Angelo Diliberto auf dem Fußballplatz in „echtes Leben: Nie wieder obdachlos – Als Schiedsrichter zurück ins Leben“ (Foto: SR / Sebastian Knöbber)

Vom Obdachlosen zum Schiedsrichter

Norman Striegel / Onlinefassung: Kathrin Paul   23.06.2024 | 09:07 Uhr

Angelo Diliberto hat zwei Jahre auf der Straße gelebt, bis er mit Hilfe anderer und viel Eigeninitiative die Kurve bekommen hat. Heute sieht man ihn an Wochenenden als Schiedsrichter auf saarländischen Fußballplätzen, wenn er nicht gerade irgendwo auf der Welt bei einem internationalen Straßenfußballturnier für Obdachlose pfeift.

„Dieser Fußball, der gibt mir unwahrscheinlich viel Kraft, und ohne den Fußball wäre ich auch von dieser Obdachlosigkeit nicht rausgekommen.“, erklärt Angelo Diliberto. Am Wochenende steht er auf dem Fußballplatz. Der 52-Jährige ist Schiedsrichter, pfeift Kreisliga-Spiele im Saarland.

80.000/90.000 Euro Schulden

Zwei Jahre war Angelo obdachlos. Seitdem kämpft er sich zurück ins Leben. Er ist in Dillingen aufgewachsen, als Sohn italienischer Gastarbeiter. In Saarbrücken hat er als Anlagenbediener gearbeitet. Dann aber ist er in eine gefährliche Abwärtsspirale geraten. Angelo war spielsüchtig. „Zum Schluss waren es 80.000/90.000 Euro Schulden. Die Beziehung kaputt, nicht mehr auf Briefe reagiert, nicht mehr auf die Arbeit gegangen.“ Dann ist er auf der Straße gelandet.

#zehnminuten: ehemaliger Obdachloser wird Schiedsrichter
Video [20.06.2024, Länge: 09:52 Min.]
#zehnminuten: ehemaliger Obdachloser wird Schiedsrichter
Ein Obdachloser wird Schiedsrichter. Keine alltägliche Geschichte, aber wahr. Angelo Diliberto hat zwei Jahre auf der Straße gelebt, bis er mit Hilfe anderer und viel Eigeninitiative noch mal die Kurve bekommen hat.

Heute lebt Angelo im saarländischen Alsweiler. Hier hat er ein Zimmer im Haus von Albert Maurer. Angelo wurde im Rahmen einer ambulanten Eingliederungshilfe in dieser Gastfamilie untergebracht, lebt vom Bürgergeld. Er ist dankbar: „Durch die Obdachlosigkeit habe ich wieder gelernt das zu schätzen, ein Dach überm Kopf.“ Maurer hat ihn auch zum Fußball gebracht: „Damals, wie er bei uns eingezogen ist, da bin ich mit der Tasche fortgegangen. Und da hat er gefragt, wo gehst du denn hin? Da habe ich gesagt, ich gehe pfeifen. Und da hat er gesagt, ich habe doch vorher Fußball gespielt, könnte ich das nicht auch machen?“ Im Fußball ist er wie ausgewechselt.

Angelo Diliberto auf dem Fußballplatz in „echtes Leben: Nie wieder obdachlos – Als Schiedsrichter zurück ins Leben“ (Foto: SR / Sebastian Knöbber)
Angelo Diliberto auf dem Fußballplatz in „echtes Leben: Nie wieder obdachlos – Als Schiedsrichter zurück ins Leben“

Neuen Herausforderungen gewachsen

Auch wenn er viele seiner Ziele noch nicht erreicht hat: Arbeit, eigene Wohnung, eine Beziehung, es tut sich was. Im Saarbrücker Bruder-Konrad-Haus, einer Einrichtung für Obdachlose, macht Angelo gerade ein Praktikum. Er hilft an der Pforte aus und begleitet Bewohner zu Behörden. Wenn alles gut geht, könnte er hier sogar eine vom Jobcenter geförderte Stelle bekommen.

Der ehemalige Obdachlose fühlt sich neuen Herausforderungen gewachsen, mit Niederlagen hat er gelernt umzugehen: „Beim ersten Mal fliegst du vielleicht auf die Schnauze, beim zweiten Mal auch, aber beim fünften, sechsten Mal dann funktioniert es.“

Über dieses Thema berichtet auch die Sendung "Wir im Saarland - Das Magazin" am 18.06.2024.

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