Bei der Firma "Rolladen Kessler" in Dudweiler ist man doch noch zufrieden. Geschäftsführer Tim Alt konnte kurzfristig noch zwei neue Auszubildende einstellen. Insgesamt starten damit in diesem Sommer drei Nachwuchskräfte ins Arbeitsleben.
"Als ich anfing, haben wir noch Bewerbungen gesammelt und uns die geeignetsten rausgesucht. Heute ist das nicht mehr so", schildert Alt, "wenn eine Bewerbung da ist, sollte man schnell reagieren, damit die Bewerberin oder der Bewerber nicht schon vom Markt ist."
Neue Wege bei der Suche nach Nachwuchs
Einer der neuen Azubis ist Jonas. Bei ihm hatte sich erst kurzfristig entschieden, dass er nicht mehr weiter zur Schule geht, sondern eine Ausbildung beginnt: „Ich hab mich im Internet nach Handwerksberufen umgesehen, habe zum Teil aber keine Antworten mehr bekommen, weil es schon sehr spät war.“
Die Bewerbung als Auszubildender zum Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker bei Kessler aber wird angenommen. Geschäftsführer Alt muss kreativ sein, um Nachwuchs zu werben. Seine Firma ist auf Social Media aktiv, will sich auf Youtube neu aufstellen.
Doch auch Mundpropaganda soll ein Teil der Strategie sein. Mitarbeitende werden belohnt, wenn sie selbst im privaten Umfeld neue Kräfte anwerben. „Ich kenne einen, der einen kennt…“ Typisch Saarland eben.
Viele Betriebe suchen noch Azubis
Der Ausbildungsmarkt bekommt den demographischen Wandel zu spüren. Die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre gehen in Rente, aber deutlich weniger junge Menschen kommen nach. „Wir hatten deutlich mehr Stellenmeldungen am Ausbildungsmarkt, als wir Bewerberinnen und Bewerber hatten“, berichtet die Leiterin der Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Heidrun Schulz.
Einige Betriebe seien immer noch auf der Suche. Nur in wenigen Berufen gebe es einen Überschuss an Bewerbungen, etwa in der IT, in der Softwareentwicklung, im Mediendesign. Aber gerade im verarbeitenden Gewerbe, im Handwerk oder in Hotels und Gaststätten werde Nachwuchs dringend gesucht. 2200 Lehrstellen im Saarland sind noch unbesetzt, die Chancen, jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen sind nach Ansicht der Arbeitsagentur gut.
Deutlich mehr Arbeitslose
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Saarland ist im August nicht erfreulich. Die Regionaldirektion der Arbeitsagentur berichtet von einem sehr deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Etwa 36.700 Menschen sind im Saarland arbeitslos gemeldet – 1100 oder 2,9 Prozent mehr als noch vor einem Monat. Im Vergleich zum August 2022 ist die Zahl um 7,1 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote im Saarland liegt aktuell bei 7,0 Prozent.
Als Gründe führt die Arbeitsagentur das Ende vieler Maßnahmen und Sprachkurse an. Nicht alle Teilnehmenden fänden im Anschluss sofort einen Job. Zudem fänden nicht so viele Arbeitslose zurück in Jobs wie im Vorjahr. Auch die Jugendarbeitslosigkeit ist gestiegen, weil viele Schulabgänger sich erstmal arbeitslos gemeldet hätten.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 31.08.2023 berichtet.