Wo im Saarland die meisten Wohnungen leer stehen

Es erscheint wie ein Widerspruch: Trotz Wohnungsmangel stehen auch im Saarland viele Wohnungen leer. Besonders Langzeitleerstände halten sich hartnäckig. Grund sind vor allem hohe Sanierungskosten. Doch die Gemeinden können vergleichsweise wenig tun. Wie es in den einzelnen Kommunen aussieht.

In den letzten elf Jahren ist die Zahl der Leerstände bundesweit um knapp 100.000 Wohnungen gestiegen. Das geht aus den Zensus-Daten 2011 und 2022 hervor, die das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung kürzlich ausgewertet hat. In Westdeutschland lag die Leerstandsquote bei vier Prozent, im Osten bei 6,3 Prozent.

Mehr als die Hälfte sind Langzeitleerstände

Der Trend zeigt sich auch im Saarland, das ist schon seit Längerem bekannt. Hier standen zuletzt 29.322 Wohnungen leer, das entspricht einer Leerstandsquote von 5,58 Prozent. Knapp 60 Prozent davon sind Langzeitleerstände. Das bedeutet, die Wohnungen waren schon ein Jahr oder länger unbewohnt.

In ausnahmslos allen saarländischen Kommunen – das zeigt jetzt eine SR-Auswertung der Zensus-Daten für die 52 Gemeinden – sind mehr als die Hälfte der leerstehenden Wohnungen Langzeitleerstände. In Nonnweiler, Gersheim und Nohfelden liegt ihr Anteil sogar bei über 70 Prozent. Am besten kommt noch die Landeshauptstadt mit 52 Prozent Langzeitleerständen weg.

Eigentümer zögern bei Sanierung

Im Regionalverband standen rund 11.220 Wohnungen leer, 6180 davon schon ein Jahr oder länger. „Das sind immerhin 55 Prozent vom Leerstand“, erklärte der Geschäftsführter des Pestel-Instituts, Matthias Günther, in einer Pressemitteilung. „Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden.“ Viele Eigentümer seien hier zurückhaltend, wegen hoher Kosten und Unsicherheit bei den gesetzlichen Auflagen.

Ähnlich sieht es auch in Saarlouis aus. Bei den Leerständen in der Stadt handele es sich oftmals um „Schrottimmobilien“, die in einem äußerst schlechten baulichen Zustand seien, teilte die Stadt-Pressestelle dem SR mit. Außerdem seien bei leerstehenden Wohnungen oft auch die Eigentumsverhältnisse unklar, es gebe Streitigkeiten unter Erben oder überhöhte Preisvorstellungen für einen Verkauf.

Alte Bausubstanz

Die meisten leerstehenden Wohnungen gab es laut Zensus in Saarbrücken (6549), dahinter folgten Neunkirchen (1539) und Völklingen (1275). Die höchste Leerstandsquote im Saarland hat aber Sulzbach mit 7,35 Prozent (652 Wohnungen). Nach Einschätzung der Stadtverwaltung, die sich davon überrascht zeigte, spielen wahrscheinlich mehrere Faktoren eine Rolle. So verfüge Sulzbach über einen hohen Anteil alter Substanz. Schon im Klimaschutzkonzept der Stadt heißt es:

„Verglichen mit dem Bundesdurchschnitt gibt es in Sulzbach doppelt so viele Gebäude, die vor 1918 erbaut wurden. Hingegen liegt die Kommune ab 1979 deutlich unter diesem. Hieraus lässt sich ableiten, dass bei den privaten Haushalten ein großer Sanierungsbedarf besteht, da der Gebäudebestand überdurchschnittlich alt ist.“

Wenig Handlungsspielraum

Aber was können Kommunen gegen den Wohnungsleerstand tun? In der Gesamtbetrachtung nicht viel. „Hierbei ist der Einfluss von Kommunen sehr begrenzt“, teilte Saarbrückens Pressesprecher Thomas Blug auf SR-Anfrage mit. Außerdem sei man bei der Schaffung von Baurecht als Voraussetzung für den Wohnungsbau sehr aktiv, allerdings als Partner von Projektentwicklern.

Das Pestel-Institut geht davon aus, dass im Regionalverband bis 2028 pro Jahr 510 neue Wohnungen gebaut werden müssen, um dem Mangel an Wohnraum effektiv zu begegnen.

Die Stadt Saarbrücken verweist dazu auf bereits ganz oder fast abgeschlossene Projekte wie die 300 Wohneinheiten am Franzenbrunnen und geplante Vorhaben wie das am Knappenroth, wo rund 550 Wohneinheiten entstehen sollen. „Dies bedingt aber natürlich die Aktivität der jeweiligen Flächeneigentümer“, so Stadt-Pressesprecher Blug. „Ist diese – wie bei einigen Leerständen – aus unterschiedlichen Gründen nicht gegeben, ist der Handlungsspielraum der Landeshauptstadt leider gering.“

Prämien und Sanierungsgebiete

Sulzbach hat sich dem „Bündnis für bezahlbares Bauen und Wohnen“ des Regionalverbandes Saarbrücken angeschlossen, wo Lösungsansätze gesucht werden. Außerdem versucht man unter anderem durch Infrastrukturmaßnahmen, die Innenstadt zu beleben.

Die Stadt St. Ingbert will den Leerstand bekämpfen, indem sie Immobilienkäufern eine Förderung zuschießt, wenn das Haus vor 1980 gebaut wurde, unsaniert ist und seit mindestens einem halben Jahr leer steht.

Saarlouis hat nach eigenen Angaben große Teile von Roden und Fraulautern als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Das schaffe Anreize, Leerstände zu sanieren, und bringe finanzielle Vorteile für Eigentümer und Investoren. Für die Stadtteile Beaumarais, Picard, Lisdorf und Neuforweiler entstehe derzeit ein Dorferneuerungskonzept.

Über dieses Thema berichtete die SR info-Rundschau auf SR 3 Saarlandwelle am 21.09.2024.

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