Saarland berechnete jahrelang Treibhausgase und Energieverbrauch falsch
Offenbar hat die saarländische Landesregierung über Jahre die Energie- und CO2-Bilanzen falsch berechnet. Nun ist völlig unklar, wo das Land in Sachen Treibhausgas-Emissionen steht.
Aufgefallen war der Fehler erstmals Anfang August: Damals hatte sich herausgestellt, dass die CO2-Emissionsdaten der saarländischen Stahlindustrie nicht mit denen des Landesamtes übereinstimmten.
Rekordwert bei CO2?
Die Werke der Stahl Holding Saar (SHS) sollten demnach 2020 bis zu fünf Millionen Tonnen mehr Treibhausgase ausgestoßen haben als von der SHS selbst angegeben, von einem Rekordwert war die Rede – und das, obwohl durch die Corona-Pandemie 2020 besonders wenig produziert wurde. Das Amt hatte das zunächst mit unterschiedlichen Berechnungsmethoden erklärt.
Hinzu kam dann aber eine angebliche Verdreifachung des Gasverbrauchs bei Privathaushalten trotz eines milden Winters 2020. Nach Recherchen der Saarbrücker Zeitung steht nun fest, dass das Statistische Landesamt über Jahre hinweg den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß im Saarland falsch berechnet hat.
Das übergeordnete Finanzministerium bestätigte die Angaben auf SR-Anfrage. Das Ministerium will nun auch weitere Jahre überprüfen lassen, zunächst die Jahre 2020, 2016 und 1990.
CO2-Ausstoß und Energieverbrauch unklar
Wie das Saarland mit Blick auf die angestrebte Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent (gegenüber 1990) dasteht, ist derzeit völlig unklar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass weniger CO2 ausgestoßen wurde.
Die Grünen fordern nun, die Neuberechnung im Finanzministerium zur Chefsache zu machen. „Der Berechnungsfehler zeigt, wo bei der Landesregierung die Prioriäten liegen“, sagte die Landesvorsitzende Jeanne Dillschneider. Zwar könnten Fehler passieren. Es sei aber erstaunlich, dass dieser bislang nicht aufgefallen ist.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 22.09.2023 berichtet.