Ein Pfleger schiebt ein Bett durch einen Krankenhausflur. (Foto: IMAGO / photothek)

Wie kommt die Krankenhausreform im Saarland an?

Frauke Feldmann / Onlinefassung: Tabea Prünte   18.10.2024 | 06:27 Uhr

Mit der Krankenhausreform kommen auf die Krankenhäuser viele Änderungen zu. Auch Saar-Kliniken müssen sich weiter spezialisieren. Dass mit der Reform eine finanzielle Entlastung gelingt, bezweifelt die saarländische Krankenhausgesellschaft.

Rote Zahlen und Personalengpässe: Auch im Saarland stehen viele Krankenhäuser unter großem Druck. Entlastung soll die Krankenhausreform bringen, die am Donnerstag im Bundestag beschlossen wurde.

Das neue Gesetz sieht vor, dass sich Krankenhäuser mehr spezialisieren sollen. Durch das geringere Angebot soll sich in den Fachgebieten die Qualität steigern. Außerdem ist ein neues Finanzierungssystem geplant.

Doch nicht alle sind mit den neuen Regelungen zufrieden. Die Opposition sorgt sich etwa um die Finanzierung für die Übergangsphase, bis die Reform wirkt.

Spezialisierung wird im Saarland positiv gesehen

Im Saarland blickt man mit gemischten Gefühlen auf die neuen Regelungen. Dass Kompetenzen gestärkt werden sollen, sieht man im Marienhaus Klinikum St. Wendel positiv. Hier habe man sich im Vorfeld der Reform schon weiter spezialisiert, erst im Mai wurde die Station der Kardiologie eröffnet. Bei der neuen Zuteilung der Leistungsgruppen hofft man, dass der Bereich noch weiter gestärkt wird.

Schon jetzt werden hier zum Beispiel für Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörung Behandlungen angeboten, die es nicht in jedem Krankenhaus gibt, sagt der Chefarzt für Innere Medizin, Dr. Tayfun Kaplan. 

Schwächen in der Finanzierung

Schwächen sieht man im Saarland allerdings bei der Finanzierung, denn wie bei vielen anderen Krankenhäusern in Deutschland werden auch hierzulande rote Zahlen geschrieben. Das neue System besagt, dass es künftig 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Leistungen geben soll – unabhängig von der Fallzahl.

Das rechne sich allerdings nicht, befürchtet Lucas Merschbächer von den Marienhauskliniken im Landkreis Neunkirchen. "In den vergangenen Jahren sind die Kosten teilweise um 20, 30 Prozent gestiegen. Die Erlöse sind jedoch im gleichen Zeitpunkt nur um zehn Prozent gestiegen. Das heißt, diese Kostensteigerungen sind derzeit nicht refinanziert."

Er geht davon aus, dass die Vorhaltungen oder die Voraussetzungen für die zukünftigen Leistungsgruppen und Strukturen, die Krankenhäuser vorhalten werden, eher noch ansteigen werden.

Saarländische Krankenhausgesellschaft fürchtet Wegbrechen von Standorten

Kritik kommt auch von der saarländischen Krankenhausgesellschaft. Bis heute liege keine Auswirkungsanalyse vor, ob die finanzielle Zukunft ohne frisches Geld der Krankenkassen wirklich gesichert sei. Die Basispreise für die Leistungen müssten angehoben und der Inflationsausgleich nachgeholt werden, so die Forderung.

"Wir befürchten, dass möglicherweise Krankenhausstandorte komplett oder in Teilen wegbrechen werden, ohne dass es einen angemessenen Ersatz gibt", sagt der Geschäftsführer der saarländischen Krankenhausgesellschaft Thomas Jakobs. "Einfach aufgrund der Tatsache, dass die Krankenhäuser jetzt schon ein gigantisches Minus erwirtschaften." Deshalb hoffe man, dass im November im Bundesrat der Vermittlungsausschuss angerufen werde, um noch Änderungen vorzunehmen.

Gesundheitsminister Jung sieht Reform als notwendig an

Der saarländische Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) begrüßte den Beschluss. Er sei notwendig. Wichtige Punkte für das Saarland, wie die tatsächliche Nutzung der Mittel aus dem Transformationsfonds, seien gesichert.

"Wir wollen hier keine Blockadehaltung einnehmen, aber ich glaube, die Länder werden auch bis zur Sitzung des Bundesrates noch dafür werben, dass es insbesondere was die Übergangsfinanzierung betrifft noch zu weiteren Zusagen des Bundes kommt", sagt Jung. In Kürze werde man dann aktiv mit der Krankenhausplanung beginnen.

In St. Wendel rechnet man nicht mit großen Auswirkungen. Das Klinikum ist im Nordsaarland Schwerpunktversorger – das werde sich wohl auch durch die Reform nicht ändern.

Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 17.10.2024 berichtet.


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