Babyklappe im Saarland bislang neun Mal genutzt

Seit über 20 Jahren gibt es in der Kinderklinik in Neunkirchen-Kohlhof ein Babyfenster - ein letzter Ausweg für Mütter in Not. Dort können sie ihren Säugling anonym abgeben. Insgesamt gab es seither neun Inobhutnahmen.

Es gibt etliche Hilfsangebote für Mütter in Not. Dennoch kommt es vor, dass Säuglinge in Babyklappen anonym abgegeben werden - ein letzter Ausweg für verzweifelte Mütter. Die einzige Einrichtung dieser Art im Saarland ist das Babyfenster in der Marienhausklinik St. Josef Kohlhof in Neunkirchen.

Seit Bestehen des Angebots seit 2001 habe es insgesamt neun Inobhutnahmen gegeben, teilte die Klinik der Deutschen Presse-Agentur mit. Es seien sechs Mädchen und drei Jungen gewesen, die anonym abgeben wurden. Für die beteiligten Mitarbeiter seien "solche Momente sehr emotional".

Wärmebettchen mit Bewegungsmelder

Die Mütter kämen meistens nachts. Der Ort der Babyklappe sei so gewählt, dass eine anonyme und unbeobachtete Abgabe des Kindes möglich sei. Hinter dem Fenster befindet sich nach Angaben des Klinikums ein Wärmebettchen. Auf einem Infoblatt werde die Mutter auf die Möglichkeit der anonymen Beratung hingewiesen. Sie könne auch Angaben wie Name und Geburtsdatum des Kindes hinterlegen.

Bei Abgabe eines Kindes löst ein Bewegungsmelder in der Babyklappe intern einen Alarm aus. Zunächst erfolge die gesundheitliche Versorgung des Kindes. Das Direktorium informiert das Jugendamt, das das Kind in eine Bereitschaftspflegefamilie vermittelt.

Acht Wochen Rückmeldefrist für Mütter

Die Mütter haben acht Wochen Zeit, ihre Entscheidung zu überdenken und sich zurückzumelden. Erst danach wird das Adoptionsverfahren eingeleitet.

Nach einer Inobhutnahme werde auch Kontakt zum Kriminaldauerdienst des Saarlandes aufgenommen, um den Fall zu melden. Ermittlungen gebe es in der Regel nicht, es sei denn, es stehe der Verdacht eines Verbrechens im Raum, hieß es. Die Abgabe in das Babyfenster ist nach Angaben der Klinik keine strafbare Verhandlung, da durch die direkte medizinische Versorgung eine Gefährdung des Kindes ausgeschlossen sei.

Viele alternative Hilfsangebote für Frauen

Eine Sprecherin betonte, dass es etliche Hilfen für Frauen in Notsituationen gebe. "Durch unsere Vernetzung mit den verschiedenen Hilfsorganisationen und der engen Zusammenarbeit mit 'Frühen Hilfen' finden uns viele Frauen, bevor sie keinen Ausweg mehr sehen und das Babyfenster nutzen müssen."

Auch das Angebot einer "vertraulichen Geburt" trage dazu bei, dass "der letzte Ausweg Babyfenster abgewendet" werden könne. Bei einer vertraulichen Geburt können Mütter, die ihre Schwangerschaft geheim halten wollen oder müssen, anonym bleiben. Oftmals geht eine vertrauliche Geburt mit einer späteren Adoption einher.

Es kann verschiedene Gründe geben, warum Frauen ihr Kind abgeben: verdrängte Schwangerschaft, Überforderung, Vergewaltigung oder Gewalt in der Familie.

Über dieses Thema berichtete der SAARTEXT am 22.10.2023.

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