Fahrzeugspende an die ukrainische Stadt Kovel (Foto: Stadt Barsinghausen)

Saarbrücken und Barsinghausen wollen Ukraine-Hilfe fortführen

Axel Wagner   29.01.2024 | 13:28 Uhr

Die Hilfe aus dem Saarland und der Region Hannover für die Stadt Kowel in der nordwestlichen Ukraine soll weitergehen. Darauf haben sich die Rathauschefs der drei Städte verständigt. So soll Kowel unter anderem mit einem Fachkräfteprogramm wieder aufgebaut werden. Vor Kurzem nahm der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Spenden in Empfang.

Großer Bahnhof im niedersächsischen Barsinghausen für Igor Chaika: Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Kowel war am vorvergangenen Wochenende eigens nach Deutschland gekommen, um Spenden der beiden Partnerstädte Saarbrücken und Barsinghausen in Empfang zu nehmen. Die Hilfen aus Saarbrücken werden aus organisatorischen Gründen über die Stadt in der Region Hannover abgewickelt.

Solidaritätspartnerschaft formell besiegelt

Die Stadt Saarbrücken hatte bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) einen neunsitzigen Kleinbus eingeworben, den Martin Schönbach und Viola Betz im Auftrag der Saarbrücker Stadtverwaltung übergaben, begleitet von Mädchen und Jungen aus der Ukraine, die auf Einladung des Vereins „Kinderhilfe Ukraine“ ihre Ferien am Deister verbracht hatten. Die Vereine der Stadt Barsinghausen stifteten dazu gebrauchte Sportausrüstung.

Anschließend ging es für Bürgermeister Chaika und die beiden mit ihm gereisten Abgeordneten Andrii Milinchuk und Vadym Klimuk nach Saarbrücken, wo sie die Solidaritätspartnerschaft auch offiziell unterzeichneten. Dass diese Partnerschaft weitergeht, darüber haben sich Chaika, Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) und sein Barsinghäuser Amtskollege Henning Schünhoff (SPD) in der letzten Woche bei einer Videokonferenz verständigt.

Conradt: „Ukraine verteidigt auch unsere Freiheit“

„Während wir hier in Frieden leben, herrscht in der Ukraine Krieg“, sagte Conradt dem SR. „Jeden Tag werden Menschen Opfer des russischen Angriffskrieges. Die Ukraine verteidigt auch unsere Freiheit, daher braucht sie weiterhin unsere volle Souveränität und Unterstützung.“

Nach den Worten von Barsinghausens Bürgermeister Schünhoff wollen beide Städte weitere Fördermittel beantragen und Hilfstransporte organisieren. „Unter anderem planen wir, gemeinsam eine Interessenbekundung für ein Fachkräfteprogramm abzugeben. Dabei geht es um personelle Fördermittel zum Wiederaufbau unserer Partnerstadt.“ Außerdem sollen in den kommenden Tagen zwei Feuerwehrfahrzeuge über Warschau nach Kowel gebracht werden.

Chaika: „Manchmal heulen die Sirenen viermal am Tag“

Kowels Bürgermeister Chaika, so Schünhoff, habe in der Videoschalte von der bedrückenden Lage in der Ukraine berichtet. Es habe eine große Trauerfeier für mehrere Gefallene in Kowel gegeben, außerdem werde regelmäßig Luftalarm ausgerufen. „Manchmal heulen die Sirenen viermal am Tag“, so Chaika. „Glücklicherweise ist es noch nie zu einem Luftangriff gekommen.“

Gleichwohl seien die vielen Gefallenenmeldungen, Alarmierungen und die kriegsbedingten Einschränkungen bei der Versorgung mit Energie und Telekommunikationsleistungen eine große Belastung für die Menschen, erklärte der Bürgermeister von Kowel. Saarbrücken und Barsinghausen prüfen deshalb aktuell, ob sie erneut Generatoren und Stromspeicher nach Kowel bringen können.

Dank an Partnerstädte

Für Chaika sind die Lieferungen aus den beiden Partnerstädten wichtig, und er bedankte sich dafür. „Sie lassen uns spüren, dass wir nicht allein sind und dass es Menschen gibt, die in diesen schweren Stunden zu uns stehen.“ Die beiden Anfang Dezember in Kowel angekommenen Radlader und das Multifunktionsgerät etwa seien sofort in den Winterdiensteinsatz gegangen.

Sollte die GIZ erneut ein Förderprogramm auflegen, wollen sich Saarbrücken und Barsinghausen wieder daran beteiligen. Angesichts der aktuellen Haushaltslage des Bundes ist das noch unklar. Saarbrückens Oberbürgermeister Conradt machte bei der Videokonferenz allerdings deutlich, dass ohne eine Förderung des Bundes kaum eine Chance besteht, ähnliche Hilfsaktivitäten wie bisher zu entfalten, da die kommunalen Kassen sehr angespannt sind.

Weiterer Hilfstransport am Mittwoch

Für Mittwoch ist nun eine weitere Fahrzeugübergabe geplant. Ein Hilfskonvoi reist aus Barsinghausen nach Warschau, um dort Vertreten aus Kowel vier Feuerwehrfahrzeuge zu übergeben. Zwei davon, einen Pritschenwagen mit Doppelkabine und einen Kipper mit integriertem Kran, hat die GIZ zur Verfügung gestellt. Daneben werden zwei ältere Fahrzeuge aus Barsinghausen übergeben.

Kurz erklärt: GIZ

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) ist eine Organisation des Bundes, deren Fokus auf Entwicklungszusammenarbeit (früher: Entwicklungshilfe) liegt. Zu ihren Leistungen gehören Beratung, Finanzierungsbeiträge, Entwicklungsleistungen, der Aufbau und die Förderung von Projektträgern, Studien, Gutachten sowie die Bereitstellung von Ausrüstung und Material. Außerdem ist sie in der internationalen Bildungsarbeit tätig.  


Mehr zur Ukraine-Hilfe aus dem Saarland

Rehlinger unterzeichnet Vereinbarung
Partnerschaft zwischen Saarland und ukrainischer Region Lwiw besiegelt
Das Saarland hat am Mittwoch in der Ukraine eine Partnerschaft mit der Region Lwiw geschlossen. Diese grenzt unmittelbar an die bestehende Partnerregion auf polnischer Seite, Podkarpackie.
Ukrainischer Botschafter in Saarbrücken
Rehlinger will Beziehungen zur Ukraine ausbauen
Das Saarland will eine Partnerschaft mit der Region Lwiw in der Ukraine eingehen. Das hat Ministerpräsidentin Rehlinger am Rande des Antrittsbesuchs des ukrainischen Botschafters Makeiev angekündigt.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja