Gedenken an die Pogromnacht 1938 in Saarbrücken
Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen, jüdische Friedhöfe wurden geschändet, jüdische Geschäfte ausgeraubt, Wohnungen zerstört – auch hier im Saarland. 85 Jahre danach ist in Saarbrücken in einer Gedenkveranstaltung daran erinnert worden.
In 30 saarländischen Orten wurden in der Reichspogromnacht Läden und Wohnungen zerstört oder stark beschädigt. 14 Synagogen wurden verwüstet oder in Brand gesetzt.
In Saarbrücken waren die gewaltsamen Übergriffe am heftigsten. Am Hauptbahnhof wurden rund 150 Männer jüdischen Glaubens von den örtlichen SS-Einheiten zusammengetrieben und gedemütigt. Ziel war es, die zum Teil nur mit Schlafanzügen bekleideten Personen in die Kaiserstraße zu bringen. Dort stand die damalige Synagoge.
Eine Gedenktafel erinnert an die Pogromnacht vom 9. auf dem 10. November 1938.
Das Saarbrücker Schloss war der Endpunkt der sogenannten „Judenaktionen“ in der Pogromnacht. Die jüdischen Männer wurden hier wieder zusammengetrieben, teilweise in das Gestapo-Gefängnis eingeliefert, teilweise zur Lerchesflur gebracht und inhaftiert.
Gedenkveranstaltungen in Saarbrücken und Berlin
85 Jahre danach fand zur Erinnerung an die Opfer in Saarbrücken am Donnerstag erneut eine Gedenkveranstaltung in der Synagoge statt. Auch in Berlin gab es eine große, zentrale Gedenkveranstaltung. Zudem hielt der Bundestag eine Debatte zum Thema ab.
Sowohl am Platz der ehemaligen Synagoge in der Bahnhofstraße als auch vor der Synagoge am Beethovenplatz haben Mahnwachen begonnen. Am alten Synagogenstandort hat die Landesvereinigung Saar des Bunds der Antifaschistinnen und Antifaschisten und die Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Gedenken an die Reichspogromnacht aufgerufen.
Zentralrat warnt vor wachsendem Antisemitismus
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat zum Jahrestag vor wachsenden Ängsten der jüdischen Bevölkerung in Deutschland gewarnt. Jüdinnen und Juden seien "erschüttert, dass auch in Deutschland so viele Menschen für Judenhass und Israelfeindlichkeit empfänglich sind, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Donnerstag.
"Die Bilder von deutschen Straßen, auf denen vor allem Arabischstämmige die Vernichtung Israels und die Auslöschung aller Juden fordern, sprechen tief verwurzelte Ängste an, die auch mit dem 9. November 1938 zusammenhängen", sagte Schuster. "Wir brauchen hierauf klare rechtsstaatliche, aber auch gesellschaftspolitische Antworten."
Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten vom 09.11.2023 berichtet.