Gerichtsakten und Bücher zu Strafgesetzbuch und Strafprozessordnung liegen bzw. stehen liegen auf einem Tisch. (Foto: picture alliance/dpa | David Young)

Missbrauchsermittlungen im Fall Dillinger werden ausgeweitet

Oliver Buchholz / Onlinefassung: Axel Wagner   21.04.2023 | 18:22 Uhr

Die Hinweise, dass es rund um den Friedrichsthaler Priester Dillinger weitere Täter geben könnte, verdichten sich. Derweil wird die Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs weiter ausgeweitet. Auch die Saarbrücker Staatsanwaltschaft hat jetzt Vorermittlungen aufgenommen.

In einem Schreiben der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier heißt es, man habe beschlossen, den Fall des Friedrichsthaler Priesters Edmund Dillinger mit weiteren unabhängigen Experten zu untersuchen.

Das sei zunehmend notwendig, weil Hinweise über einen Pädosexuellenring weit über das Bistum Trier hinaus kursierten. Der Vorsitzende der Kommission, Gerhard Robbers (SPD), hatte am Donnerstag über „vage Hinweise“ gesprochen, dass es im Umfeld Dillingers „einen Kinderschänderring gegeben haben könnte“.

Staatsanwaltschaft überprüft Audiomitschnitt

Außerdem bestehe der Verdacht der sexuellen Ausbeutung von Studenten in Afrika. Hinweise, die dem SR vorliegen, deuten auf Verbindungen zu einem mutmaßlichen Missbrauchspriester in der Schweiz hin, der ebenfalls in Afrika tätig war.

Die Aufarbeitungskommission konnte für die weitere Aufklärung den ehemaligen Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer aus Koblenz gewinnen. Herr Brauer solle außerdem anhand eines Audiomitschnittes klären, ob die Aufarbeitungskommission dem Neffen des Priesters geraten haben soll, die Fotos zu verbrennen.

Mainz ermittelt auch gegen Neffen des Priesters

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Mainz bei dem Neffen die gefundenen Bilder, die mutmaßlich auch sexuellen Missbrauch zeigen, sichergestellt, um weiter zu prüfen, ob es darauf Hinweise auf noch nicht verjährte Taten und noch lebende Mittäter gibt.

Zudem hat die Mainzer Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Neffen eingeleitet. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, besteht der Verdacht, dass der 53-Jährige jugendpornografisches Material weder vernichtet noch bei einer Strafverfolgungsbehörde abgeliefert habe. Die Staatsanwaltschaft teilte außerdem mit, der Mann habe sich bei der Sicherstellung des Materials „umfassend kooperativ“ gezeigt.

Saarbrücken nimmt Vorermittlungen auf

Das Beweismaterial war am Nachmittag beschlagnahmt worden. Es werde nun bei der Kriminaldirektion Mainz ausgewertet. Der Neffe hatte nach dem Tod des Geistlichen Hunderte Aufnahmen in dessen Wohnung gefunden.

Nach der Presseberichterstattung, unter anderem durch den SR, hat inzwischen auch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Vorermittlungen aufgenommen. Es sei ein sogenannter Prüfvorgang angelegt worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitagnachmittag mit.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 21.04.2023 berichtet.

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