Diese Schritte geht das Saarland für den Klimaschutz
Die Sommer im Saarland werden durch den Klimawandel heißer - und das wird die Gesundheit der Menschen gefährden. Land und Kommunen müssen reagieren und die Menschen schützen. Der Klimaschutzkoordinator für das Saarland nennt verschiedene Maßnahmen - und auch die Kommunen tun einiges zum Klimaschutz, zum Beispiel die Kreisstadt Neunkirchen.
"Wenn viele kleine Leute viele kleine Schritte tun", setzt Nicola Saccà an, als er, statt zum Aufzug zu gehen, die Treppe ansteuert. Der Klimaschutzkoordinator des Saarlandes sieht es pragmatisch: Veränderung muss schon im Kleinen stattfinden, damit auch die großen Entscheidungen Wirkung haben. Und diese Wirkung sei angesichts der drohenden Gefahren des Klimawandels dringend notwendig.
Mehr Hitzetage im Saarland
Denn der Klimawandel wird auch das Saarland treffen, so viel steht bereits fest. Vor allem Starkregen werde wahrscheinlicher, sagt Saccà und nennt als gefährdete Regionen Illingen, Eppelborn oder Kleinblittersdorf. Aber auch extreme Hitze und Trockenheit werden häufiger vorkommen. Bisher waren es im Saarland im Durchschnitt drei Hitzetage pro Sommer, also Tage, an denen es über 30 Grad warm war. In Zukunft werde dieser Durchschnittswert auf zehn Tage pro Jahr ansteigen.
All das gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung und hat in den schlimmsten Fällen in der Vergangenheit bereits zu Hitzetoten geführt, so Saccà. Neben der Gefahr von Hitzschlägen werde auch die Wahrscheinlichkeit steigen, dass tropische und subtropische Krankheitserreger nach Deutschland kommen.
Tropenkrankheiten und Ernteausfälle
"Die asiatische Tigermücke ist da zum Beispiel ein Stichwort", erklärt Saccà. Impfungen gegen die Krankheitserreger, "die wir sonst nur von Tropenreisen kennen", seien eine Möglichkeit, sich davor zu schützen.
Ebenso müsse die Landwirtschaft mit mehr Schädlingsbefall rechnen - Ernteeinbußen wären die Folge. Eine weitere Gefahr für die Landwirtschaft seien lange Trockenperioden, das hätten schon die Sommer der Jahre 2018, 2019 und 2020 gezeigt, erinnert Saccà. "Das hat wohl allen gezeigt, wie sehr wir vom kostbaren Gut Wasser abhängig sind."
Regenrückhaltebecken gegen Hochwasser
Das Land muss also handeln - und dafür setzt sich Nicola Saccà ein. Als Klimaschutzkoordinator der Landesregierung ist er im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr angesiedelt.
Dafür gibt es verschiedene Maßnahmen, die laut Saccà allerdings zumeist auf lokaler Ebene stattfinden müssen. "Insbesondere die Kommunen sind dafür zuständig, die Auswirkungen des Klimawandels gering zu halten." Das Land unterstütze dabei finanziell, zum Beispiel durch das Förderprogramm "Aktion Wasserzeichen", das neun Millionen Euro bereitstellt.
Was bereits geschehen ist: Seit den 90er-Jahren seien viele Regenrückhaltebecken entlang der Saar angelegt worden, die dafür sorgen, Niederschlagswasser zurückzuhalten, das ansonsten in die Saar gelangen und dort zu größeren Hochwasserereignissen führen würde.
Bebauung am Saarufer lebensbedrohlich
Hochwasser an sich lasse sich jedoch nicht vollständig vermeiden. Das Forschungsinstitut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme mit Sitz in Saarbrücken hat dazu im Auftrag des Saar-Wirtschaftsministeriums Starkregengefahrenkarten für die Kommunen erstellt, auf der die besonders von Hochwasser gefährdeten Orte markiert sind.
Eine wichtige Information, denn: „In gewissen Bereichen der Uferzonen ist eine Bebauung nicht nur nicht sinnvoll, sondern lebensgefährlich", erklärt der Klimaschutzkoordinator Saccà.
Noch kein Hitzeplan für das Saarland
Um die Hitzegefahr in den Griff zu bekommen, müssen Orte grün bleiben - vor allem Städte, denn dort ist es ohnehin schon wärmer als im Umland, so der Klimaschutzkoordinator. Eine Lösung dafür könnte Vertical Gardening sein, also die Fassadenbegrünung in Städten.
Jedoch gebe es noch keinen speziellen Plan gegen Hitzetage, "weil wir im Saarland nicht so urban geprägt sind wie das Rhein-Main-Gebiet oder auch das Ruhrgebiet.“
Klimaschutz nicht vergessen
Die Ausgangssituation sei im Saarland noch nicht allzu problematisch. "Die Stadt Saarbrücken ist idealerweise von allen Seiten von Wäldern umgeben." Zudem staue sich die warme Luft nicht in der Stadt, da vom Plateau in Ensdorf aus eine Kaltluftschneise ins Saartal hineinfließt und die warme Luft schneller abtransportiere.
Dominiert werden diese Maßnahmen zur Anpassung an das Klima von Maßnahmen zum Klimaschutz. "Man kann das eine nicht ohne das andere denken. Ohne einen effektiven Klimaschutz und ohne dass man darüber den Klimawandel eingrenzt, kann die Zahl, Häufigkeit und Extremheit der Trockenperioden, der Hitzetage und der Starkregentage nicht reduziert werden", mahnt Saccà.
Klimaschutz im kommunalen Bereich
"Man tut sich keinen Gefallen damit, den Klimaschutz nicht zu beachten", stimmt auch Anna Paquet zu. Sie ist Klimaschutzmanagerin der Kreisstadt Neunkirchen und versucht, übergreifend für verschiedene Bereiche den Klimaschutz auf kommunaler Ebene voranzubringen. Aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht führe kein Weg am Klimaschutz vorbei.
Der Fokus ihrer Arbeit lag bereits darauf, die Radwege in Neunkirchen zu verbessern sowie mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu schaffen. Grüner Strom für die städtischen Gebäude oder die Straßenbeleuchtung waren ebenfalls Ziele, die sie angegangen ist. Was sie stört: "Das dauert schon ewig", bei Förderanträgen seien rund fünf Monate ganz normal. "Ich würde gerne viel mehr machen", sagt Paquet.
Klimafreundliche Stadt - Wunschvorstellung?
Ihre Vision der Stadt der Zukunft sei daher bisher nicht viel mehr als eine Wunschvorstellung: "wenige Autos in der Stadt, viele Fahrräder, viele Grünflächen, die Gebäude und Fassaden begrünt und zwischendurch mehr Wasserflächen in der Stadt."
Ausbremsen lässt sie sich aber nicht. "Auch wenn es teilweise langwierig ist, erreicht man doch immer wieder Erfolge zwischendurch. Da denkt man dann, das haben wir jetzt doch geschafft." Als nächstes plant sie, ein Klimaschutznetzwerk zwischen den Kommunen des Landkreises zu schaffen und möchte das Projekt anstoßen, Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden einzurichten.
Saar-Klimaschutzplan in Arbeit
Auf erneuerbare Energien, mehr Energieeffizienz und weniger CO2-Ausstoß setzt ebenfalls Nicola Saccà, der den Klimaschutz für das gesamte Land koordiniert. Dafür ist bereits ein Klimaschutzplan angekündigt, der wohl bis Ende des Jahres fachlich erarbeitet werden soll, um bald an die Öffentlichkeit zu gehen.