Visualisierung: Neue Pläne des Caritas Krankenhaus Lebach (Foto: Hitzler Ingenieur e.K.)

Klinik-Projektplaner müssen wegen Baukosten umdenken

Axel Wagner   24.05.2022 | 14:49 Uhr

Die explosionsartig gestiegenen Kosten und Lieferprobleme bei Materialien bereiten Bauherren in Deutschland zurzeit großes Kopfzerbrechen. Die aktuellen Bauvorhaben in der saarländischen Krankenhauslandschaft sind davon noch nicht unmittelbar betroffen. Und doch werden im Detail Umplanungen nötig.

Die Entscheidung kam plötzlich, aber nicht unerwartet: Vor zwei Wochen kündigte der St. Wendeler Bürgermeister Peter Klär an, den lange geplanten Bau einer Sporthalle zu stoppen. Der Grund: gestiegene veranschlagte Kosten und gestörte Lieferketten.

Alle Projekte im Zeit- und Kostenrahmen

Bei den Bauvorhaben in der saarländischen Krankenhauslandschaft dagegen sieht es – zumindest bisher – noch nicht danach aus. Alle laufenden Projekte sind bislang im Zeitplan, und auch Abstriche mussten noch nicht gemacht werden. Die Kosten halten sich – Stand jetzt – ebenfalls noch im Rahmen.

Und doch: Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie sind am Horizont sichtbar, ebenso der schon lange vorher anhaltende Bauboom. „Aufgrund der allgemeinen Marktlage und der derzeit überhitzten Baukonjunktur muss festgestellt werden, dass teilweise deutlich weniger oder im schlimmsten Fall gar keine Angebote auf verschiedene Ausschreibungen eingehen“, teilte das Innenministerium auf SR-Anfrage mit.

Ministerium rechnet mit Schwierigkeiten

Das Ministerium ist derzeit unter anderem für das geplante Neurozentrum und den Neubau der Kieferorthopädie an der Homburger Uniklinik zuständig. Meldet sich auf eine Ausschreibung hin kein Unternehmen, seien neuerliche Ausschreibungen oder eine Suche nach Alternativlösungen nötig, was zu Verzögerungen führen kann.

Auch die Bauvorhaben, die die Uniklinik Homburg in Eigenregie durchführt, laufen bislang nach Plan. So sollen etwa die Strahlentherapie, die Kindernotaufnahme und eine Ambulanz in der Augenklinik umgebaut werden. Dazu kommen ein Neubau für die Großkälte-Zentralküche, die Sanierung der Sanitärbereiche in den Wohnheimen und vieles mehr.

Lebach mit „belastbarer Planung“

In Lebach, wo die Cusanus-Trägergesellschaft Trier (ctt) derzeit einen Neubau für das Krankenhaus plant, blickt man zuversichtlich auf das eigene Vorhaben. „Dieser Plan wird aktuell extrem ehrgeizig eingehalten“, sagte Geschäftsführerin Monika Berg dem SR. „Im Moment sieht auch unsere finanzielle Planung belastbar aus.“

Die Arbeiten erfolgten derzeit „in eng getakteten Stufen“. „Wir sind gewöhnt, mit politischen Rahmenbedingungen wie mit Großwetterlagen umzugehen.“ Dass es zu einem Stopp wie bei der St. Wendeler Sporthalle kommen könnte, befürchtet Berg nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir jemals eine andere Entscheidung mit Blick auf den Bau in Lebach treffen werden.“

Auch Rastpfuhl und Dudweiler im Plan

Auch wenn die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben – die ctt steht kurz davor, die Baugenehmigung zu beantragen und rechnet damit, spätestens im ersten Quartal 2023 beginnen zu können – hält Berg das Projekt in der jetzigen Phase für „nicht mehr stoppbar“. Fertig werden soll der Neubau wie geplant Ende 2025.

Keine Veränderungen gibt es auch beim Neubau-Projekt am Caritasklinikum Saarbrücken auf dem Rastpfuhl – und damit zusammenhängend auch bei der Schließung des Standortes am St. Josef-Krankenhaus in Dudweiler. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir die zeitliche Planung einhalten können“, teilte Renate Iffland mit, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts).

Kostensteigerungen – eine große Frage

Zu den erwarteten Kostensteigerungen bleiben die Aussagen der Bauträger überwiegend vage. „In manchen Gewerken werden die Preise von der allgemeinen Baukonjunktur in die Höhe getrieben“, so das Ministerium. „Hier kann jedoch keine einheitliche Tendenz festgestellt werden, sodass eine belastbare generelle Aussage über die Höhe der möglichen Kostensteigerungen an dieser Stelle noch nicht getroffen werden kann.“

Bei der Homburger Uniklinik registriert man höchst unterschiedliche Preissprünge und auch Lieferengpässe. „Im Trockenbau beobachten wir beispielsweise eine Preissteigerung von zehn Prozent. Bei speziellen Türen, wie sie im Krankenhaus benötigt werden, sind zudem Lieferzeiten von über drei Monaten zu beobachten.“

Lange Lieferzeiten selbst bei Lampen

Auch bei Standardprodukten wie Deckenleuchten, Heizkörpern, Kühlschränken, Fernsehern oder Telefonen gebe es teils deutlich längere Lieferzeiten. „Das UKS begegnet dieser Problematik mit vorausschauender Planung, die die Verzögerungen mit einkalkuliert. Gegebenenfalls muss auch auf andere, qualitativ gleichwertige Produkte oder Materialien von anderen Lieferanten ausgewichen werden.“

Ähnlich wie die Uniklinik passt auch das Caritasklinikum auf dem Rastpfuhl seine Planungen an die aktuelle Lage an. Stahl beispielsweise sei binnen kurzer Zeit um 50 bis 70 Prozent teurer geworden. Daher sei man froh, so cts-Sprecherin Renate Iffland, Bauprojekte im bestehenden Krankenhaus bereits weitgehend abgeschlossen zu haben. Dazu gehören die Zentrale Notaufnahme und die neue Gynäkologische Ambulanz.

SHG: Kriegsfolgen noch nicht konkret spürbar

Die beiden Großprojekte der Saarland Heilstätten GmbH (SHG), der Teilersatzneubau am Krankenhaus in Merzig und das Klinikum Hochwald, die Nordsaarlandklinik, sind derzeit noch in der Planungsphase.

„Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind daher momentan noch nicht konkret zu spüren“, sagte SHG-Baudirektorin Marianne Thömes dem SR am Dienstag. Sowohl mit Blick auf die zeitliche Planung als auch bei der Kostenprognose würden derzeit verschiedene Szenarien betrachtet. „Die Herausforderung dabei ist, trotz maximaler Unsicherheit dennoch umsetzbare Projektziele zu definieren.“ Das geschehe im Wesentlichen auf Basis von Erfahrungswerten und Indexberechnungen.

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