schließlich will der Bund auch die Förderung des emissionsarmen und emissionsfreien öffentlichen Verkehrs verstärken.

Kritiker erachten diese Maßnahmen als nicht ausreichend. Sie gehen davon aus, dass es dennoch zu Fahrverboten kommen wird.

Es geht auch um Arbeitsplätze

Auch die saarländische Landesregierung saß mit am Verhandlungstisch. Für Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer hatte der Gipfel das Ziel, den Vertrauensverlust in die Dieseltechnologie aufzufangen, die Hersteller bei der Umrüstung in die Pflicht zu nehmen und Fahrverbote zu vermeiden. Schnelle konkrete Ergebnisse seien wichtig, um keine Arbeitsplätze zu gefährden. Im Saarland sind fast 50.000 Menschen in der Autobranche beschäftigt. Und die machen sich derzeit Sorgen um ihre Zukunft.

Das Bosch-Werk in Homburg zum Beispiel, in dem 4500 Beschäftigte arbeiten, ist derzeit zumindest durch eine hohe Nachfrage im LKW-Bereich gut ausgelastet. Andere Unternehmen, wie die Gießerei Halberg Guss, die Motorblöcke herstellt, versuchen auch neue Absatzprodukte zu finden. Wichtig für das Saarland wird sein, wettbewerbsfähig zu bleiben, betont Joachim Malter von der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände, ganz gleich welche Technologie sich durchsetzen wird. Kramp-Karrenbauer warnt auch davor, sich in Zukunft einseitig zum Beispiel auf das Elektro-Auto festzulegen. Sie spricht sich vielmehr für einen Technologie-Mix aus, der durch neue Entwicklungen auch neue Arbeitsplätze in Saarland bringen kann.

Umwelt- und Verbraucherschützer beim Gipfel nicht vertreten

Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz fordert für die Diesel-Fahrer von den Herstellern Schadenersatz, eine Rücknahme der Autos oder zumindest eine ordentliche Instandsetzung der Dieselfahrzeuge und auch Garantien für die Umrüstung, und ganz besonders eine deutliche Senkung der Schadstoffemissionen.

Ein Problem für die Verbraucher, die ihre Ansprüche geltend machen wollen, sieht Gollner in der Gewährleistung: die verjährt nämlich bei Neuwagen nach zwei Jahren, bei Gebrauchtwagen nach einem Jahr. Volkswagen will in diesem Fall zwar bis zum 31.12.2017 keine Verjährung geltend machen, dennoch ist noch nicht sicher, dass die Sache bis dahin gänzlich geklärt ist. Gollner empfiehlt daher, sich diese Verjährungshemmung so lange zu sichern wie möglich und deshalb an den Händler zu wenden.

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Auch Thema in den Sendungen von SR 1 am 02.08.2017

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