"Unglaubliche Reise mit unfassbar beschissenem Ende"
Nach der Niederlage des 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokal-Halbfinale wankt die Stimmung bei Spielern und Fans zwischen großer Trauer und großem Stolz. Wir fassen die Reaktionen zusammen.
Er spüre ein "Gefühlschaos", sagte der Kapitän des 1. FC Saarbrücken, Manuel Zeitz, nach der 0:2-Pokalniederlage am Dienstagabend gegen den 1. FC Kaiserslautern. "Wir haben Bayern, Gladbach, Frankfurt und Karlsruhe geschlagen, das passiert nicht alle Tage. Es war eine unglaubliche Reise, aber halt auch mit einem unfassbar beschissenen Ende", so Zeitz. Doppelt bitter sei es auszuscheiden, "ohne dass wir die schlechtere Mannschaft sind".
"Ein Spiel, das wir nicht verlieren müssen"
Ähnlich wertete das auch FCS-Trainer Rüdiger Ziehl. "Es tut heute extrem weh, weil es ein Spiel war, das wir nicht verlieren müssen", sagte Ziehl im ARD-Interview. Die Teams waren über weite Phasen auf Augenhöhe – es hätte auch anders ausgehen können. Beide Mannschaften hätten sehr verhalten gespielt, auf Defensive bedacht, seien kein Risiko eingegangen. Und da tue dieser eine Fehler halt weh.
"Im Training hältst du zehn von zehn"
Dieser eine Fehler dürfte Torwart Tim Schreiber am meisten schmerzen. Ihm war in der 53. Minute ein Kopfball von Marlon Ritter zum 0:1 durch die Beine gekullert. "Das sind solche Bälle, von denen hältst du im Training zehn von zehn. Du hältst alle", sagte Schreiber der ARD. "Es tut mir halt extrem für die Mannschaft leid. Die Jungs haben so krass gekämpft, auch noch nach dem 0:1."
FCK-Trainer Friedhelm Funkel äußerte Mitgefühl mit Schreiber. "Es war natürlich Glück, dass ihm der Ball durchrutscht. Das sind die Geschichten, die der Fußball schreibt, nachdem er zuvor im Pokal so gut gehalten hat", sagte Funkel.
Der Matchplan des 70-Jährigen war aufgegangen. "Wir durften uns nicht auskontern lassen. So ist Bayern München hier gescheitert, so ist Borussia Mönchengladbach hier gescheitert", sagte Funkel im Rahmen der Übertragung im Ersten.
Hoher Marktanteil für die TV-Übertragung
Die Übertragung des Spiels erreichte dabei Top-Quoten. Mehr als jeder zweite Fernsehzuschauer an diesem Abend verfolgte das Spiel: 241.000 Saarländerinnen und Saarländer saßen hochgerechnet vor dem TV-Bildschirm - ein Marktanteil von 57,8 Prozent. Bundesweit schalteten 6,25 Millionen Menschen ein, ein Marktanteil von 25,7 Prozent.
Fans feiern ihren FCS im Moment der Niederlage
Auf Saarbrücker Seite überwog an dem Abend die Enttäuschung – auch wenn immer wieder der Stolz auf das bislang erreichte mitschwang. Und das feierten im Moment der Niederlage auch die Fans, was FCS-Stürmer Kai Brünker besonders bewegte: "Wir haben gerade 2:0 verloren. Aber wie wir da in den Kurven empfangen werden mit Applaus und so einer Euphorie und so einem Stolz. Das ist so schön zu sehen", sagte Brünker – auch wenn es gerade nur schwer anzunehmen sei.
Bei den Fans war die Enttäuschung nach dem verlorenen Spiel zwar rauszuhören – viele waren aber auch stolz und dankbar für diese DFB-Pokalsaison. "Wir waren jetzt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren im Halbfinale. Das ist eine Mega-Leistung, das muss ein Drittligist erst einmal packen", sagte ein Anhänger dem SR. Ähnlich sah es ein anderer Fan. "Als Saarländer hat man von Spiel zu Spiel so viel Adrenalin gekriegt, dass das heute eigentlich gar nicht so schlimm ist."
"Nächstes Jahr holen wir den Pokal"
Stolz und Trauer gab es beim Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU). "Gerne wären wir zum Pokalfinale nach Berlin gefahren", schrieb Conradt auf seiner Facebookseite. Er sei aber auch stolz auf die Leistung des Teams.
Ähnlich äußerte sich Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) auf Facebook. "Wenn die Enttäuschung geht, bleibt der Stolz auf eure Helden-Taten im DFB-Pokal. Das Saarland ist stolz auf euch, ihr könnt es auch sein!"
Manch ein Fan schaut auch schon voraus auf die kommende Pokalsaison. "Sei es jetzt Lautern gegönnt. Und den Lauterer Fans. Aber nächstes Jahr holen wir den Pokal."
Über dieses Thema berichtete die Sendung "Guten Morgen" am 03.04.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.