Thomas Gerber (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

"Von Allmachtsphantasien und Anstand"

Ein Kommentar von Thomas Gerber   06.01.2018 | 12:30 Uhr

Das Präsidium des LSVS hat Präsident Klaus Meiser den Rücken gestärkt und seine Aufklärungsarbeit sowie sein Krisenmanagement in Sachen Finanzloch beim Sportverband gelobt. Wie das Loch entstanden ist, bleibt aber weiterhin unklar. Von sytematischen Planungsfehlern im Wirtschaftsplan der Herrmann-Neuberger-Schule ist die Rede - was immer das auch ist. Zugleich wird es Journalisten nicht gerade leicht gemacht, für Aufklärung zu sorgen. Anfragen des SR - etwa zur Beschäftigung von Meisers Partnerin beim LSVS - werden unter Hinweis auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen nicht beantwortet. Die Meinung von Thomas Gerber.

Der LSVS und sein Präsidium sind hochgradig nervös. Kein Wunder, denn auch wenn der geschasste Hauptgeschäftsführer Hans mit Sicherheit Mist gebaut hat, laut Satzung des Vereins ist das Präsidium für den Haushalt und dessen Vollzug verantwortlich. Da könnten die gestandenen, ehrenamtlichen Sportgranden also ganz schnell mit auf der Anklagebank sitzen.

So gesehen ist es denn auch nachvollziehbar, dass selbst sozialdemokratische Präsidiumsmitglieder dem schwarzen Doppelpräsidenten Meiser die Stange halten. Die gemeinsamen Feinde - Presse und Staatsanwaltschaft - stärken den inneren Zusammenhalt. Ein bekannter Mechanismus. Trotzdem - alle wirken sie wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.

Selbst die drei beauftragten Topjuristen, deren Honorare vermutlich den Etat manch eines Sportfachverbands sprengen würden, wirken hypernervös. Einer von ihnen, ein gewiefter Strafrechtler, bläst zum Gegenangriff auf den äußeren Feind. Obgleich er weiß, dass immer etwas durchsickert, stellt er Strafanzeige wegen Geheimnisverrats.

So sieht also die brutalstmögliche Transparenz und Aufklärung aus, die Präsident Meiser versprochen hatte. Der hat inzwischen die Tauchstation gewählt, lässt andere reden. Zu peinlich ist ja auch, was er sich da mit seiner Lebensgefährtin geleistet hat. Die CDU-Kommunalpolitikerin machte im November 2015 gleich doppelt Karriere.

Im Landtag ging es eine Gehaltsstufe rauf, als sie vom Büro des Direktors in das von Landtagspräsident Meiser wechselte. Derselbe Klaus Meiser heuerte sie dann als LSVS-Präsident für 1200 Euro brutto im Monat als Assistentin für den Sport. Was dann derselbe Klaus Meiser, jetzt wieder Landtagspräsident, als Nebentätigkeit einer Landtagsbeschäftigten genehmigte. Donnerwetter - das riecht nach Selbstbedienung und ist ein Anfängerfehler, den ich dir, lieber Klaus, nicht zugetraut hätte.

Erklärbar ist so etwas wohl nur mit "Allmachtsphantasien" eines Zweifach-Präsidenten und mit fehlendem Anstand. Mal weg von möglicher Untreue und möglichen Verstößen gegen die LSVS-Satzung - so etwas tut man nicht! Und als Landtagspräsident schon gar nicht.

Über dieses Thema wurde auch in der Region am Mittag vom 06.01.2018 berichtet.

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