Saarländische Handball-Legende Joachim Deckarm wird 70 Jahre alt
Handball-Weltmeister, dreifacher deutscher Handballmeister, Vorbild für viele: Joachim Deckarm ist am Freitag 70 Jahre alt geworden. Der gebürtige Saarbrücker galt zu seiner Zeit als bester Handballspieler der Welt. Dann trennt ein schweres Unglück sein Leben in ein "davor" und "danach". Trotzdem inspiriert und bewegt Deckarm immer weiter.
Fast 45 Jahre nach seinem Weltmeistertitel ehrte die Handball-Welt Joachim Deckarm: Der ehemalige Profi ist am Freitag 70 Jahre alt geworden. Sein Lebensmotto lautete stets: "Ich will, ich kann, ich muss." Eine Einstellung, die seinen Lebenswillen trotz seines harten Schicksalsschlags widerspiegelt.
Seine sportliche Karriere beginnt mit sechs Jahren in Saarbrücken, beim TV Malstatt. Dort probiert er sich zunächst beim Turnen und in der Leichtathletik, bevor er zum 1. FC Saarbrücken wechselt und den Handball für sich entdeckt – die Sportart, die ihn später zum Weltstar machen sollte.
1978: Joachim Deckarm wird Weltmeister
Später wechselt er zum Bundesligisten VfL Gummersbach. Mit dem Verein wird er Deutscher Meister (1974, 1975, 1976), Europacupsieger (1974) und gewinnt den Europapokal der Pokalsieger (1978). Im Jahr 1973 wird er zum festen Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft, für die er über 100-mal aufläuft.
Der Höhepunkt seiner Karriere: Anfang Februar 1978 kürt sich der damals 24-jährige Joachim Deckarm mit dem Team der Bundesrepublik zum Weltmeister. Im WM-Finale besiegen sie die UdSSR knapp mit 20:19. Der 1,94 Meter große Rückraumspieler ist eine der Schlüsselfiguren des Erfolgs: Sechs der 20 deutschen Treffer im Finale stammen aus seiner Hand.
„Zweites Leben“: Tragischer Unfall verändert alles
1979 verändert sich für ihn alles: Ein winziger Moment teilt sein Leben in ein „Vorher“ und „Nachher“. Im Halbfinale des Europapokals verletzt sich Deckarm im ungarischen Tatabánya schwer. Der Rückraumspieler stößt in der Luft unglücklich mit seinem Gegner zusammen, verliert sofort das Bewusstsein und stürzt ungebremst mit dem Kopf auf den Beton-Hallenboden.
Die Diagnose: ein doppelter Schädelbasisbruch, ein Gehirnhautriss und schwere Gehirnquetschungen. 131 Tage liegt Deckarm im Koma. Dann wacht er auf und es beginnt sein "zweites Leben", wie er es später selbst in seinem Buch beschreibt. Als der damals 25-Jährige zu sich kommt, muss er praktisch alles neu lernen. Mit seinem "unbändigen Lebenswillen", für den er 2009 geehrt wird, kämpft er sich zurück.
Zum 70. Geburtstag: Glückwünsche von Heiner Brand
Durch den Sportunfall ist Deckarm sein Leben lang auf Hilfe angewiesen. Seit 2018 lebt der heute 70-Jährige in einer Pflegeeinrichtung in Gummersbach. Er hat sich nie selbst aufgegeben und ist für viele Menschen Vorbild – vor wie nach seinem Unfall. Der gebürtige Saarländer will Menschen mit einer ähnlichen Geschichte "Mut machen, dass sie ihr Schicksal richtig angehen".
Diese Einstellung bewundert Heiner Brand, ehemaliger Weltmeistertrainer und einer der engsten Vertrauten Deckarms: "Er hat nie verzagt, war immer voll dabei". Brand wünscht seinem Freund für die Zukunft, "dass er gesundheitlich stabil bleibt, Freude hat und wir auch seinen 75. Geburtstag gemeinsam feiern können".
Den 70. Geburtstag feierte Joachim Deckarm im kleinen Kreis mit Familie und Freunden. Am Tag danach gibt es eine große Party mit 20.000 Gästen. Am Samstag wird er außerdem der DHB-Auswahl beim EM-Hauptrundenspiel gegen Österreich in Köln die Daumen drücken.
Benefizspiel in Saarbrücken: All-Stars spielen zu Ehren Deckarms
In der darauffolgenden Woche ist zu seinen Ehren ein Benefizspiel in seiner Geburtsstadt Saarbrücken geplant. Am 25. Januar trifft in "seiner" Joachim-Deckarm-Halle zum Abschluss eines großen Handball-Aktionstages eine top-besetzte Saar-Auswahl auf ein hochkarätiges All-Stars-Team unter der Leitung von Heiner Brand. Mit dabei sind unter anderem große Handball-Namen wie Marcus Baur, Dominik Klein oder Saarländer Christian Schwarzer.
Das Spiel wird live ab 20.15 Uhr im SR-Fernsehen übertragen und ist im Livestream auf sportschau.de zu sehen.