Arbeitsmarkt: Frauen in der Teilzeitfalle

Arbeitsmarkt: Frauen in der Teilzeitfalle

Reporter: Jimmy Both/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   28.06.2024 | 12:30 Uhr

Die Arbeitslosigkeit im Saarland ist in diesem Monat leicht angestiegen. Insgesamt sind 36.500 Menschen ohne Job. Und immer noch sind deutlich mehr Männer als Frauen voll berufstätig. Frauen arbeiten nach dem alten Rollenbild mehr in Teilzeit - doch darin liegt ein Armutsrisiko.

Gut 210.000 Männer im Saarland sind laut Arbeitsagentur aktuell sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Bei den Frauen sind es nur 180.000. Und: Von den Männern sind fast 90 Prozent in Vollzeitjobs. Von den Frauen gerade mal gut 50 Prozent.

Video [aktueller bericht, 28.06.2024, Länge: 2:40 Min.]
Höheres Armutsrisiko für Frauen durch Teilzeitarbeit

Alte Rollenbilder weiter vorrangig

Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um die Kinder: Das alte Rollenbild sei im Saarland immer noch gelebte Realität, sagt Walther Hüther von der Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Meistens gehen Frauen in die Teilzeitarbeit - die häufigsten Gründe seien Kinder oder Pflege, so Hüther.

Besonders Alleinerziehende sind benachteiligt

Wer sich alleine um die Kinder kümmert, ist meist schon dadurch sehr ausgelastet. Ein Vollzeitjob ist oftmals kaum machbar. In den meisten Fällen sind Frauen die Alleinerziehenden Laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie gehen in Deutschland 71 Prozent von ihnen zwar einer Arbeit nach - oft aber nur in Teilzeit.

Die Geschäftsführerin der Arbeitskammer des Saarlandes, Beatrice Zeiger, sieht hier großen Handlungsbedarf. Die Kinderbetreuungsangebote müssten deutlich verbessert werden. Zurzeit seien sie einfach nicht ausreichend.

Die Teilzeitfalle

Die Teilzeitarbeit erhöht deutlich das Armutsrisiko für Frauen und ihre Familien. Nach der Studie der Bertelsmann-Stiftung gelten knapp die Hälfte der Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern im Saarland als arm. Damit liegt die Armutsquote hier deutlich höher als im Bundesdurchschnitt.

Dringend Unterstützung notwendig

Helfen könnte die Kindergrundsicherung. Aber über sie wird in Bundestag und Bundesregierung seit Monaten gestritten. Nach den Plänen der grünen Bundesfamilienministerin Lisa Paus soll die Kindergrundsicherung am 01. Januar 2025 in Kraft treten. Ob das tatsächlich funktioniert, ist fraglich. Aus SPD und FDP kommt weiterhin Kritik am Gesetzentwurf.

Beatrice Zeiger hält sie auf jeden Fall für dringend notwendig. Im Saarland sei die Kinderarmut enorm hoch und müsse bekämpft werden.


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