Glasfaserausbau: Viele wollen Verträge wieder auflösen

Glasfaserausbau im Saarland: Die Menschen sind verunsichert

Kai Forst   24.03.2024 | 08:52 Uhr

Der Glasfaserausbau im Saarland schreitet voran, macht aber ebenso viele Probleme. Das bemerkt auch die Verbraucherzentrale im Saarland. Viele Menschen seien inzwischen verunsichert und wollten aus ihren Verträgen raus.

Homeoffice, Surfen, Streaming und Videocalls: Die Datenmengen, die in den eigenen vier Wänden verbraucht werden, nehmen stetig zu. Stabile und vor allem schnelle Internetverbindungen werden perspektivisch daher immer wichtiger. Glasfaser lautet hier das Zauberwort – die Lösung für die steigenden Anforderungen.

Im Saarland schreitet der Glasfaserausbau zwar voran, doch ebenso häufen sich die Probleme. So sind in vielen Gegenden zwar schon Kabel bis zum Haus verlegt, aber eben noch nicht ins Haus.

Oder: Hauseigentümerinnen und -eigentümer haben schon vor zwölf oder 18 Monaten einen Vertrag mit einem Unternehmen wie der Deutschen Glasfaser abgeschlossen, doch seitdem nie wieder etwas von dem Unternehmen gehört.

Negativschlagzeilen häufen sich

Hinzu kommen Negativschlagzeilen wie zuletzt: So hatten SR-Recherchen ergeben, dass es etwa in der Gemeinde Namborn viele Bauschäden durch den Glasfaserausbau gibt. Auch in anderen Kommunen wie etwa in Wadgassen kam es in diesem Zusammenhang zu Problemen.

Ebenso hatte der SR berichtet, dass im Saarland Bauarbeiter aus dem Ausland durch die zuständigen Firmen ausgebeutet worden sein könnten.

All das macht viele Hausbesitzer im Saarland unsicher. Das bemerkt auch die Verbraucherzentrale des Saarlandes. Dort häufen sich in den letzten Wochen und Monaten die Anrufe zum Thema Glasfaser deutlich.

Die Ratsuchenden sind verunsichert, da sie zum Teil schon vor längerer Zeit Verträge abgeschlossen haben, der Ausbau aber bis heute auf sich warten lässt oder Anschlüsse immer noch nicht freigeschaltet sind.

"Die Menschen sind beunruhigt"

„Die Menschen sind beunruhigt. Viele wissen, nicht wann und ob es mit dem Ausbau weitergeht und wie lange sie an ihre Verträge gebunden sind“, sagt Désirée Fuchs von der Verbraucherzentrale Saarland.

Sie berichtet von Gesprächen mit verunsicherten Menschen, die nun gerne aus ihren Verträge herauskommen würden – „obwohl sie eigentlich gerne Glasfaser genutzt hätten.“ Diese Entwicklung sei bedauerlich, so Fuchs, da Glasfaser eine gute Technologie sei und ihr Ausbau im Saarland wünschenswert wäre.

Undurchsichtige Verantwortlichkeiten

Vor allem das Krisenmanagement der für den Ausbau zuständigen Unternehmen scheint die Verbraucher zusätzlich zu verunsichern. Heißt im Klartext: Häufig sind die Menschen ratlos und wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen.

Das verstärke den Frust bei den Menschen zunehmend, sagt Fuchs. „Die zuständigen Unternehmen scheinen durch ihre Probleme beim Ausbau und ihre mangelnde Kundenkommunikation den Vertrauensvorschuss, den sie erhalten haben, zu verspielen.“

Besonders undurchsichtig scheint für die Bürgerinnen und Bürger zu sein, wer denn eigentlich tatsächlich die Verantwortung trägt. In vielen Fällen ist das die Deutsche Glasfaser. Allerdings beauftragt das Unternehmen als Baupartner häufig andere Firmen, die den eigentlichen Ausbau durchführen. Das führe dazu, dass nicht immer klar sei, wer jetzt eigentlich für die Menschen der direkte Ansprechpartner sei, so Fuchs weiter.

Verbraucherzentrale gibt Tipps

Betroffenen, die möglichweise schon vor zwölf oder 18 Monaten einen Vertrag etwa mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen aber seitdem nichts mehr gehört haben und nun gerne aus diesem Vertrag rauskommen würden, rät die Verbraucherzentrale folgendes: „Unter Fristsetzung von mindestens einem Monat das Unternehmen nachweisbar anschreiben, zur Fertigstellung des Anschlusses auffordern und gleichzeitig mit Rücktritt drohen, falls die Frist fruchtlos verstreicht“, so Desirée Fuchs.

Erfolge bis zur gesetzten Frist keine Reaktion des Unternehmens, könne man mit einem zweiten Schreiben den Rücktritt vom Vertrag erklären.

Rechtliche Beratung sinnvoll

Sollte die Glasfaser-Leitung schon bis zum Haus verlegt, aber der Anschluss ins Haus noch nicht installiert und freigeschaltet worden sein, rät Fuchs dazu, den Glasfaseranbieter anzuschreiben und zur Leistungserbringung aufzufordern. „Sollte sich das Unternehmen gar nicht melden, wäre es in diesen Fällen sinnvoll, in einem juristischen Beratungsgespräch die weiteren rechtlichen Schritte abzuwägen.“

Ohnehin ersetzten die Tipps der Verbraucherzentrale im Einzelfall nicht eine rechtliche Beratung, so Fuchs weiter. Ganz viele Informationen mit vielen Antworten zu häufig gestellten Fragen rund um das Thema Glasfaser-Ausbau hat die Verbraucherzentrale für die Betroffenen auf ihrer Homepage zusammengestellt.

Verschobener Ausbau

In den vergangenen Monaten hatte es im Saarland immer wieder Meldungen über Verzögerungen beim Glasfaserausbau in den Kommunen gegeben – etwa in Saarbrücken, Schiffweiler, Püttlingen oder Völklingen. Unter anderem sind dafür auch mangelnde Ressourchen und der Fachkräftemangel im Tiefbau mit verantwortlich.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 24.03.2024 berichtet.


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