Saar-Industrie im Umbruch: "Nur mit Wasserstoff"

Die Industrie im Saarland steht vor großen Herausforderungen. Und die können nur mit einer passenden und strukturierten Transformation gemeistert werden. Fest steht: Die größten Industriezweige müssen sich weiter verändern, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dreckige Schlote sollen im Saarland bald der Vergangenheit angehören. Die Stahlindustrie soll klimafreundlich werden. Dafür werden aber riesige Mengen Wasserstoff benötigt. Die kann Deutschland allein in diesem Umfang nicht erzeugen. Importe aus Südeuropa oder Afrika sind nötig.

Komplexer Transport von Wasserstoff

Um Wasserstoff umweltfreundlich herzustellen, braucht es vor allem zwei Zutaten: Wasser und grünen Strom in großen Mengen. Der Blick geht nach Skandinavien, in den Mittelmeerraum oder Afrika. Allerdings lässt sich Wasserstoff nicht so einfach per Schiff transportieren wie etwa Öl oder Kohle.

Die beste Transportmöglichkeit sind Pipelines. „Es ist immer die günstigste Variante, wenn man Wasserstoff durch eine Leitung schicken kann“, erklärt die Geschäftsführerin der saarländischen Wasserstoffagentur, Bettina Hübschen, „Da gibt es auch schon Planungen über ein europäisches Leitungsnetz, an das das Saarland dann auch angeschlossen werden würde.“

Wasserstoffnetz im Aufbau

Die Wasserstoffnetze in Europa sind im Aufbau. Einige Hürden sind aber noch zu überwinden. „Es braucht abschließende Förderbescheide, die jetzt vom Bundeswirtschaftsministerium ausgefertigt werden müssen“, sagt der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD), „und es braucht eine abschließende Verständigung mit der EU-Kommission, was die Zertifizierung des Kernnetzes angeht. Denn davon wird am Ende abhängen, wann die entsprechenden Investitionen ausgelöst werden können.“

Die Unternehmen würden lieber heute als morgen an Wasserstoffnetze angeschlossen werden. Saarstahl und Dillinger wollen 2027 ersten Stahl mithilfe von Wasserstoff produzieren.

„Wir tun alles dafür, diesen Zeitplan einzuhalten“, bestätigt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stahl-Holding-Saar, Stefan Rauber. Das sei das feste Ziel. Allerdings sei man auch abhängig von Anlagenbauern, Monteuren und von der Verfügbarkeit. „Das versuchen wir gerade nach und nach in die Reihe zu bringen.“ Erste Umbauarbeiten auf dem Werksgelände laufen aktuell.

Zukunft der Industrie nur durch Wasserstoff

Die Landesregierung, Unternehmen und Gewerkschaften sind sich einig: Nur mit Wasserstoff hat die saarländische Industrie die Chance auf eine gute Zukunft. Dafür müssten aber noch offene Fragen geklärt werden, fordert die Erste Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, Christiane Benner: „Wo kommt der Wasserstoff her? Wie wird er finanziert? Wie sind die Infrastrukturen?“

Schließlich gehe es darum, dass der Stahl wettbewerbsfähig angeboten werde. Deswegen brauche es für die Industrie auch einen gedeckelten Strompreis.

Und dafür müsse man vielleicht - bildlich gesprochen - nach Berlin marschieren, ähnlich wie es die saarländische Stahlbeschäftigten bereits in Richtung Brüssel getan haben. Es müsse Druck ausgeübt und die Dringlichkeit deutlich gemacht werden, so Christiane Benner weiter.

Auch Stefan Rauber betonte mehrfach, dass ein wettbewerbsfähiger Energiepreis für die Zukunft der saarländischen Stahlindustrie überlebenswichtig wäre.

Zukunft der Autozulieferer ungewiss

Im Vergleich ist die saarländische Stahlindustrie in Sachen Transformation schon gut vorangekommen. Anders sieht es bei den Autozulieferern aus, die auch mitten in einem technologischen Umbruch stecken.

Dort gibt es in Sachen Transformation noch viele Fragezeichen. Die Zukunft des gesamten Automobilstandort Saarland bleibt weiter ungewiss.

Das Saarland ein gallisches Dorf

Laut Vertretern von Gewerkschaft, Politik und Industrie hängt die Zukunft der regionalen Industrie vor allem an guten Arbeitsplätzen, qualifizierten Arbeitskräften und einer funktionierenden Infrastruktur. Hier sei insbesondere die Politik gefordert, Entscheidungen zu treffen und flankierende Maßnahmen zu ergreifen.

Trotz der Herausforderungen blicken die Beteiligten insgesamt optimistisch in die Zukunft. Das Saarland sei resilient, also anpassungs- und widerstandsfähig. Christiane Benner zieht einen literarischen Vergleich: „Das Saarland ist wie ein gallisches Dorf, bleibt kämpferisch und blickt nach vorne.“

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 28.05.2024 im SR Fernsehen berichtet.

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