Problemfall Recycling – Durcheinander bei Altkleider-Verwertung

Vermüllte Altkleidercontainer im Saarland – ein Problem für die Recycling-Unternehmen

Christine Herrmann   02.02.2025 | 21:51 Uhr

In den Altkleidercontainern im Saarland landet immer mehr Müll: dreckige oder kaputte Kleidung, die sich nicht mehr aufbereiten lässt. Verschärft hat das Problem die neue EU-Regelung, wonach alte Kleidung nicht mehr in den Restmüll darf. Die Recycling-Unternehmen haben mit dem Schrott zu kämpfen.

Seit Anfang des Jahres gilt: Altkleider dürfen nicht mehr in den Restmüll. Das führt in der Bevölkerung offenbar zu großer Unsicherheit. Die Folge: In den Altkleider-Containern landen viele dreckige Klamotten, die da aber nicht hingehören. Ein Problem für die Recycler, die die alten Kleider aufarbeiten sollen. 

Seit 24 Jahren sammelt der Textilverwertungsunternehmer Paul Kazanowski Altkleider ein. Doch jetzt versteht er die Welt nicht mehr: "Alles Müll! Das gehört da überhaupt nicht rein!", ärgert er sich bei einer seiner Leerungen in Friedrichsthal. Darum heißt es für Kazanowski und seinen Sohn: aussortieren. Das kostet sie viel Zeit und noch mehr Arbeit. Denn bei 50 Containern im Saarland kommt einiges zusammen.

Vieles davon ist Schrott. "Das ist billig für die Leute, einfach wegzuwerfen. Und die Kleidersammler sollen gucken, wie sie damit klarkommen!“, sagt Kazanowski. Viel verdienen kann er derzeit auch nicht mit Textilrecycling. 200 Euro kostet die Entsorgung laut Kazanowski. Die Altkleider gehen nach Spanien. Der Abnehmer zahlt 270 Euro pro Tonne.

Auch das Rote Kreuz beklagt den Zustand der Altkleider

Auch die Wohlfahrtsverbände wie das Deutsche Rote Kreuz stöhnen. Schuld an den niedrigen Preisen ist der viele Müll. "In der Tat haben wir hier eine erschreckende Problematik, dass wir hier eigentlich die Außenstelle eines Wertstoffhofes sind", bestätigt Alyoscha Struck, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Saarlouis.

Bekim Bela fährt fürs Rote Kreuz durch das ganze Saarland, und erlebt überall das Gleiche: Was auf den ersten Blick gut aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen oft als Schrott. 60 Prozent seiner Zeit gehen fürs Sortieren drauf. Fürs DRK ein schlechtes Geschäft. "Durch die Vermüllung wird unsere Arbeit behindert und auch finanziell geschwächt, und das ist schade. Schade für die Allgemeinheit", resümiert Struck.

Fast Fashion belastet die Umwelt
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Umdenken beim Kleiderkauf gefordert

Alte Kleider zu recyceln findet Petra Stein sinnvoll - noch besser wäre ein Umdenken beim Kleiderkauf. Die 48-Jährige organisiert konsumkritische Stadtrundgänge. Denn weniger Klamotten sind besser für die Umwelt. "Wenn man ein bisschen bewusster einkauft, aber dafür bessere Qualität, das würde Mensch und Umwelt wirklich gut tun."

Kleider möglichst lange tragen lautet ihr Credo. Doch wir leben in Zeiten der Verschwendung. Viele tragen ihre Sachen nur kurz, um sie dann wegzuwerfen, Stichwort Fast Fashion. Und so produziert die Modewelt munter weiter auf Masse.

Der Weg zum Altkleider-Container ist für Petra Stein die allerletzte Option. Aber: "Irgendwann ist halt Schluss, dann sind die Sachen ausgewaschen, es sind Löcher drin, dann müssen sie leider in den Container. Ich versuche, einen zu finden, der möglichst seriös wirkt, damit ich davon ausgehen kann, dass es noch möglichst sinnvoll recycelt wird."

Alyoscha Struck vom DRK-Kreisverband Saarlouis versichert: "Die Kleider werden zu 80 bis 90 Prozent recycelt, werden dem ökologischen Kreislauf zugeführt und was noch wirklich gut in Schuss ist, wird sortiert und kommt den Kleiderkammern zugute."

Hoffnung auf Besserung

Die Hoffnung auf Besserung in den Containern ist daher groß. Die Kazanwoskis sammeln auch in Rheinland-Pfalz Altkleider ein. Sie stellen dabei fest: Im Saarland sind die Container besonders vermüllt. Hinweisschilder sollen die Bürgerinnen und Bürger nun zur Vernunft bringen – bisher ohne Erfolg.

Über dieses Thema hat auch „Wir im Saarland – Das Magazin“ am 30.01.2025 berichtet.


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