Psychologische Hilfe für Geflüchtete in neuem Zentrum
In einem neuen psychosozialen Zentrum sollen ins Saarland geflüchtete Menschen eine erste psychologische Betreuung bekommen. Denn freie Therapieplätze sind rar gesät – hinzu kommt die Sprachbarriere und die nicht alltäglichen Problemstellungen.
Hilfesuchende müssen im Saarland oft Monate auf einen Therapieplatz warten. Auch geflüchtete Menschen sind oft auf psychologische Hilfe angewiesen, etwa weil sie in ihrem Heimatland Traumatisches erlebt haben.
Verschiedene Wohlfahrtsverbände im Saarland haben sich dem angenommen. Sie haben ein psychosoziales Zentrum aufgebaut, in dem Geflüchtete eine erste psychologische Betreuung bekommen sollen.
Foltergeschichten, Vergewaltigung, Kriegserfahrungen
Einer der Therapeuten ist Jan Faky. Er führt erste Therapiegespräche mit Geflüchteten, bevor sie zu einem niedergelassenen Arzt wechseln. Seine Kurdisch- und Arabischkenntnisse sind dabei von Vorteil.
Die Probleme der Menschen, die zu ihm kommen, sind oft nicht alltäglich. "Es dreht sich manchmal auch um Foltergeschichten, Vergewaltigungen, sowie auch zum Beispiel Kriegserfahrungen, Gefangenschaften und so weiter", erklärt Faky. "Manchmal ist es auch sehr belastend."
Auch Integration kann erleichtert werden
In der Therapie geht es aber nicht zwingend nur um erlebte Traumata. Vielen Patientinnen und Patienten helfe es auch einfach, jemanden zum Reden zu haben, mit dem sie ihre Erfahrungen im neuen Land teilen können. "Durch die Therapie kann auch die Integration sehr erleichtert werden", berichtet Faky. "Wenn sie sich zum Beispiel in sozialen Strukturen binden können oder integriert werden können, fühlen sie sich auch als ein Teil der Gesellschaft."
Das verbandsübergreifende Projekt ist das erste dieser Art im Saarland. Es richtet sich vor allem an Geflüchtete mit Bleibeperspektive sowie ausländische Fachkräfte. Über drei Jahre sollen bis zu 1000 Personen hier betreut werden. Die Kosten von zwei Millionen Euro werden überwiegend aus EU-Mitteln bezahlt.
Wohnortnahe Hilfsangebote
Die Hilfsangebote sind wohnortnah bei den verschiedenen Verbänden – etwa in St. Ingbert, Saarbrücken, Merzig und Saarlouis. Das Projekt ist zwar gerade erst gestartet, läuft aus Sicht der Träger aber schon gut. Die Menschen würden mit viel Stabilität und Hoffnung in ihr Leben starten – und das gebe ihnen auch den Mut, hier Fuß zu fassen und hier auch zu bleiben, sagt Rabea Pallien vom DRK Landesverband Saarland.
Eine weitere Aufgabe ist die Vermittlung an niedergelassene Ärzte. Diese sollen ermutigt werden, Geflüchtete trotz Sprachbarrieren und Therapiethemen wie etwa Folter aufzunehmen. Dazu würden gemeinsam mit der Psychotherapeutenkammer auch Fortbildungen angeboten.
Über dieses Thema berichtete der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 07.08.2024.