Ein Mann nimmt an einer Videokonferenz teil. (Foto: imago images / Westend61)

Unternehmen und ihre Erfahrungen mit Homeoffice

Sandra Schick   14.11.2020 | 09:00 Uhr

In vielen Unternehmen hat Corona das Arbeiten grundlegend verändert. SR.de hat mit drei großen Arbeitgebern aus dem Saarland über ihre Erfahrungen mit Homeoffice gesprochen und welche Folgen das für die Zukunft des Arbeitens nach Corona haben wird.



Cosmos Saarbrücken, Außenaufnahme (Foto: Cosmos/Pressefoto)

Cosmos
setzt auf Freiwilligkeit

Schon vor Corona war Homeoffice bei dem Direktversicherer, der in Saarbrücken rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, „gelebte Praxis“. Abhängig von der Art der Tätigkeit waren schon ein bis drei Tage Heimarbeit möglich, berichtet Vorstandsmitglied Christoph Gloeckner im Gespräch mit SR.de.

Durch die Pandemie wurde Homeoffice Standard. Im Frühjahr 2020 waren nur noch 15 Prozent der Mitarbeiter vor Ort im Saarbrücker Bürogebäude. Über den Sommer durften es dann wieder 25 bis 30 Prozent der Mitarbeiter sein. Tatsächlich ist es aber bei den 15 Prozent geblieben, denn Cosmos stellt es den Mitarbeitern grundsätzlich frei, wo sie arbeiten. Und viele nutzen aktuell lieber weiterhin die Heimarbeit.

Auch nach Corona will das Unternehmen das Homeoffice in geeigneter Form fortsetzen. „Es wird mehr werden als früher“, so Gloeckner. „Schätzungsweise könnte es so aussehen, dass man bei geeigneten Tätigkeiten auf eine Heimarbeitsquote von 40 bis 60 Prozent der Arbeitszeit kommt.“

Zu den Folgen zählen unter anderem ein „deutlich niedriger Krankenstand“. Das habe man deutlich gespürt, sagt Gloeckner. Auch benötige man weniger Bürofläche. Schon jetzt gibt es bei Cosmos geteilte Arbeitsplätze und schon jetzt sind Flächen teilweise fremdvermietet. Das könne möglicherweise noch weiter zunehmen, so Gloeckner.


Villeroy & Boch: Büro- und Konferenzgebäude in Mettlach (Foto: Villeroy & Boch AG)

Villeroy & Boch:
Neue Erfahrungen

Beim Mettlacher Keramikhersteller Villeroy & Boch gab es vor Corona noch keine Homeoffice-Regelung. Das Thema war also für das Unternehmen relativ neu, als plötzlich mit dem Lockdown im März innerhalb kürzester Zeit alle geeigneten Bürobereiche zu 100 Prozent zuhause arbeiteten, berichtet die Pressesprecherin Katrin May. Insgesamt arbeiten an den saarländischen Standorten rund 2000 Menschen. Ins Homeoffice konnten lediglich die Mitarbeiter aus der Verwaltung, die Produktion lief weiter vor Ort.

Über den Sommer hat man die Mitarbeiter in einem Stufensystem wieder zurückgeholt. Dabei wurden zwei Gruppen gebildet, die jeweils im Wechsel eine Woche zuhause und eine Woche vor Ort arbeiten. So war immer nur die Hälfte der Mitarbeiter in Mettlach. Über den Winter will man an diesem Modell festhalten.

Für die Zeit nach Corona arbeitet man an einer generellen Homeoffice-Regelung für das Unternehmen. Ideal fände Katrin May einen „gesunden Mix aus Präsenzarbeit und Homeoffice“. Jeder Mitarbeiter habe andere Präferenzen, der eine arbeite lieber von zuhause aus, der andere käme lieber ins Büro. Wichtig sei auch, die Arbeit optimal zu organisieren: Welche Arbeiten erledigt man am besten im Homeoffice und welche mache ich vor Ort? Dabei unterstütze V&B seine Mitarbeiter.


IKK Südwest, Geschäftsstelle Saarbrücken (Foto: IKK Südwest, Pressefoto)

IKK Südwest:
Homeoffice etabliert

Vor Corona hatten bei der Krankenkasse, die im Saarland rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, rund 20 Prozent der Mitarbeiter die Möglichkeit, Homeoffice zu nutzen. Durch Corona waren es dann innerhalb kürzester Zeit 99 Prozent der Mitarbeiter. Möglich war das unter anderem, weil der Schriftverkehr schon seit längerer Zeit zu 100 Prozent digitalisiert wird. Elektronische Akten und Posteingänge werden eingescannt, berichtet IKK Südwest Personalchef Robert Kos. Nach dem Sommer waren dann zwischen einem Viertel und einem Drittel der Belegschaft täglich vor Ort in Saarbrücken.

Bei der IKK setzt man auf ein hohes Maß an Eigenständigkeit innerhalb der Teams. „Jeder Abteilungsleiter kann das Thema Homeoffice oder Präsenzarbeit eigenständig organisieren, so wie es für sein Team am besten ist“, berichtet Kos.

Wie es nach Corona weitergeht – darüber hat man sich bei der IKK auch schon sehr früh Gedanken gemacht, sagt Kos. Man habe bereits eine Dienstvereinbarung erstellt. So soll künftig jeder Mitarbeiter die Möglichkeit haben, 25 Prozent seiner individuellen Soll-Arbeitszeit von zuhause aus zu arbeiten. In welcher Form das organisiert wird, bleibt weiterhin den jeweiligen Abteilungen und Teams überlassen.

Darüber hinaus will man einem kleinen Teil der Belegschaft noch umfangeichere Möglichkeiten fürs Homeoffice geben. „Für 75 Mitarbeiter wollen wir Heimarbeit in größerem Umfang anbieten. Diese Mitarbeiter dürfen dann bis zu drei Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten.“ Vergeben werden diese begehrten Homeoffice-Plätze bevorzugt an Menschen, die Kinder haben, Angehörige pflegen oder eine sehr weite Anfahrt ins Büro haben. Und das Interesse an den Plätzen ist groß. „Es haben sich bereits 200 Menschen intern auf diese Stellen beworben.“

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