SUV-Boom im Saarland
Viel Platz, bequemes Ein- und Aussteigen und eine bessere Straßen-Übersicht: SUV und Geländewagen sind beliebt wie nie. Im Saarland hat sich ihre Zahl in den vergangenen Jahren verdreifacht, schätzt der saarländische Kfz-Verband. Saar-Grünen-Chef Markus Tressel dämpft indes die Freude an den komfortablen Kolossen: Der SUV-Boom torpediere die deutschen Klimaziele.
Sie sind größer, schwerer, verbrauchen mehr Sprit und blasen deutlich mehr CO2 in die Atmosphäre als gewöhnliche Pkw: Geländewagen und die sogenannten Sport Utility Vehicle - kurz: SUV. Und doch ist die Lust der Deutschen an den gepanzerten Kolossen so groß wie nie.
Auch im Saarland ist der Boom längst angekommen. Nach Schätzungen des saarländischen Kfz-Verbandes hat sich die Zahl der SUV und Geländewagen in den vergangenen Jahren verdreifacht. Waren 2012 noch rund 11.400 SUV und Geländewagen im Land unterwegs, sind es 2018 schon rund 36.000, schätzt Verbands-Geschäftsführer Niklas Burmester. Ein ähnliches Bild zeichnen auch die Zahlen der Neuzulassungen der vergangenen Jahre. 2017 war im Saarland bereits jedes vierte neuzugelassene Auto ein SUV oder Geländewagen. Das geht aus einer Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung hervor, an der auch der Bundestagabgeordnete und Saar-Grünen-Chef Markus Tressel beteiligt war. Mit 25 Prozent liegt das Saarland damit sogar knapp über dem Bundesdurchschnitt von 24 Prozent. Insgesamt wurden auf saarländischen Straßen 2017 9300 SUV und Geländewagen neu zugelassen, 2013 waren es lediglich 5300.
Tressel: "SUV-Trend ist ein Riesenproblem"
Während die Autofahrer ihrer Liebe zu großen, schweren Autos frönen, torpediert der SUV-Boom die Bemühungen, den CO-Ausstoß in der aktuellen Klimadebatte zu reduzieren. Längst hat die Bundesregierung sich damit abgefunden, dass sie ihre bis 2020 gesteckten Klimaziele verfehlen wird – nicht nur, aber auch wegen der noch immer viel zu hohen CO2-Belastung der Autoindustrie. „Für die Erreichung der Klimaziele ist der SUV-Trend ein Riesenproblem. Die Autos werden immer größer und schwerer und haben einen immer höheren CO2-Ausstoß“, sagt Grünen-Chef Tressel. Bis zum Jahr 2020 müssen die Konzerne in Europa den Grenzwert von durchschnittlich 95 Gramm CO2 pro Kilometer einhalten. Derzeit kommen viele SUV und Geländewagen aber noch auf mehr als 150 Gramm.
Dudenhöffer: "Wer es nicht schafft, fliegt aus dem Markt"
Und der Trend, auf breiten Reifen unterwegs sein zu wollen, wird nach Ansicht von Ferdinand Dudenhöffer, Professor am CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen, in den kommenden Jahren nicht abebben – im Gegenteil. „Wenn wir uns so entwickeln wie die Schweiz, die USA oder andere Staaten, dann können wir mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent in den nächsten Jahren rechnen“, prognostiziert der Automobilexperte.
Doch Dudenhöffer ist sich sicher, dass die Autobauer langfristig den Spagat bewältigen werden und sowohl die Kundenbedürfnisse nach SUV befriedigen und gleichzeitig die gesetzlichen Vorgaben einhalten werden. „Wir haben einen großen Trend, der in der Übergangszeit in die Hybride geht und längerfristig in die reinen Elektroautos.“ Zudem seien die drohenden hohen Strafzahlungen ein großer Anreiz für die Hersteller. „Denn wer es nicht schafft, fliegt aus dem Markt raus“, ist sich Dudenhöffer sicher. Der vom Dieselskandal gebeutelte Autobauer VW hat bereits reagiert und angekündigt, nach 2026 keine Verbrennungsmotoren mehr herstellen zu wollen.
Tressel: "Das ist Augenwischerei"
Für Tressel reichen solche Maßnahmen nicht aus. „Solange Strom durch Kohle gewonnen wird, stellt sich die Frage, welcher Strom kommt denn in mein Auto. Das heißt, der Co2-Ausstoß findet einfach woanders statt. Das ist Augenwischerei". Tressel spricht damit den fehlenden Plan der Bundesregierung in Sachen Kohleausstieg an. Denn die Kohlekommission hat ihre Entscheidung auf kommendes Jahr vertagt. Und so ist die deutsche Klimabilanz bedenklich. Deutschland ist der sechstgrößte Treibhausgasproduzent und größte Braunkohle-Verstromer der Welt.
Und Tressel führt einen weiteren Kritikpunkt an: das Platzproblem in den Städten. "Schauen Sie sich doch mal in den Städten um in den Parkhäusern, die vor 20 oder 30 Jahren gebaut wurden und die Größe der Parkplätze. Und dann schauen Sie sich die Größe der SUV und Geländewagen an. Dabei sollten die Autos eigentlich eigentlich kleiner und leichter werden."