Sind 120 Euro pro Klassenfahrt noch zeitgemäß?

120 Euro pro Kind und Schuljahr für eine Klassenfahrt sieht der Schulfahrtenerlass im Saarland vor. Doch ist dieser Betrag mit Blick auf die Preissteigerungen der vergangenen Jahre noch zeitgemäß? Nein, sagen der Philologenverband und die CDU Saar. Der Erlass müsse dringend überarbeitet werden.

Ein Klassenfahrt sollte nicht am Geldbeutel der Eltern scheitern: Mit dieser Idee hatte das Bildungsministerium unter dem früheren Minister Ulrich Commerçon (SPD) 2016 den sogenannten Schulfahrtenerlass verabschiedet. Kein Kind dürfe aufgrund geringerer Einkommensverhältnisse der Eltern von einer Fahrt ausgeschlossen werden.

So sieht der Erlass unter anderem vor, dass für mehrtägige Schulfahrten pro Schuljahr und Schüler die Höchstgrenze von 120 Euro nicht überschritten wird. Der Nachteil: Mehrtägige Klassenfahrten – vor allem ins Ausland – sind seitdem nicht mehr so einfach möglich. Daher gab es immer wieder Kritik an der Regelung.

"Muss dringend nachgebessert werden"

So wie auch jetzt: Die vorgegebenen Kostensätze von maximal 120 Euro seien in der Praxis nur schwer einzuhalten, sagt Marcus Hahn, der Vorsitzende des Philologenverbandes im Saarland. Im Grundsatz begrüße er, dass Schülerinnen und Schüler nicht wegen der finanziellen Lage der Eltern stigmatisiert würden.

„Doch da muss dringend nachgebessert und die Höchstgrenzen realistisch gestaltet werden“, so Hahn. Die Preise in nahezu allen Lebensbereichen seien in den vergangenen Jahren derart in die Höhe geschnellt, dass 120 Euro pro Schüler und Schuljahr nicht mehr zeitgemäß seien.

CDU: Anpassung überfällig

Dieser Meinung ist auch der politische Widersacher der Landesregierung, die CDU im Saarland. Eine Anpassung des Schulfahrtenerlasses sei längst überfällig. Man habe Rückmeldungen von Lehrkräften erhalten, die den Erlass als „überholt, nicht mehr praktikabel, realitätsfern“ bezeichneten.

Die CDU betont zudem, dass Beförderungskosten, Energiekosten und Beherbergungskosten in den letzten Jahren deutlich gestiegen seien. „Die Höchstgrenze ist geblieben. Die Kriterien, die der Erlass ansetzt, müssen dringend auf den Prüfstand“, so die Landtagsabgeordnete Jutta Schmitt-Lang.

Preisschranke bleibt

Das Bildungsministerium sieht hingegen eben genau in den ansteigenden Preisen eine Rechtfertigung für die Kostenschranke im Schulfahrtenerlass. Ziel sei es, die Teilhabe von Schülerinnen und Schülern an Schulfahrten sicherzustellen – möglichst unabhängig von der wirtschaftlichen Lage der jeweiligen Familien.

"An diesem Ziel werden wir auch künftig festhalten, insbesondere mit Blick auf die allgemeinen Preisentwicklungen und die daraus resultierenden zusätzlichen Belastungen vieler Familien“, teilte ein Ministeriumssprecher auf SR-Anfrage mit.

Anpassung wird geprüft

Zu den von der CDU erwähnten kritischen Reaktionen von Lehrkräften sagte der Sprecher: „Als Dienstherr steht das Ministerium für Bildung und Kultur selbstverständlich in permanentem Austausch mit den Lehrkräften. Wir nehmen allgemein Verständnis und Unterstützung für die mit dem Schulfahrtenerlass getroffenen Regelungen wahr.“

Gleichwohl würden derzeit mögliche Anpassungen des Erlasses geprüft. Welche das sein könnten und ob die Höchstgrenze von 120 Euro davon betroffen sein wird, ließ das Ministerium offen.

Philologenverband fordert administrative Verbesserungen

Der Vorsitzende des Philologenverbands, Hahn, sieht zudem weiteren Handlungsbedarf – bei der administrativen Abwicklung der Klassenfahrten. Hier sei im Saarland eine Professionalisierung notwendig, die in anderen Bundesländern schon umgesetzt sei.

„In Nordrhein-Westfalen gibt es beispielsweise ein Treuhandsystem. Im Saarland werden die Fahrten hingegen immer noch über die Lehrkräfte, die Eltern und die Klassenkassen organisiert.“ Das sei wenig zufriedenstellend.

"Am Ende spart man dadurch Geld"

Hahn geht sogar davon aus, dass am Ende Geld gespart würde, wenn den Schulen in Zeiten der Klassenfahrten Verwaltungspersonal zur Seite gestellt würde. „Angebote von Beherbergungen oder Transporten einholen und vergleichen, aber auch Möglichkeiten für Zuschüsse überprüfen. Dadurch spart man letztendlich auch Kosten“, so Hahn.

Unprofessionell sei es hingegen, wenn die Lehrkräfte neben der Planung des pädagogischen Konzepts einer Klassenfahrt auch noch zahlreiche Angebote einholen oder Geld einsammeln müssten.

Über dieses Thema hat auch UNSERDING am 31.07.2023 berichtet.

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