Saarländische Stahlarbeiter erhalten mehr Geld
Für die Beschäftigten in der saarländischen Stahlindustrie haben Gewerkschaften und Arbeitgeber einen Tarifabschluss erzielt, der nun auch von der Tarifkommission angenommen wurde. Sie erhalten Inflationsausgleichsprämien und ab April nächsten Jahres 5,5 Prozent mehr Lohn.
Nach mehreren Stunden und intensiven Gesprächen war das Ergebnis da: Der Stahl-Verband-Saar (SVS, früher: Verband der Saarhütten) und die IG Metall Bezirk Mitte haben sich am späten Montagabend auf einen Tarifabschluss geeinigt. Er gilt für die rund 13.300 Beschäftigten der Eisen- und Stahlindustrie im Saarland, für Buderus Edelstahl in Wetzlar und für die Badischen Stahlwerke in Kehl.
Die Tarifkommission der IG Metall hat den Abschluss mittlerweile auch angenommen – er ist damit für die kommenden knapp zwei Jahre beschlossen.
Köhlinger: „Wir haben den Sack zugemacht“
„Nach intensiven Gesprächen mit der Gewerkschaft konnten wir das Verhandlungsergebnis sachlich und konstruktiv erzielen“, sagte SVS-Präsident Heiko Maas. Die Inflationsausgleichsprämie schaffe eine spürbare finanzielle Entlastung für die Beschäftigten, und mit dem Tarifvertrag Dual Studierende wird ein positives Signal an den Nachwuchs gesendet.“
Jörg Köhlinger, Bezirksleiter IG Metall Mitte und Verhandlungsführer, sagte, die Herausforderungen für die saarländische Stahlindustrie seien enorm, und das bei einer in Teilen angespannten wirtschaftlichen Lage. „Deshalb bin ich sehr froh, dass es heute gelungen ist, ein tragfähiges Tarifergebnis zu erzielen. Wir wollten keine Zeit verlieren und haben den Sack zugemacht.“
Die Eckpunkte des Tarifabschlusses
Endgültig erstellt sein soll der Tarifvertrag bis zum 30. September dieses Jahres. Er soll dann zum 1. April 2025 in Kraft treten. Die Eckpunkte im Detail:
- Die Beschäftigten erhalten für April 2024 eine Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro. Auszubildende erhalten 1000 Euro.
- Für Mai bis Oktober 2024 werden monatliche Inflationsausgleichsprämien in Höhe von je 215 Euro gezahlt, bei Auszubildenden 115 Euro. Für November soll es einen Inflationsausgleich von 210 Euro bzw. 110 Euro geben.
- Ab dem 1. April 2025 steigen die Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent, entsprechend auch die Ausbildungsvergütungen.
Der Vertrag soll eine Laufzeit über 22 Monate bis Jahresende 2025 haben. Der Tarifvertrag über den Einsatz von Werkverträgen wurde verlängert, bei dual Studierenden wollen die Sozialpartner noch einen Tarifvertrag erarbeiten.
Flexiblere Arbeitszeiten wegen Transformation
Außerdem einigten sich Gewerkschaften und Arbeitgeber darauf, dass die wöchentliche Regelarbeitszeit von 35 Stunden pauschal für alle Beschäftigten um bis zu drei Stunden abgesenkt werden kann, um so dem Druck der Transformation in der Stahlindustrie gerecht zu werden.
Kommt es dazu, soll gestaffelt bis zu einer Stunde mehr vergütet werden. Das heißt, wer in einem solchen Fall 32 Stunden pro Woche arbeitet, erhält 33 Stunden bezahlt. Ist hingegen für die Transformation hin zu grünem Stahl mehr Arbeitszeit erforderlich, etwa um alte und neue Anlagen parallel laufen zu lassen, kann die Arbeitszeit auch pauschal um bis zu drei Stunden erhöht werden. Dafür gilt die bestehende Mehrarbeitsvergütung.
Individuelle Arbeitszeitvereinbarungen möglich
Vereinbart wurde auch, dass einzelne Beschäftigte auf Wunsch ihre Arbeitszeit befristet auf 33,6 Prozent absenken können, sofern dem keine betrieblichen Interessen entgegenstehen. Dafür werde dann keine Entgeltsicherung gewährt, so der Stahl-Verband-Saar.
Eine Ausnahme soll für besonders belastete Beschäftigte in Schichtarbeit gelten, die 60 Jahre oder älter sind. Ihnen werden 34,10 Stunden bezahlt. In den Jahren 2026 und 2027 soll die Altersgrenze um jeweils ein Jahr abgesenkt werden. 2027 steht dann auch eine Bewertung der Altersstaffel an.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 26.02.2024 berichtet.