Ein ukrainisches Autokennzeichen (Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie)

Aus für ukrainische Nummernschilder Ende März

Bill Titze   07.01.2024 | 18:50 Uhr

Ukrainische Kennzeichen dürfte es bei uns bald seltener zu sehen geben. Bis Ende März müssen Autos bei den Behörden umgemeldet werden. Das führt zu Sorgenfalten bei den Betroffenen.

Wer ab April mit ukrainischem Kennzeichen unterwegs ist, dem drohen eine Geldstrafe von 70 Euro sowie ein Punkt in Flensburg, sofern man länger als ein Jahr in Deutschland gemeldet ist. Denn am 31. März läuft eine Ausnahmegenehmigung aus, die das Führen der Nummernschilder bisher erlaubte.

Auf Anfrage des Saarländischen Rundfunks teilt das saarländische Verkehrsministerium mit, dass keine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung geplant ist. Ob es eine Schonfrist geben wird, ist nicht klar. Nicht bekannt sei auch, wie viele Halter im Saarland betroffen sind.

Kennzeichen-Wechsel ist großes Thema bei ukrainischen Flüchtlingen

Dass das Autokennzeichen bis Ende März gewechselt sein muss, ist bei den Menschen aber noch gar nicht angekommen, berichtet Ralf Mühlen vom Wadgasser Hilfsverein Ukraine-Saarland-Berlin: "Die wissen das gar nicht."

Erst durch den Verein hätten sie das mitbekommen. Mittlerweile ist es jedoch ein großes Thema in der Gemeinschaft, wie die Ukainierin Iryna Radchenko aus Saarbrücken berichtet. "Alle reden darüber." Radchenko ist im Verein UkraineFreundeSaar aktiv.

Bürokratie läuft in der Ukraine schneller als in Deutschland

Die Unsicherheit ist offenkundig groß, schildert Radchenko. "Viele wissen überhaupt nicht, wohin sie sich wenden müssen." Man kenne den Prozess einfach nicht.

Für Helfer Mühlen ist das Problem ein grundsätzliches. "Die Menschen fürchten sich einfach vor der deutschen Bürokratie, weil bei ihnen Behördenangelegenheiten deutlich einfacher ablaufen." Die Ukrainer vesuchten sich untereinander zu helfen, da so mancher bereits sehr gut Deutsch spreche.

Viele Dokumente für Kfz-Ummeldung benötigt

Das ist auf jeden Fall von Vorteil, denn bei einer Neuzulassung muss man viele Dokumente vorlegen. Dazu gehören ein gültiges Ausweisdokument, eine Meldebescheinigung, eine Versicherungsbestätigung, eine Zoll-Unbedenklichkeitsbescheinigung, die ukrainischen Fahrzeugdokumente sowie ein SEPA-Lastschriftmandat zum Einzug der Kfz-Steuer.

Hat das Fahrzeug eine Typgnehmigung in der Europäischen Union, müssen außerdem eine Übereinstimmungsbescheinigung und ein Hauptuntersuchungsbericht vorgelegt werden. Liegt eine solche Typgenehmigung nicht vor, braucht es eine Begutachtung sowie gegebenenfalls eine Ausnahmegenehmigung.

Je nach Gegebenheiten und Wünschen des Besitzers kostet eine Ummeldung laut dem Landkreis Saarlouis zwischen 35 und 110 Euro. Eine Ausnahmegenehmigung kann bis zu 510 Euro kosten. Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Website des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge auch in ukrainischer Sprache.

Kennzeichen-Wechsel für Ukrainer emotional belastend

Auch in emotionaler Hinsicht ist der Kennzeichentausch für Ukrainer schwierig. "Ich denke jeden Tag an meine Heimat und möchte sobald es geht dorthin zurück", erzählt Radchenko, die vor ihrer Flucht nach Deutschland in Kiew wohnte.

"Für mich ist der Kennzeichenwechsel ein weiterer Schritt weg von dort." Außerdem fragt sie sich, welches Nummernschild bei einer Rückkehr gelten würde.

Tatsächlich findet zwischen der Ukraine und Deutschland kein Austausch von Fahrzeuginformationen statt. Gut möglich also, dass es in der Ukraine wieder zu Komplikationen kommt. Iryna Radchenko will ihren Wagen jetzt aber in Deutschland anmelden.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 08.01.2024 berichtet.


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