HTW Saar will Promotionen ermöglichen
Wer im Saarland seinen Doktor machen will, musste bisher zwingend an die Universität. Doch vergangenen Sommer haben sich die Regeln für die Promotion im Saarland geändert. Das will jetzt auch die HTW Saar nutzen.
Schon bald soll es möglich sein, an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW Saar) in Saarbrücken seinen Doktor zu machen – ganz ohne Umweg über die Universität. Grundlage dafür ist die von Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker (SPD) und HTW-Direktor Dieter Leonhard vorgestellte Promotionsverordnung.
Leonhard: Anträge spätestens in zwei Monaten
Die HTW will nun schnellstmöglich die erforderlichen Promotionszentren beantragen. „Mit dem heutigen Tag kennen wir ja die Rahmenbedingungen, um die ein solcher Antrag zu gruppieren ist. Das werden wir mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern jetzt sehr schnell besprechen“, so Leonhard.
Der HTW-Direktor geht davon aus, dass spätestens in zwei Monaten die entsprechenden Anträge gestellt werden können, entsprechend den Vorstellungen des Ministeriums. „Wir haben ja einiges an Qualitätsstandards durchaus zu erfüllen.“
Neurodigitale Technologien und autonomes Fahren
Um ein Promotionszentrum genehmigt zu bekommen, muss die HTW noch bestimmte Hürden nehmen. So müssen etwa Drittmittel in sechsstelliger Höhe eingeworben werden, es muss ausreichend Forschungspublikationen geben, und es müssen mindestens sechs Professoren einer Forschungsrichtung diese Bedingungen erfüllen.
Die HTW geht davon aus, in den Bereichen neurodigitale Technologien und autonomes Fahren die genannten Hürden bereits jetzt nehmen zu können. „Die Fahrzeuge sind nur ein Element“, so Leonhard. „Es geht letztlich um autonome Systeme, die in diesem Bereich eine Rolle spielen. Die Strömungsmechanik, die Simulation und Messtechnik, da geht es auch zum Beispiel um Photovoltaikfragen. Da sind wir mit Sicherheit schon deutlich über den Anforderungen, die die Verordnung uns vorgibt.“
Vorbilder in anderen Bundesländern
Die Möglichkeit, an einer Fachhochschule (FH) zu promovieren, ist in Deutschland nicht neu. Im Wissenschaftsministerium haben sie deswegen intensiv mit Ländern wie Hessen, Bayern und Sachsen-Anhalt gesprochen, wie man deren Modelle am besten aufs Saarland übertragen könnte.
Wissenschaftsminister von Weizsäcker sagte, man habe bestimmte Elemente aus Sachsen-Anhalt mit Hinweisen aus der Hochschulrektorenkonferenz kombiniert und daraus eine Verordnung gestrickt, die für das Saarland passt.
Hochschulverband kritisiert Kosten
Kritik kommt vom Deutschen Hochschulverband. Die Möglichkeit, an einer FH, den Doktor zu machen, fördere unter den Fachhochschulen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, und vor allem aus finanzieller Sicht sei der Schritt nicht sinnvoll. „In der Langzeitperspektive wird das Promotionsrecht einer Fachhochschule Besoldungsdruck erzeugen“, so der Verband. „Aus fiskalisch-politischer Sicht verliert die Fachhochschule damit den entscheidenden Vorteil, zu relativ geringen Kosten vom Arbeitsmarkt sehr gut angenommene Absolventen zu generieren.“
Falls die HTW ihre gewünschten Promotionszentren erhält, wären diese nicht für die Ewigkeit. Alle fünf Jahre müssen die Qualitätsstandards erneut überprüft werden.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 11.02.2025 berichtet.