Schüler übernehmen Patenschaft für Jüdischen Friedhof in Saarlouis
Das Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis will ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Die Schule hat deshalb eine Patenschaft für den Jüdischen Friedhof in der Stadt übernommen. Das heißt: Mehrmals im Jahr helfen die Schüler ab sofort, den Friedhof sauber zu halten.
Ausgestattet mit Bürsten, Schwämmen und Gießkannen, Besen und Rechen, ja sogar einem Laubbläser haben sich am Mittwoch zwei achte Klassen des Max-Planck-Gymnasiums an die Arbeit gemacht. Ihr Ziel: Der Jüdische Friedhof in Saarlouis soll später sauber aussehen.
Dafür reinigten die etwa 50 Schülerinnen und Schüler Grabsteine, entfernten Unkraut und fegten Blätter zu großen Laubhaufen zusammen. Dabei ließen sie sich auch vom kühlen und feuchten Novemberwetter nicht abhalten.
Gelebte Erinnerung
Die Idee, die Patenschaft zu übernehmen, hatte Schuldirektor Christian Bravo Lanyi. Er glaubt daran, dass Erinnerung nicht in Lehrbüchern stattfindet, sondern gelebt werden muss.
"Also eigenes Tun und Erleben ist immer unendlich viel wertvoller als eine abstrakte Unterrichtsstunde. Sie können über sechs Millionen Tote der Shoah gelernt haben, das bleibt eine Zahl, aber persönlich betroffen werden sie sein, wenn sie hier auf dem Friedhof zum Beispiel einen Namen finden", sagte Bravo Lanyi dem SR. Das sei dann nicht nur etwas Erlerntes, sondern konkret Erfahrbares.
Synagogengemeinde freut sich über Engagement
Auch der Termin für die Reinigungsaktion wurde deshalb nicht zufällig gewählt. Vom 9. auf den 10. November ermordeten die Nationalsozialisten zahlreiche Juden, brannten Synagogen nieder, zerstörten jüdische Geschäfte und Wohnungen – die Reichspogromnacht.
Weiter geht es deshalb am 27. Januar, dem weltweiten Holocaust-Gedenktag. Fünfmal im Schuljahr werden sich die achten Klassen um die Friedhofpflege kümmern.
Dafür ist sonst die Synagogengemeinde Saar zuständig. Die Vorsitzende Ricarda Kunger freut sich über die jungen Helfer: "Ich fand die Idee wunderbar. Ich denke, die Kinder werden sensibilisiert, sich auch mit Judentum auseinanderzusetzen. Und ich denke, das ist auch sehr wichtig für die Kinder, denn hier kann man Geschichte erleben."
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Region am Nachmittag am 08.11.2023 berichtet.