Keine Angst vor Spinnen!
Bei der Kälte draußen zieht es sie wieder zu uns ins Haus: die Spinnen. Und manch einen graust allein schon der Gedanke daran. Was tun? Wir haben eine Psychologin um Rat gefragt. Es wird auch bereits an einer App gegen Spinnenphobie gearbeitet.
Bei der Kälte draußen zieht es sie wieder zu uns ins warme Haus: die Spinnen. Kleine Tiere mit einem dunklen Körper und langen, dünnen Beinen - bei manchem erzeugt schon der Gedanke daran eine dicke Gänsehaut...!
Wer sich nur vor diesen Tieren ekelt, hat aber noch kein Problem. Bei anderen ist es deutlich schlimmer: Sie geraten in Panik und nichts geht mehr! Solche Menschen leiden unter einer psychischen Störung, einer Spinnen-Phobie, sagt die Psychologin Dr. Johanna Lass-Hennemann von der Universität des Saarlandes. Die Spinnen-Phobie gehört zu den häufigsten Angsstörungen in der westlichen Welt. Und sie ist behandelbar.
Warum viele Menschen Angst vor Spinnen haben, weiß man gar nicht so genau. Es gibt, so Dr. Lass-Hennemann, eine biologische Vorbelastung. So haben wir z.B. Angst vor Spinnen, Schlangen, vor Höhe ..., aber nicht vor Marienkäfern oder vor Strom, der doch viel gefährlicher ist. Auf der anderen Seite kann man Angst auch lernen, wenn z.B. die Mutter schon Angst vor Spinnen hatte oder wenn man selbst mal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Nicht zuletzt hat die Spinne auch in den Medien einen schweren Stand: "Schon bei der Biena Maja ist die Spinne die Böse, die Eklige," sagt die Psychologin.
Auch die Erziehung kann eine Rolle spielen. So sind Frauen generell ängstlicher und von Angststörungen stärker betroffen als Männer. Die lernen als Jungs ja schon stark und cool zu sein, wohingegen Mädchen eher ihre Angst zeigen dürfen.
Was tun? Sich der Angst stellen!
Wer eine extreme Angst vor Spinnen hat, dem kann durch eine Psychotherapie geholfen werden. Wenn die Phobie den Betroffenen massiv in seiner Lebensführung einschränkt, wird die Behandlung sogar von der Krankenkasse bezahlt.
Im Verlauf der Therapie lernt der Betroffene, sich seiner Angst zu stellen, erklärt Dr. Lass-Hennemann, die an der Hochschulambulanz der Universität Saarbrücken solche Behandlungen durchführt. Das Mittel dazu ist die direkte Konfrontation mit dem Auslöser der Angst: der Spinne. Dabei gibt man den Tieren auch Namen; dadurch bekommen sie eine persönliche Bedeutung und werden besser ertragbar.
Eine Studie der Saar-Uni kam auch zu dem Schluss, dass solche Therapien bei vielen Menschen morgens besser wirken als abends. Dabei spielt das Stresshormon Cortisol eine wichtige Rolle. Psychotherapien sind nämlich Lernprozesse und Cortisol fördert Lernprozesse. Da morgens unser Cortisolspiegel höher ist, können wir dann also besser lernen, zum Beispiel keine Angst zu haben.
Spinnen können uns nichts tun
Wer keine extreme Spinnenangst hat, kann es auch selbst einmal mit einer Mini-Eigentherapie versuchen. Am besten zusammen mit jemandem, der angstfrei ist. Und der eine Spinne mit einem Glas fangen kann. Dann sollte man sich das Tier mal genauer ansehen und beobachten. Und die Angstgedanken durch positive Gedanken ersetzen.
Denn Spinnen können uns nichts tun. Sie können uns nicht beißen, weil sie unsere Haut nicht durchdringen können, sagt Dr. Lass-Hennemann. Und sie haben auch keinen Grund dazu, weil wir nicht in ihr Beuteschema passen. Ja, es ist nicht einmal sicher, dass sie uns als Lebewesen erkennen; vielmehr klettern sie über uns hinweg wie über jeden anderen Gegenstand.
Und wenn man sie anstupst - auch ein Mittel der Therapie - dann greifen sie nicht an, sondern: laufen weg. Spinnen haben also viel mehr Angst vor uns als wir vor ihnen ... !
Übrigens
Psychologen und Psychotherapeuten der Saar-Uni wollen gemeinsam mit dem Frauenhofer-Institut für Biomedizinische Technik in St.Ingbert eine virtuelle Therapie gegen Spinnenangst entwickeln. Die auf modernen Computertechnologien basierende Methode könne genauso wirksam sein wie aufwändige Therapieansätze mit echten Spinnen. Darauf wiesen mehrere Studien hin. Zugleich wäre die neue Therapie, z.B. auf Tablets alltagstauglicher. Sie soll ohne mehrstündige Begleitung eines Therapeuten funktionieren und die Pflege von Spinnen wäre nicht mehr nötig.
Über dieses Thema wurde auf SR 1 auch am 21.12.2016 in 'Hallo Saarland' berichtet.