Der Trainer des 1. FC Saarbrücken, Rüdiger Ziehl. (Foto: picture alliance / johapress | Joachim Hahne)

Von genervt bis enttäuscht: Die Absage des Pokalspiels sorgt für schlechte Laune

  08.02.2024 | 13:26 Uhr

Selten sind sich zwei Fanlager bei etwas einig. Den Ärger über die Spielabsage im DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch teilen jedoch fast alle. Lange Gesichter gibt es bei Fans und Mannschaften - in den Medien überwiegt Verständnislosigkeit.

Helfer trocknen mit Laubbläsern den Platz, beide Mannschaften wärmen sich auf und dann: die Absage. Das Verletzungsrisiko auf dem nassen Rasenplatz im Saarbrücker Ludwigspark hält Schiedsrichter Florian Badstübner für zu hoch.

Das Viertelfinale im DFB-Pokal zwischen dem Drittligisten 1. FC Saarbrücken und dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen. „Es ist jetzt gerade sehr, sehr ärgerlich“ sagte FCS-Trainer Rüdiger Ziehl dem SR. Er könne jedoch die Absage verstehen und man werde beim Nachholspiel alles in die Waagschale werfen, um zu gewinnen.

FCS-Torhüter Tim Schreiber ärgert sich über „die Kosten, die jetzt entstehen. Auch für die Gladbach-Fans, die hergekommen sind.“ Die Stadt solle jetzt sehen, dass es nicht tragbar ist. Einen Zustand, den Kapitän Manuel Zeitz mit „der Platz ist einfach Schrott“ zusammenfasst.

Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) hat sich inzwischen für die Absage entschuldigt. Ziel sei es jetzt, das Rasenproblem zu lösen und den Ludwigspark in einen vernünftigen Zustand zu bekommen.

Enttäuschung auch bei Gladbach

Auch seine Mannschaft wollte unbedingt spielen, betonte Gladbach-Trainer Gerardo Seoane. Allerdings sei es keine „Frage des Wollens, sondern des Könnens.“ Er habe deshalb Verständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters, sagte er dem Sport-Informations-Dienst. In Anbetracht des Aufwands, den so ein Spiel mit sich bringe, tue es weh, dass nicht gespielt werde.

Gladbach-Vize-Präsident Rainer Bonhof fühlte sich an die „Wasserschlacht von Frankfurt“ erinnert, das entscheidende Spiel für den Final-Einzug zwischen Polen und Deutschland bei der WM 1974. „Wir mussten damals spielen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zwar hat Deutschland dieses Spiel damals 1:0 für sich entschieden, doch war die Verletzungsgefahr hoch, weshalb die gestrige Absage für Bonhof eine „umsichtige Entscheidung“ war.

Online-Medien sind verständnislos

In den Medien trifft die Absage des Pokalspiels vor allem auf Unverständnis: Der kicker nennt die Spielabsage "Ein Desaster mit Ansage." Er wirft der Stadt vor, am einzig Relevanten gespart zu haben: am Rasen. Ähnlich titelt auch t-online, spricht von einem "Chaos mit Ansage." Die Kosten für eine Drainage seien im Vergleich zu den Gesamtkosten der Modernisierung des Stadions ein "eigentlich läppischer Beitrag."

Fussball.News vergleicht das Spiel mit der Bundesliga-Partie zwischen Mainz und Berlin am selben Tag. Auch dort habe es in Strömen geregnet und trotzdem konnte gespielt werden. Das wäre auch im Ludwigspark möglich gewesen, "hätte die Stadt Saarbrücken mal in ein funktionierendes Abflusssystem investiert" schreibt das Online-Medium. Die Bild titelt im Netz mit "Pokalschreck Ludwigspark." Nun kenne ganz Deutschland "die größte Wasserpfütze des Saarlandes." Den Versuch, das Wasser mit Laubbläsern vom Rasen zu pusten sei dabei "fast schon peinlich."

Wann die Nachholpartie stattfinden kann, ist noch offen. Aufgrund weiterer Spiele des 1. FCS in der dritten Liga, dürfte diese Woche aber bereits ausgeschlossen. Ausgelost wird am Samstag im ZDF-Sportstudio aber trotzdem.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 08.02.2024 berichtet.


Weitere Meldungen zum Pokalspiel

Absage DFB-Pokalspiel
Saarbrücker OB Conradt zu Spielabsage: "Großer Imageschaden für die Stadt"
Der Saarbrücker Oberbürgermeister Conradt hat sich bei den Vereinen und Fans für die kurzfristige Absage des DFB-Pokalspiels entschuldigt. Der Imageschaden für die Stadt sei enorm. Über den Zustand des Rasens zeigte er sich besorgt. Eventuell müssten noch diesen Monat Teile des Rasens ausgetauscht werden.

Nachholtermin und Halbfinal-Auslosung
Nach abgesagtem Pokal-Viertelfinale: Wie geht es jetzt weiter?
Wieder einmal muss eine Partie des 1. FC Saarbrücken im Ludwigspark abgesagt werden – dieses Mal sind die Folgen aber weitreichender. Denn nicht nur hat die Absage wegen des Rasens überregional für Aufsehen gesorgt. Am Samstag hätten eigentlich die Pokal-Halbfinal-Duelle ausgelost werden sollen. Einen Nachholtermin gibt es noch nicht. Und nun?

Nach Platzbegehung
Nasser Rasen: DFB-Pokalspiel gegen Gladbach abgesagt
Das DFB-Pokalviertelfinale des 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Mönchengladbach ist am Mittwochabend kurzfristig abgesagt worden. Lang anhaltender Regen hatte den Rasen einmal mehr unbespielbar gemacht.

FCS-Trainer Ziehl hat Verständnis für Spielabsage im DFB-Pokalviertelfinale
Audio [SR 3, (c) SR, 07.02.2024, Länge: 00:27 Min.]
FCS-Trainer Ziehl hat Verständnis für Spielabsage im DFB-Pokalviertelfinale
Das DFB-Pokalviertelfinale des 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Möchengladbach ist am Mittwochabend kurzfristig abgesagt worden. FCS-Trainer Ziehl blickt verständnisvoll auf die Entscheidung.

Fanmarsch des 1. FC Saarbrücken
Audio [SR 1, (c) SR 1, 07.02.2024, Länge: 01:55 Min.]
Fanmarsch des 1. FC Saarbrücken
2000 FCS-Fans trafen sich schon vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale am Landwehrplatz in Saarbrücken zu einem Fanmarsch Richtung Ludwigspark. SR-Reporterin Sabine Wachs war gemeinsam mit den Fans vor Ort und berichtet über die Stimmung.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja