31 Jahre nach einem Brandanschlag auf ein saarländisches Asylbewerberheim hat am 16.11.2022 in Koblenz ein Mordprozess gegen einen heute 51-jährigen Angeklagten begonnen. (Foto: picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Überlebender des Brandanschlags äußert sich in Yeboah-Prozess

Thomas Gerber   04.09.2023 | 14:00 Uhr

Im Yeboah-Mord-Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz hat ein Überlebender des Brandanschlags ausgesagt. Der Zeuge berichtete von zahlreichen Übergriffen auf Asylbewerber in Saarlouis in den 90er Jahren.

Der 62-jährige gebürtige Nigerianer sagte, Beleidigungen und Übergriffe von Neonazis und Skinheads seien in den 1990er Jahren „alltäglich“ gewesen. Zudem habe es Drohbriefe gegeben, in denen mit Brandanschlägen auf Asylbewerber Unterkünfte gedroht worden sei.

Zeuge leidet noch heute unter den Folgen

Der Überlebende des 1991 verübten Brandanschlages auf das Asylbewerberheim in Saarlouis sagte, dass er noch heute unter den Folgen des Anschlags leide. Er könne noch immer keine Filme sehen, in denen Brände eine Rolle spielten. Er leide unter Angstzuständen und Depressionen.

Unterdessen zeichnet sich ein Ende der Beweisaufnahme in dem Mordprozess gegen den früheren Neonazi Peter S. ab. Demnach könnten Mitte des Monats die Plädoyers gehalten und Ende September das Urteil verkündet werden.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 04.09.2023 berichtet.


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Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht
1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.

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