Mitarbeiter in einem Maschinenbaubetrieb (Foto: dpa)

Saar-Wirtschaft verunsichert nach US-Wahl

Caroline Uhl / mit Informationen von Karin Mayer   10.11.2016 | 07:15 Uhr

Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten Präsidenten der USA gibt sich die Saar-Wirtschaft besorgt um die Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten. Die hiesigen Unternehmer seien nun verunsichert, heißt es etwa bei der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände. Noch ist unklar, welche Pläne Trump in Sachen Wirtschaft verfolgen wird.

Das Wahlergebnis in den USA war für viele ein Schock, aus dem es sich nun zu erholen gilt. "Ich habe mich im Laufe des Tages wieder beruhigt", beschreibt Bauunternehmer Philipp Gross aus St. Ingbert. Auch wenn sein Betrieb keine unmittelbaren Handelsbeziehungen in den USA pflegt, betrifft ihn der Wahlausgang trotzdem: "Wir sind ganz massiv, direkt von den amerikanischen Handelsbeziehungen betroffen, indem wir für Firmen bauen, die in Amerika Handelsbeziehungen haben", erklärt er. "Wir arbeiten sehr stark für die US-Armee in Deutschland, das ist einer unserer größten Auftraggeber. Insofern sind wir sehr direkt betroffen."

Gedanken macht sich auch der Geschäftsführer von ThyssenKrupp Industrial Solutions in St. Ingbert, Franz-Maria Wolpers. ThyssenKrupp sei schließlich mit mehreren Tochterunternehmen in den USA vertreten. Mögliche Handelsbeschränkungen schrecken Wolpers nicht: "Ich denke, da wird sich vorläufig erst einmal nichts ändern, solange wir in den USA produzieren und dort auch unsere Leute beschäftigen."

Abschottung statt Freihandel?

Die Beispiele zeigen: Die Saar-Wirtschaft ist an vielen Stellen verwoben mit den USA. Entsprechend blicken viele Unternehmer nun mit Sorge in Richtung Vereinigte Staaten. Die Wirtschaft sei nach dem Wahlergebnis verunsichert, fasst Martin Schlechter von der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände die Stimmung zusammen. Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland, Oliver Groll, sagte dem SR, Trumps Sieg stelle den Freihandel in Frage. Die Automotive Saar warnte vor einer protektionistischen Wirtschaftspolitik in den USA. Der Leiter des Netzwerks, Pascal Strobel, sagte, das würde auch Nachteile für Saar-Zulieferer bringen. Alle Autohersteller, die auf dem amerikanischen Markt etabliert seien und eigene Werke hätten, könnten andererseits aus einer solchen Politik aber auch Vorteile ziehen.

Mehrfach hatte sich Trump im Wahlkampf kritisch bis ablehnend im Bezug auf Freihandelsabkommen geäußert. Konkret weiß derzeit aber niemand so recht, welche Weichen Trump wirklich stellen wird. So etwas mögen Unternehmen nicht. "Unsicherheit macht Angst und von Trump weiß man gar nichts", sagt Bauunternehmer Gross. "Man weiß nicht, was er will, was er vorhat, mit wem er es vorhat, man kennt seine Mannschaft nicht. Das ist Unsicherheit und das gibt einem schon zu denken."

Hoffen auf die Realpolitik

Die Unternehmer der Region setzen vor allem auf eines: Der designierte Präsident Trump wird nach dem Wahlkampf in der Realität ankommen. "Ich glaube auch, dass auch ein neuer Präsident Trump sich da noch ein bisschen nachgiebig zeigen wird in der nächsten Zeit", sagt Wolpers. Trump werde so hart nicht bleiben können, wie er sich im Wahlkampf gegeben habe.

Die USA sind derzeit drittwichtigster Handelspartner für die hiesige Wirtschaft. Aus dem Saarland werden insbesondere Autoteile, Stahl und Maschinen in die USA geliefert. Im vergangenen Jahr exportierten die saarländischen Unternehmen Waren im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Für die deutsche Wirtschaft insgesamt sind die Vereinigten Staaten sogar der wichtigste Außenhandelspartner.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja