Verband zeigte die neuen Kinderfußball-Regeln
Mehr Ballkontakte, mehr Torschüsse, mehr Erfolgserlebnisse: Neue Regeln im Kinderfußball sollen den Kleinsten mehr Freude an der Sportart verleihen. Gelten sollen sie ab der Saison 2024/25. Doch nicht jeder ist von ihnen überzeugt. Am "Tag des Kinderfußballs" zeigte der Saarländische Fußballverband, warum er sie für richtig hält.
Der Spaß am Spiel soll im Mittelpunkt stehen, der Wettbewerbsgedanke in den Hintergrund rücken: Ab der Saison 2024/25 wird es in der G-, F- und E-Jugend neue Spielformen geben. "Die Reform soll den gesamten Fußball und die Nachwuchsarbeit langfristig stärken", erklärt DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann.
Kein Leistungsdruck, mehr Spaß
Zwei Jahre lang sind die neuen Regeln in den 21 Landesverbänden des DFB in Pilotprojekten getestet worden, im Januar vergangenen Jahres wurden sie offiziell bestätigt. Demnach sollen die Spielfelder und Tore künftig kleiner werden. Damit die jungen Spielerinnen und Spieler mehr Chancen auf Einsätze und damit Erfolgserlebnisse durch Tore bekommen, sollen außerdem die Mannschaftsgrößen schrumpfen. Und: Es soll keine Tabellen geben.
Unabhängig von ihrem Talent und Entwicklungsstand sollen sich alle Kinder bei den künftigen Spielenachmittagen in Turnierform gleichermaßen beweisen dürfen. Angedacht ist hierbei ein Rotationsprinzip mit festen Wechseln.
Außer bei der E-Jugend sollen keine Schiedsrichter im Einsatz sein, Trainer sollten sich möglichst zurückhalten und ihrer Mannschaft die Möglichkeit geben, eigenständig Lösungen zu finden. "Das Angebot wird mit den neuen Spielformen kindgerechter", sagt Zimmermann.
Regeln sollen Kopfballspiel reduzieren
Laut dem DFB sorgen die neuen Regeln auch dafür, dass die Gefahr von Kopfverletzungen durch Kopfballspiel reduziert wird, da die Spielfeldgröße deutlich kleiner ist und ein Einwurf sowie Abstoß durch das Eindribbeln ersetzt werden. Ein Abschlag durch den Torwart findet somit kaum statt.
Alle Regeln hat der DFB hier zusammengefasst und deren Hintergründe erklärt.
Debatte um neue Spielformen im Kinderfußball
Im Saarland wurden die neuen Regeln beim "Tag des Kinderfußballs" auf der Sportanlage der SpVgg Einöd-Ingweiler in der Praxis vorgestellt. Der Saarländische Fußballverband (SFV) richtete die Veranstaltung gemeinsam mit dem DFB aus. "Ein praxisorientierter Tag, bei dem man sich von den Weiterentwicklungen im Kinderfußball überzeugen kann“, so SFV-Verbandsjugendleiter Rainer Lauffer.
Offenbar ist also noch Überzeugungsarbeit nötig. Das beweisen auch die jüngsten Debatten um den Kinderfußball, angestoßen vor allem von DFB-Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Watzke. Der hält von den neuen Spielformen augenscheinlich wenig: "Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus."
SFV verteidigt neue Spielformen
Der SFV hält das Argument um den angeblichen Wegfall von Gewinnen und Verlieren hingegen für wenig nachvollziehbar – zumindest für den Kleinkinderbereich. "Die neuen Spielformen werden den Kinderfußball weiterentwickeln und für den Sport begeistern", davon ist Lauffer überzeugt.
Geplant sei im Saarland, dass in der G-Jugend künftig im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei auf vier Minitore gespielt werde. Letzteres werde auch für die F-Jugend empfohlen, wenngleich ein Vier-gegen-Vier oder Fünf-gegen-Fünf ebenso möglich sei. Bei einem Fünf-zu-Fünf könnten dabei bereits Kleinfeldtore und Torhüterinnen und -hüter in der F-Jugend eingesetzt werden.
In der E-Jugend bleibe es dagegen beim Sieben-gegen-Sieben in einer Meister- bzw. Punktrunde, und auch an der Spielfeldgröße werde sich nichts ändern. "Ab der C-Jugend sollte der Fokus jedoch auf Leistung liegen, deshalb brauchen wir hier die Regionalligen und auch die Bundesligen", so Lauffer.
Irrtümer rund um die neuen Spielformen
Auch wenn der SFV die neuen Spielformen für "positiv und richtig" hält, bei den Vereinen gibt es offenbar noch Klärungsbedarf. "Wir müssen noch mehr mit den Vereinen kommunizieren," sagt Lauffer.
Gemeinhin werde beispielsweise angenommen, dass mit der Umsetzung der neuen Spielformen auch mehr Trainerinnen oder Trainer gebraucht würden, so Lauffer. Doch das stimme nicht. Höchstens seien gegebenenfalls mehr Betreuerinnen oder Betreuer notwendig, die etwa bei wiederholten Ein- und Auswechselungen behilflich sein könnten.
Auch koste die Umsetzung nicht mehr Geld. "Neue Tore können dank der Unterstützung von Sportminister Reinhold Jost und Saartoto bezuschusst über den SFV gekauft werden", erklärt Lauffer. Und auch von einem zeitlichen Mehraufwand könne keine Rede sein. "Die Tore sind schnell auf- und abgebaut."