Komasaufen (Foto: dpa)

Saar-Jugend Spitzenreiter im Komasaufen

S.Schick   17.12.2013 | 06:00 Uhr

Das Problem ist ein alt bekanntes, dennoch sind die neuesten Zahlen besorgniserregend. Noch nie zuvor sind so viele Jugendliche nach Alkohol-Exzessen im Krankenhaus gelandet. Trauriger Spitzenreiter im bundesweiten Vergleich ist das Saarland. Und Besserung ist nicht in Sicht: Für das neue Jahr spart die Landesregierung fast eine halbe Million Euro bei der Präventionsarbeit ein.

Der Trend zum Komasaufen ist ungebrochen. Seit Jahren steigt bundesweit und im Saarland die Zahl der Jugendlichen, die sich krankenhausreif trinken - allen Aufklärungs- und Präventionskampagnen zum Trotz.

Im Jahr 2012 mussten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Saarland insgesamt 488 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren nach einem Alkoholrausch in Krankenhäusern behandelt werden. Bezogen auf 10.000 Einwohner sind das rund 50 Komasäufer - das ist bundesweite Spitze, denn der deutsche Durchschnitt liegt bei 33 Jugendlichen. Vor allem bei den Mädchen nimmt der Trend zum exzessiven Trinken weiter zu. Während die Zahl der männlichen Rauschtrinker im Saarland relativ konstant blieb, stieg sie bei den Mädchen um 18,4 Prozent.

Flatratetrinken nach wie vor ein Problem

Das Problem des Komatrinkens ist indes nicht neu: In den vergangenen Jahren wurden seitens der Politik zahlreiche Maßnahmen diskutiert. Von Strafzahlungen für die Eltern über nächtliche Verkaufsverbote an Tankstellen bis zu gesetzlichen Verboten sogenannter "Flatratepartys". Diese Partys, auf denen zu einem Festpreis unbegrenzt Alkohol ausgeschenkt wird, sind inzwischen in vielen Bundesländern per Gaststättengesetz verboten. Dennoch finden sie weiter statt - auch im Saarland.

Stärkere Ausschank-Kontrollen gefordert

Das Problem seien die fehlenden Kontrollen, sagt Klaus Kessler, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag und ehemaliger Bildungsminister im Saarland. "Ein Gesetz ist nur so viel wert, wie es umgesetzt und kontrollliert wird. Das haben wir beim Rauchverbot gesehen. Solange die Verbote von Flatratepartys nicht konsequent kontrolliert werden, nützen sie nichts."

Auch Stefan Wandel, Sprecher der DAK Südwest fordert verschärfte Kontrollen um den Jugendschutz beim Alkoholausschank zu überwachen. Seine Krankenkasse hat in diesem Jahr eine Studie zu den Ursachen des Komasaufens veröffentlicht. Demnach spielt der Zugang zu Alkohol die entscheidende Rolle. "Jugendliche, die leicht Zugang zu Alkohol haben, sind zu 26 Prozent stärker gefährdet, Rauschtrinker zu werden, als Jugendliche, die nur schwer an Alkohol kommen." Der Verkauf von Alkohol an Jugendliche müsse deutlich erschwert werden, so das Fazit des DAK-Sprechers.

Kritik an Kürzungen in der Jugendarbeit

Ein weiterer Baustein im Kampf gegen das exzessive Trinken unter Jugendlichen ist die Präventionsarbeit. Doch auch hier läuft es nach Meinung der Saar-Grünen gar nicht gut. "Ganz offensichtlich haben die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung nicht zum Erfolg geführt", sagt Kessler. Es müsse deutlich mehr Geld in Präventionsprojekte und Jugendarbeit gesteckt werden, doch die Landesregierung habe genau das Gegenteil getan. "Im Haushalt für das Jahr 2014 wurden im Bereich der Präventionsarbeit 440.000 Euro eingespart. Das entspricht einer Kürzung von 25 Prozent. Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist das absolut kontraproduktiv", so Kessler.

Gesundheitsminister kündigt Ausweitung von Präventionsprojekt an

Der saarländische Gesundheitsminister Storm (CDU) hingegen verteidigte die Präventionsmaßnahmen im Gespräch mit SR-online. Man habe bereits im Frühjahr zusammen mit Krankenkassen und Kliniken einen Runden Tisch eingerichtet, weil man "dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen" wolle. Die Landesregierung plane ein flächendeckendes Präventionsnetzwerk aufzubauen. So soll das Projekt "HaLT" der Caritas im kommenden Jahr auf das ganze Saarland ausgeweitet werden. Bisher wurde es als Pilotprojekt im Landkreis Neunkirchen getestet. Dabei werden Jugendliche, die wegen Alkohol im Krankenhaus behandelt wurden, von geschulten Beratern besucht. Auch die Eltern werden dabei mit eingebunden.

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