Radonbelastung - die stille Gefahr

Radon, die stille und unterschätzte Gefahr – auch im Saarland

Mirko Tomic / Onlinefassung: Kathrin Paul   08.09.2024 | 09:42 Uhr

Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Das radioaktive Gas kann man nicht riechen, nicht sehen und nicht schmecken. Auch im Saarland findet sich Radon im Boden – ein hierzulande aber vernachlässigtes Thema.

Nachweislich ist Radon nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Aber nicht nur das macht das natürlich vorkommende Edelgas so tückisch. Man kann es weder riechen noch schmecken oder sehen.

Auch im Saarland findet sich Radon im Boden. Darauf weisen nicht zuletzt die bis zu 20 Millionen Becquerel (bq) pro Stunde an den hiesigen Absaugstationen gemessenen Werte hin.

„Radon ist ein radioaktives Gas, das im Boden entsteht und in Häuser eintreten kann. Dadurch dass Radon radioaktiv ist, ist es eines der wesentlichen Ursachen für Lungenkrebs in Deutschland, hat also eine große gesundheitliche Relevanz“, erklärt Bernd Hoffmann vom Bundesamt für Strahlenschutz.

Gefährlich wird es für Menschen dann, wenn es sich nicht verflüchtigen kann, sondern sich unerkannt in ihren Häusern und Wohnungen ablagert – eingedrungen durch Spalten und Risse im Untergrund. Wenn das Gas aufsteigt und ins Freie gelangt, verflüchtigt es sich. Erst durch das Eindringen in Gebäude kommt es zu unbemerkten Ablagerungen, weil die Luftzirkulation dort nicht ausreichend ist.

Erhöhter Radon-Wert im eigenen Zuhause

Hausbesitzerin Kristina Obermann ist durch einen Vortrag über das radioaktive Gas neugierig geworden und ließ bei ihr Zuhause messen. In dem von ihren Großeltern geerbten Haus in Quierschied hatte sie plötzlich ein echtes Gesundheitsproblem: „Wir hatten bei der ersten Messung über 1000 bq unten festgestellt, was ein sehr hoher Wert ist, und wir hatten interessanterweise in der ersten Etage, wo die Schlafräume sind, 250 bq.“

250 Becquerel pro Kubikmeter Luft ist fast das Dreifache von dem, was die Weltgesundheitsorganisation WHO als akzeptabel empfiehlt. „Da war ich ziemlich platt und habe eine Woche erst mal ziemlich schlecht geschlafen, weil ich nicht wusste, was mache ich jetzt damit“, schildert Obermann.

Wenig Bewusstsein für die unsichtbare Gefahr

Das Bewusstsein für diese unsichtbare Gefahr ist noch völlig unterentwickelt und wurde von der Politik lange vernachlässigt. „Wir sind erst einmal froh, dass wir überhaupt einen Referenzwert in Deutschland haben. Da haben wir lange dafür gestritten, dass das umgesetzt wird und wir müssen auch erst einmal Erfahrungen sammeln mit der Anwendung eines Referenzwertes beziehungsweise mit den damit zusammenhängenden Gesetzen“, erklärt Hoffmann.

Vor allem in den Kohleabbaugebieten im Saarland mit ihrem löchrigen Untergrund kommt Radon einfacher nach oben als in Nichtbergbaugebieten. Wie in Schiffweiler – 150 Jahre Bergbau prägten den Ort. Mit allen Nebenwirkungen: 1996 waren in Privathäusern Radonkonzentrationen von fast 8000 bq pro Kubikmeter Luft gefunden worden. Entsprechend groß war die Aufregung im Ort.

Hohe Werte in Marpinger Kita

Vor einigen Jahren setzte die EU eine Überprüfung der Radonkonzentrationen in ihren Mitgliedsländern durch – auch im Saarland. Besonders auffällig war damals eine Kita in Marpingen, in der wegen Messwerten über 1000 bq eine 45.000 Euro teure Absauganlage eingebaut werden musste.

Und nach der Entdeckung wurde das Ganze offenbar von Bürgermeister und Umweltministerium für die Anlieger der Kita bewusst kleingehalten – wie damals schon in Schiffweiler. "Wir haben das nur mitbekommen, weil ich im Sportverein tätig war, und weil ich mitbekommen habe, dass in unserem Ballraum eine Absauganlage für Radon installiert wurde. Aber ansonsten war die Information eher bescheiden", sagte Anwohner Thomas Fuchs dem SR.

Auch Hausbesitzerin Obermann musste erst selbst aktiv werden. Gelöst hat sie ihr Problem mit einer Silikondichtung. Die unterbindet den Kamineffekt, der Radonwert fiel auf unter 50 Becquerel. Ihr Fazit: Jeder müsse selbst handeln, die Behörden würden zu wenig tun. „Vielleicht ist es nicht so im Bewusstsein drin, im Gefahrenbewusstsein, man kann es nicht sehen, es riecht nicht, man hat eigentlich so gar keine Berührung.“ Radon-Messungen sind bereits für unter 100 Euro zu haben. Für jedermann.

Über dieses Thema berichtete auch "Wir im Saarland - Das Magazin" im SR Fernsehen am 05.09.2024.


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