Vorschlag der Notaufnahmegebühr erntet auch im Saarland Kritik

Der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, befürwortet eine Gebühr für Patienten, die künftig ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung in die Notaufnahme kommen. Diesen Vorschlag lehnte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwoch ab. Auch im Saarland erntet die Idee überwiegend Kritik.

Viele Notaufnahmen sind überfüllt – zu viele Patienten, zu wenig Personal. Dabei kommt es auch immer wieder vor, dass Leute in die Notaufnahme kommen, die eigentlich keine Notfälle sind.

Um dem vorzubeugen, hat sich der Kassenärzte-Chef Andreas Gassen am Mittwoch gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland für eine Notaufnahme-Gebühr ausgesprochen. Patientinnen und Patienten, die künftig ohne vorherige telefonische Einschätzung in die Notaufnahme gehen, sollten demnach zur Kasse gebeten werden.

Lauterbach erteilt Gebühr Absage

Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist dieser Vorschlag keine Option. Lauterbach sagte, er spreche derzeit mit der Krankenhaus-Kommission darüber, wie die Notfallversorgung in Deutschland neu strukturiert werden solle.

Über eine Gebühr für die Inanspruchnahme von Notfallstellen - ob berechtigt oder unberechtigt - werde nicht gesprochen. „Daher wird der Vorschlag von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung keine Umsetzung finden“, so der Bundesgesundheitsminister.

Auch der Sozialverband VdK Saarland lehnt eine solche Gebühr ab. Sie würde Menschen mit wenig Geld in echten Notfällen abschrecken, die Notaufnahme aufzusuchen, kritisiert der Verband. Um die Notaufnahmen zu entlasten, müsse stattdessen mehr für den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116 117 geworben werden.

Ambulante Praxen auch überlastet

Auch Christian Braun, der ärztliche Direktor des Saarbrücker Winterberg-Klinikums, findet die Überlegung einer Notaufnahme-Gebühr plakativ und nicht zu Ende gedacht. So eine Gebühr würde unter anderem mehr bürokratischer Aufwand bedeuten. Für Braun steht die Frage nach dem „Warum“ im Vordergrund.

Man müsse sich fragen, weshalb immer mehr Menschen in Notaufnahmen landeten. „Wir bekommen immer wieder auch zurückgespiegelt, dass in den ambulanten Strukturen in den Arztpraxen, in den Bereitschaftsdienstpraxen auch die Kapazitäten erschöpft sind, dass man dort schwer Termine bekommt und deshalb die Alternative Krankenhaus für viele eine Option wird“, so Braun.

Er plädiert deshalb für eine engere Vernetzung der ambulanten und der Krankenhausstrukturen - und für mehr Aufklärung bei den Patienten.

KV für finanzielle Beteiligung der Patienten

Die Kassenärztliche Vereinigung Saarland befürwortet den Vorstoß des Kassenärzte-Chefs prinzipiell. Angesichts des Personalmangels in allen medizinischen Bereichen müsse über eine finanzielle Selbstbeteiligung der Patienten, sowohl im Krankenhaus- als auch im ambulanten Notfallbereich diskutiert werden - so der Chef der Saar-KV, Harry Derouet.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 12.04.2023 berichtet.

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