Demenz  (Foto: dpa/Oliver Berg)

Demenzbeauftragte in Saar-Kliniken werden zur Pflicht

Frauke Feldmann / Onlinefassung: Thomas Braun   27.09.2024 | 20:44 Uhr

Wenn demente Menschen kurzfristig den Ort wechseln müssen, ist das für sie mit viel Stress verbunden. So kann ein Besuch im Krankenhaus zu einer großen Belastung sowohl für die Erkrankten als auch für das Klinikpersonal werden. Künftig muss deshalb in allen saarländischen Krankenhäusern ein Demenzbeauftragter eingesetzt werden.

Die saarländischen Krankenhäuser müssen innerhalb der kommenden zwölf Monate Demenzbeauftragte benennen. Eine entsprechende Verordnung ist am Freitag in Kraft getreten. Damit werden auch Schutzkonzepte verpflichtend. Klinikabläufe sollen an spezielle Bedarfe angepasst werden.

Mit Blick auf die Personalressourcen ist das durchaus eine Herausforderung, deshalb sind die Kliniken in der Ausgestaltung frei. Am Klinikum Saarbrücken aber zum Beispiel wird die verbindliche Einführung eines Beauftragten für demente Patienten begrüßt.

Video [aktueller bericht, 27.09.2024, Länge: 3:10 Min.]
Land will flächendeckend Demenzbeauftragte in Kliniken

Warum es wichtig ist, anders auf Demenzpatienten einzugehen

"Die Patienten mit einer Demenz leiden ja nicht nur unter dem, was man sonst immer kennt, unter einer Gedächtnisstörung, sondern vor allem auch unter Einschränkung der Alltagskompetenz und auch des Sozialverhaltens", erklärt Prof. Dr. Andreas Binder, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Saarbrücken.

"Wir brauchen andere Techniken, auf den Patienten einzuwirken und müssen auch viel mit den Angehörigen reden. Das kostet Zeit, ist intensiv, ist aber unheimlich notwendig dafür, dass die Patienten ihrer Erkrankung entsprechend behandelt werden können und auch keine Komplikationen erleiden."

Land übernimmt die Schulungen

Bis Ende November sollen Krankenhäuser Personen benennen, die die Aufgabe übernehmen. Es können zusätzliche Stellen geschaffen werden, die Kliniken können aber auch auf vorhandenes Personal oder aufs Ehrenamt delegieren.

Ab Mitte Dezember soll dann die Schulungen für die Demenzbeauftragten starten. Für diese Ausbildung stellt das Ministerium rund 20.000 Euro zur Verfügung. Etwaige Personalkosten müssen von den Krankenhäusern getragen werden.

Künftig mehr Demenzpatienten erwartet

Im Saarland gibt es schon jetzt bis zu 25.000 Demenzkranke - angesichts des demographischen Wandels wird aber mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Die Beauftragten dürften also eine wichtige Stütze für Ärzte und Pflegekräfte werden.

Über dieses Thema berichtete der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 27.09.2024.


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