Strom und Gas: Verbraucherzentrale rät zu Anbieterwechsel

Strom und Gas: Verbraucherzentrale rät zu Anbieterwechsel

Kai Forst   10.09.2023 | 11:27 Uhr

Nach den heftigen Anstiegen im vergangenen Jahr sind die Strom- und die Gaspreise seit einigen Monaten im Sinkflug. Wer Geld sparen will, sollte sich mit einem Anbieterwechsel auseinandersetzen. Dazu rät auch die Verbraucherzentrale des Saarlandes.

Strom und Gas werden endlich wieder günstiger. Viele Menschen haben derzeit aber noch einen Vertrag beim Grundversorger, weil der im Zuge der Energiekrise im vergangenen Jahr plötzlich die günstigste Option war.

Im Schnitt liegt der Preis pro Kilowattstunde Strom beim Grundversorger aktuell aber deutlich über 40 Cent. Mit einem neuen Vertrag können Kundinnen und Kunden die Kilowattstunde inzwischen schon für 30 bis 35 Cent kaufen.

Vergleichsportale sind sinnvoll

Das bedeutet: Wer Geld sparen will, sollte sich mit einem Anbieterwechsel auseinandersetzen. Dazu rät auch die Verbraucherzentrale des Saarlandes.

„Wir raten grundsätzlich zu einem Anbieterwechsel bei Gas oder Strom, wenn die Kunden in ihren alten Verträgen deutlich mehr zahlen, als derzeit am Markt üblich ist“, sagt Rechtsanwältin Esther Sabokat von der Verbraucherzentrale des Saarlandes. Dabei sei es sinnvoll, die gängigen Vergleichsportale zu nutzen.

Der Arbeitspreis ist das Entscheidende

Dennoch sollte man einige Dinge beachten: „Wichtig ist es, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Suche nach günstigen Anbietern auf den Portalen die Boni beziehungsweise Prämien ausschalten. Denn die sind zwar im ersten Augenblick attraktiv, weil sie den Preis senken. Nach einem Jahr fallen diese Boni dann aber weg und der Preis bei dem Anbieter berechnet sich neu.

Wer also vorhat, möglicherweise länger bei einem Anbieter zu bleiben als ein Jahr, der sollte diese Neukundenprämien bei der Suche abschalten“, so Sabokat weiter.

Viel wichtiger als Entscheidungsgrundlage sei der tatsächliche Arbeitspreis, also wie viel eine Kilowattstunde Strom oder Gas koste.

Wie geht es weiter mit den Preisbremsen?

Zum Arbeitspreis hat die Expertin der Verbraucherzentrale einen weiteren wichtigen Ratschlag. Dabei geht es um die von der Bundesregierung installierten Preisbremsen für Strom und Gas, die verhindern sollen, dass die Preise in astronomische Höhen steigen. Bei Strom werden derzeit Preise über 40 Cent pro kw/h durch die Preisbremse subventioniert, bei Gas liegt die Grenze bei 12 Cent.

Allerdings ist noch ungewiss, wie lange diese Bremsen gültig sein werden. Daher empfiehlt Rechtsanwältin Sabokat: „Wir raten Kunden, die derzeit mehr als 12 Cent/kWh für ihr Gas oder mehr als 40 Cent/kWh für ihren Strom zahlen, rechtzeitig vor dem Wegfall der Preisbremsen den Gas- oder Stromanbieter zu wechseln. Das ist derzeit auch gut möglich, weil Neuverträge teils deutlich unterhalb dieser Preisbremsen angeboten werden. Sicher gelten die Preisbremsen nur noch bis Ende des Jahres, maximal ist eine Verlängerung bis April 2024 vorgesehen.“

Viele Menschen planen keinen Wechsel

Allerdings scheinen viele Kunden derzeit trotz des möglichen Einsparpotenzials nicht wechseln zu wollen. Wie eine forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes ergab, haben über 80 Prozent der Haushalt in den vergangenen Monaten nicht den Strom- oder Gastarif gewechselt und zukünftig auch keinen Wechsel geplant.

Verbraucherschützerin Esther Sabokat erklärt das folgendermaßen: „Zum einen beobachten wir eine gewisse Trägheit bei den Verbrauchern beim Thema Anbieterwechsel. Das hat auch damit zu tun, dass viele Menschen schon gebrannte Kinder sind und in der Vergangenheit möglicherweise schlechte Erfahrungen gemacht haben. Denn nicht alle Anbieter sind seriös und zuverlässig.“

Generell sei es ratsam, sich vor einem Wechsel über einen potenziell günstigen Anbieter schlau zu machen. „Man kann das Unternehmen einfach googlen, um herauszufinden, ob das in der Vergangenheit schon negative Schlagzeilen gemacht hat oder ob Verfahren laufen.“

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 10.09.2023 berichtet.


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