Als der Volksempfänger die deutschen Wohnzimmer eroberte

Er war kleiner und günstiger als vorige Geräte und überall zum selben Preis zu kaufen. Der Volksempfänger kam vor 90 Jahren in die deutschen Wohnzimmer. Medienhistoriker Clemens Zimmermann von der Universität des Saarlandes über einen folgenreichen Verkaufsschlager.

Adolf Hitler kam in Deutschland am 31. Januar 1933 an die Macht. Schon wenige Monate später war der Volksempfänger im Verkauf – und das zu einem Preis, den sich die breite Bevölkerung leisten konnte. Bevor es den Volksempfänger gab, sei das Radiohören der gehobenen Mittelschicht und einzelnen Bastlern vorbehalten gewesen, sagt Clemens Zimmermann von der Universität des Saarlandes.

Der Erfolg beruhte laut dem Medienhistoriker auf der "Rationalisierung der Produktion" und der Vermarktung. Die Bezeichnung "Volksempfänger" sei "nicht nur propagandistisch geschickt" gewesen, sondern habe auch "ein Stück weit der Wahrheit" entsprochen.

Fehlende Vielfalt und Objektivität

Während des Zweiten Weltkriegs "wurden die Regionalprogramme zurückgebaut", erklärt Zimmermann. "Im Krieg war es sowieso nötig, das ganze Radioprogramm einzudampfen, man musste einsparen, auch aus technischen Gründen." Deswegen sei die Programmvielfalt im NS-Radio sehr gering gewesen.

Das Hauptaugenmerk lag laut dem Historiker auf Nachrichten und Unterhaltung. Da das Programm nach den Richtlinien des Propagandaministeriums bestimmt wurde, seien die Nachrichtensendungen natürlich nicht objektiv gewesen, erklärt Zimmermann.

Die Kriegsnachrichten seien stark gefiltert gewesen, Erfolge der Wehrmacht übertrieben dargestellt und eigene Niederlagen zu Propagandazwecken verschwiegen worden. "Das ist also der politische Hauptaspekt", erklärt Zimmermann. Explizite Propagandasendungen hätten dennoch nur geringe Teile des Programms eingenommen.

Ein großes Verlangen nach Unterhaltung

Neben der Propaganda wurde im Zweiten Weltkrieg der "Unterhaltungsaspekt immer wichtiger", erklärt der Historiker, sogenannte "bunte Abende", festliche Musik, aber insbesondere populäre Musik. "Die Hörerinnen und Hörer verlangten das geradezu."

Ein jähes Ende

Nach dem Krieg konnte man "mit den Volksempfängern nicht mehr lange etwas anfangen", so Zimmermann. Mit der steigenden Popularität der Ultrakurzwelle UKW seien die Geräte nach und nach aussortiert worden. "Ab 1950 war das dann ganz zentral, und die Leute hatten auch die Geldmittel, um sich einen neuen Apparat zu kaufen."

Auch Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 18.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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