Wir haben nichts gegen Ausländer - eigentlich. So könnte man die Haltung von Gottfried (Robert Atzorn) und Lisbeth Hinrichs (Gundi Ellert) beschreiben, die in einer kleinen bayerischen Gemeinde leben. Der erfahrene Dampferkapitän und seine Frau halten sich selbst für liberale Menschen. Allerdings zeigt sich, dass ihre Weltoffenheit an der eigenen Türschwelle endet: Ausgerechnet an Heiligabend bringt Tochter Barbara (Lisa Maria Potthoff), eine angehende Pilotin, ihren neuen Freund Kamal (Omar El-Saeidi) mit nach Hause - einen muslimischen Palästinenser aus Betlehem, der in Deutschland eine Pilotenausbildung machen will. Palästinenser? Moslem? Pilot? Bei Gottfried und Lisbeth schrillen sofort die Alarmglocken. Jede Menge schlummernder Vorurteile werden wach, noch verstärkt durch Gottfrieds väterliche Eifersucht und die religiösen Vorbehalte der streng katholischen Lisbeth. So kommt es unterm festlich geschmückten Christbaum zum Eklat. Zutiefst gekränkt verlässt Kamal das Haus, gefolgt von Barbara, die nicht fassen kann, dass ihre Eltern sich auf einmal so intolerant verhalten. Aber gegen die Liebe ist man machtlos, das muss auch Gottfried einsehen. Also lädt er Kamal zähneknirschend ein, gemeinsam mit Barbara bei ihnen zu wohnen. Doch die Waffenruhe hält nicht lange. Als Barbara schwanger wird und Kamal ihr einen Heiratsantrag macht, gehen die Komplikationen erst richtig los. Gottfried und Lisbeth fürchten nicht nur um die Karriere ihrer Tochter, sondern auch, dass sie mit Mann und Kind ins ferne Palästina ziehen könnte. Und überhaupt: In welcher Form soll die Trauung der beiden stattfinden? Lisbeth besteht auf einer traditionellen katholischen Hochzeit in ihrer Gemeindekirche. Kamals quirlige Familie, für das freudige Ereignis extra aus Bethlehem angereist, sieht das natürlich anders. Für sie kommt nur die Vermählung durch einen Imam infrage. Betlehem gegen Bayern: Im Haus der Hinrichs prallen Welten und Weltanschauungen aufeinander. In dieser verfahrenen Situation kann Gottfried seinen künftigen Schwiegersohn auf einmal gut verstehen. Auch er hatte vor 30 Jahren für seine Frau die norddeutsche Heimat verlassen und war zum katholischen Glauben konvertiert. Trotzdem scheint der interkulturelle Super-GAU unvermeidbar. Erst als es schon fast zu spät ist, hat Gottfried einen salomonischen Geistesblitz.Mit seinen Drehbüchern zu den Erfolgskomödien "Maria, ihm schmeckt's nicht" und "Meine verrückte türkische Hochzeit" hat Autor Daniel Speck sich einen Namen als Spezialist für geistreich-humorvolle, interkulturelle Familiengeschichten gemacht. Dieses Talent spielt er auch in seinem Drehbuch zu Matthias Steurers "Zimtstern und Halbmond" voll aus. Mit sanft satirischem Witz und einem genauen Blick für unterschiedliche Milieus beschreibt der Film den Zusammenprall zweier Welten; er nimmt die Sorgen und Konflikte seiner Figuren ernst, führt zugleich aber auch die Absurdität von gesellschaftlichen Vorurteilen und Klischees vor Augen. Dass dieser Balanceakt so gut funktioniert, verdankt sich nicht zuletzt den hervorragenden Darstellern: Robert Atzorn und Gundi Ellert als besorgte Eltern sowie Lisa Maria Potthoff und der Newcomer Omar El-Saeidi als Liebespaar gegen alle Widerstände.
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