Offenes Model-Casting in St. Wendel - ein riesen Erfolg

Offenes Model-Casting in St. Wendel - ein Riesenerfolg

Mit Kleidergröße 42 auf den Laufsteg der Pariser Fashion Week

Reporter: Sven Berzellis/Onlinefassung: Dagmar Scherer   01.07.2024 | 16:00 Uhr

Eine Designerin aus St. Wendel und eine Model-Trainerin aus Pirmasens wollen dieses Jahr bei der Fashion Week mit den Konventionen der Mager-Models brechen. Dafür hatten sie zum offenen Casting aufgerufen. Gesucht wurden ganz normale Durchschnittsfrauen. Und der Aufruf ist auf ein großes Echo gestoßen.

Pariser Models sind zwischen 1,74 und 1,85 Meter groß und haben dabei Kleidergröße 32. Körpermaße, die an Magersucht grenzen. Aber diese Körpermaße braucht es, um bei der prestigeträchtigen Pariser Fashion Week Kleider von Chanel, Dior, Jean Paul Gautier und den anderen Modeschöpfern zu tragen. Bis jetzt. Die Designerin Jona Hoffmann präsentiert in Paris ihre Mode mit Models, die aussehen, wie ganz normale Durchschnittfrauen. Um ihre Models zu finden, hat sie zusammen mit Model-Trainerin Karin Wadle am 29. Juni in St. Wendel ein offenes Casting veranstaltet.

Großer Andrang und große Begeisterung

Bewerberinnen beim offenen Model-Casting in St. Wendel (Foto: SR/Sven Berzellis)

Mit knapp 300 Menschen hatten die beiden Modefrauen gerechnet – gekommen waren weitaus mehr. Bis weit auf die Straße standen die Bewerberinnen Schlange vor der Gaststätte „Lindenau“. Für den Pariser Model-Standard wären die allermeisten Bewerberinnen zu alt, zu klein und zu kräftig gewesen. Einige hatten zudem Narben und Behinderungen. Für sie wäre der Weg zur prestigeträchtigen Pariser Fashion Week damit ebenfalls versperrt. Das offene Casting in St. Wendel - für alle die gekommen waren eine einzigartige Chance und allein davon waren die Bewerberinnen begeistert.

Für 15 Bewerberinnen wird ein Traum wahr

Viele der nach St. Wendel gekommenen Bewerberinnen waren bei diesem Casting zum ersten Mal auf dem Laufsteg. Sie präsentierten sich vor einer Jury, und acht von Ihnen bekamen noch am gleichen Tag die Zusage für Paris. Sieben weitere Models sollen bald folgen. In drei Monaten wird es dann soweit sein: Ihr großer Auftritt auf der Pariser Fashion Week.

Video [aktueller bericht, 01.07.2024, Länge: 3:09 Min.]
Modell-Casting der anderen Art

Hoffmann bleibt standhaft, Paris gibt nach

Möglich machen das zwei Frauen: Designerin Jona Hoffmann und Model-Trainerin Karin Wadle. Hoffmanns Kleider beeindruckten so sehr in Paris, dass sie eine Einladung zur Fashion-Week erhielt. Eine große Ehre. Doch es gibt ein Problem: Jona Hoffmann will Mode für alle Menschen machen – und sie deshalb nicht an mageren Models präsentieren. Sie fordert von Paris Frauen mit durchschnittlichen Proportionen – und riskierte einen Rauswurf.

"Zuerst habe ich eine Absage kassiert", erzählt sie. Dann sei das Angebot gekommen, ihr Models mit Kleindergröße 38 zu besorgen. Auch das seien nicht ihre Kundinnen, sagt Hoffmann. Und sie hat Glück: Paris gibt nach. Zwei Tage nach der ersten Absage habe sie vom Veranstalter eine E-Mail bekommen, dass sie bei ihr eine Ausnahme machen würden.

Damen-Models mit Größe 38 sind immer noch sehr schlank. Die Deutsche Durchschnittsfrau hat Kleidergröße 42 bis 44. Jona Hoffmann muss daher ihre Durchschnitts-Models selbst suchen und für den Laufsteg ausbilden.

Sie entscheidet sich für ein offenes Casting. Unterstützt wird sie dabei von Model-Trainerin Karin Wadle. Denn auch Wadle sieht die mageren Models kritisch. Sie selbst habe einen Sohn und eine Tochter im Teenageralter. Magersüchtige junge Leute seien doch nicht das, was wir möchten.

Was folgt, ist ein radikaler Gegenentwurf zur Model-Szene: Nicht das Äußere zählt, sondern die Persönlichkeit.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 01.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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