Botschafter Hans-Dieter Lucas auf Saarlandbesuch

Hans-Dieter Lucas ist seit 2020 deutscher Botschafter in Frankreich und zurzeit auf Saarlandbesuch. Mit SR-Reporterin Sabine Wachs hat er vor allem über unsere Grenzregion gesprochen. Dass das Saarland viel tut, damit wieder mehr Menschen Französisch lernen, hält Lucas für vorbildlich.

Er trat mit einem Ziel an: Als Hans-Dieter Lucas im September 2020 zum deutschen Botschafter in Paris wird, schreibt er sich ein Thema ganz besonders auf die Fahnen: Das Erlernen der Partnersprache. Schon vor drei Jahren war abzusehen, dass immer weniger Franzosen Deutsch und immer weniger Deutsche Französisch lernen und diesem Trend wollte Botschafter Lucas entgegenwirken.

Auch deshalb freut er sich über seinen Besuch im Saarland. Unser kleines Bundesland, so Hans-Dieter Lucas, habe nämlich Vorbildcharakter – für den Rest von Deutschland, aber auch für Frankreich. Mit 83 Elysée-Kitas (von insgesamt 114 bundesweit), also Kindertagesstätten, in denen Farnzösisch spielerisch gelehrt wird und knapp 50 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, die Französisch lernen, sei die Frankreichstrategie des Saarlandes ein Erfolg, erklärt Lucas.

Deutsch in Frankreich nur noch 3. Sprache

Die Situation auf der anderen Seite der Grenze bezeichnet Botschafter Hans-Dieter Lucas als besorgniserregend. Deutsch als Fremdsprache ist in den französischen Schulen auf Platz drei abgerutscht – die meisten jungen Französinnen und Franzosen lernen lieber Englisch oder Spanisch. „Das ist keine gute Entwicklung“, sagt der Botschafter. „Aber ein Problem, das auch schon von der französischen Regierung und auch von der Bundesregierung erkannt wurde.“

Beide Länder, erklärt Hans-Dieter Lucas, haben bereits Strategien verabschiedet, wie das Erlernen der jeweils anderen Sprache wieder mehr gefördert werden kann. Dass ein Pendant zur saarländischen Frankreichstrategie noch nicht in unserer Nachbarregion Grand Est angekommen ist, bedauert der deutsche Botschafter.

Anke Rehlinger, Bevollmächigte der deutsch-französischen Kulturbeziehungen, hat Gewicht

Eine besondere Rolle bei der Sprachlernförderung kommt der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu. Sie ist seit Anfang des Jahres die Bevollmächtigte der Bundesregierung für die deutsch-französischen Kulturbeziehung. „Damit steht Anke Rehlinger im Rang einer Bundesministerin“, sagt Botschafter Hans-Dieter Lucas.

„Sie spricht mit dem französischen Bildungsminister, mit der französischen Kulturministerin. Das sind Gespräche auf einer sehr hohen politischen Ebene und das ist genau die Ebene, wo man auch bei der Frage des Erlernens der Sprache ansetzen muss.“

Lucas optimistisch bei Gesundheitskorridor

Zur Frankreichstrategie gehört aber auch das Konzept einer grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung. Da hat sich zwar in den vergangenen Jahren schon viel getan – französische Patienten mit einem akuten Herzinfarkt können beispielsweise von einem französischen Krankenwagen ins Herzzentrum nach Völklingen gebracht werden.

Bei einem Schlaganfall aber läuft der grenzüberschreitende Krankentransport noch immer extrem holprig. Der deutsche Botschafter in Paris, Hans-Dieter Lucas, ist zuversichtlich, dass es auch da bald Regelungen geben wird. Man sei dran an einer unbürokratischen und praktischen Lösung. Eine solche sehe auch der Aachener Vertrag vor, den Frankreich und Deutschland 2019 als Folgeabkommen des Elysée-Vertrages geschlossen haben.

Ein sogenannter Gesundheitskorridor, also ein Grenzgebiet, in dem sich Deutsche und Franzosen diesseits und jenseits der Grenze ohne Probleme behandeln lassen können, werde von beiden Seiten auf den Weg gebracht. Lucas ist überzeugt, dass die administrativen Fragen, die vor allem im Bereich der Krankenkassen liegen, gelöst werden können.

„Die Pandemie hat den Zusammenhalt gestärkt“

Die Corona-Krise - für Hans-Dieter Lucas war sie eine Art Impulsgeber für eine weitreichendere Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich. Der Botschafter hebt die gemeinsamen, grenzüberschreitenden Testzentren hervor und natürlich die Tatsache, dass in saarländischen Krankenhäusern unproblematisch und unbürokratisch schwerkranke Corona-Patienten aus Grand Est behandelt wurden.

Allerdings hat die Coronazeit und vor allem die Grenzschließung auch Spuren hinterlassen – besonders bei den Menschen in der Grenzregion. Das politische deutsch-französische Verhältnis aber hat diese Zeit nach Ansicht des Botschafters nicht nachhaltig getrübt.

Trotzdem erklärt er, „Wir sind uns alle einig, das sollte sich nicht wiederholen. Das war der Situation, geschuldet.“ Beide Länder seien zu Beginn mit der Pandemie überfordert gewesen, hätten aus Unsicherheit heraus reagiert. „Aber im Laufe der Pandemie sind wir dann auch wieder zusammengewachsen, gerade in der Grenzregion.“

Lob vom Botschafter – Saarland leistet gute Arbeit in der und für die Grenzregion

Man habe aus der Situation von 2020 gelernt, sich besser abzusprechen, formuliert der Botschafter diplomatisch. Offen kritische Töne hört man von Hans-Dieter Lucas nicht. Er ist ein Vollblut-Diplomat – und dieser Job verpflichtet. Sein Lob für das Saarland aber wirkt nicht wie Diplomatie. Nach Auffassung von Hans-Dieter Lucas leistet das Saarland gute Arbeit in der und für die Grenzregion.

Das komplette Interview der Woche mit Hans-Dieter Lucas hören Sie am Samstag gegen 12.45 Uhr in der "Bilanz am Mittag" auf SR 2 KulturRadio.

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