Wie der Hochwasserschutz im Saarland funktioniert hat

Fast zwei Wochen ist das große Hochwasser her. Noch immer laufen die Aufräumarbeiten hier bei uns im Saarland. Gerade jetzt wird auf Social Media der Vergleich mit der Flutkatastrophe im Ahrtal hergestellt. Doch der Vergleich hinkt.

135 Tote. Tausende zerstörte Häuser. Brücken, Straßen, Telefon- und Internetleitungen: Alles kaputt. Im Juli 2021 werden große Teile des Ahrtals fast vollständig zerstört. Fast drei Jahre danach ereignet sich auch bei uns im Saarland ein Hochwasser. Im Internet werden die beiden Fälle miteinander verglichen. Doch auf den zweiten Blick wird deutlich: Die beiden Hochwasser könnten nicht unterschiedlicher sein.

Eine Schadenssumme steht noch nicht fest

Im Ahrtal waren ganze Straßenzüge von der Landkarte getilgt worden – samt Straßen, Telefonleitungen und sonstiger Infrastruktur. Der Gesamtverband der Versicherer schätzt die Schadenssumme auf knapp neun Milliarden Euro. Damit ist die Flut vom Ahrtal die bislang folgenschwerste Naturkatastrophe Deutschlands.

Im Saarland ist die Schadenssumme noch nicht abzuschätzen. Selbst eine Woche nach dem Hochwasser können beispielsweise Teile der Verwaltung des Landkreises Neunkirchen nicht in ihre Büros zurückkehren.

Viele Privatpersonen blicken mit Sorge auf die Renovierungskosten: Laut Saarlandversicherung geht der Gesamtschaden in die Millionenhöhe. Letztlich dürfte die Schadenssumme aber deutlich unter der Flutkatastrophe vor drei Jahren liegen.

Die Meldekette hat funktioniert

Vor allem: Im Saarland gab es bis auf einen tragischen Unfall keine Verletzten – womöglich auch, weil die Warnungen und Meldeketten so gut funktioniert haben. Dazu gehört auch, dass die Infrastruktur im Saarland noch intakt war – anders als im Ahrtal. Ohne Straßen können Feuerwehrautos nicht zum Einsatzort. Ohne Telefon und Internet kann die Hilfe der Rettungskräfte nicht koordiniert werden.

Dazu kommt die Meldekette aus der Wettervorhersage zur Gefahrenwarnung, bis hin zur Hochwasservorbereitung der Gemeinden und den Rettungseinsätzen. Im Saarland habe sie funktioniert, schreibt das Land auf SR-Anfrage. Für den Katastrophenschutz gibt es sogar Lob. Wetterexperte Jörg Kachelmann erklärt in einem Spiegel-Interview das Saarland zum Vorbild.

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Hochwasserschutz: Eine Never Ending Story

Obwohl die Saar dieses Mal nach Daten der Landesregierung teils mehr Wasser geführt hat als 1993, ist eine "Jahrhundertflut" ausgeblieben. Denn seit den 90er Jahren wird kontinuierlich an der Renaturierung der Flüsse gebaut, um so auch geplante Überflutungszonen zu ermöglichen. So hat das auch die Gemeinde Quierschied gemacht. Nach dem schweren Hochwasser von 2009, ist der Fischbach bereits 2019 renaturiert worden. Aus 500 Metern starrem Bachbett entstehen drei Flutmulden beim Waldpark Netzbach. Das Flussbett verläuft jetzt in Schleifen, um eine Hochwasserflutwelle abzuschwächen. Dadurch ist Quierschied dieses Jahr vom Hochwasser weitestgehend verschont geblieben.

„Auch im Gemeindebezirk Fischbach-Camphausen war die Lage trotz einiger überfluteter Keller deutlich entspannter als bei früheren Ereignissen.“
Sebastian Zenner, Pressesprecher der Gemeinde Quierschied

Weiter unten am Bachlauf – in Rußhütte kam es dann doch zu gravierenden Überschwemmungen.

Die Digitalisierung als Flutretter?

Bei der Katastrophenhilfe zählt besonders schnelle Kommunikation. Die Meldesysteme werden deutschlandweit jedes Jahr beim Bundeswarntag getestet. Beim Hochwasser im Saarland haben die Landkreise ganz unterschiedlich reagiert. Neunkirchen teilt zum Beispiel dem SR mit, dass sie besonders aktiv auf Facebook kommuniziert haben. In St. Wendel hat man die Menschen sogar persönlich gewarnt. Insgesamt heißt es von den Landkreisen: Cell Broadcast, Katwarn, Mowas und Co. hätten gut funktioniert.

Saarland hat aus dem Ahrtal gelernt

Obwohl das Saar-Hochwasser nicht mit dem Ahrtal zu vergleichen ist: Beim Katastrophenschutz hat man im Saarland daraus lernen können. Wie das Land auf SR-Anfrage mitteilt, habe man nach 2021 gezielt auch die Abläufe der Einsatzkräfte im Falle eines Hochwassers noch einmal optimiert.

„So wurden beispielsweise die Erfahrungen saarländischer Kräfte, die in Rheinland-Pfalz im Einsatz waren mit allen relevanten Akteuren gemeinsam ausgewertet, Optimierungsbedarfe identifiziert und erste Schritte zur Verbesserung der Gefahrenabwehr im Saarland eingeleitet.“
Julian Lange, Regierungssprecher Saarland

Das heißt, im Saarland sind in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser getroffen worden. Trotz allem aber, sagt auch Regierungssprecher Lange: „Einen absoluten Schutz vor Überschwemmungen gibt es nicht.“

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