Die New Yorker KI Künstlerin Annie Dorsen

So können KI-Theaterstücke aussehen

Bill Titze   13.01.2024 | 17:53 Uhr

Die Regisseurin Annie Dorsen beschäftigt sich mit dem Einfluss künstlicher Intelligenz auf das Theater. Bei einem Auftritt in Saarbrücken wirft sie einen Blick in die Zukunft. Wird die KI die Kunst kapern?

Zum Lachen ist es ja schon. Da stehen zwei Laptops auf einer Bühne und sollen auf Basis von Algorithmen ein tiefgründiges Gespräch über die menschliche Natur führen - und weite Teile der Konversation drehen sich um Nebensächliches. Beispielsweise, wem ein Moderator eigentlich so alles ähnelt.

Regisseurin Annie Dorsen beschäftigt sich mit KI im Theater

Es ist das Theaterstück "Hello Hi There" der Regisseurin Annie Dorsen aus dem Jahr 2010. Die US-Amerikanerin beschäftigt sich mit dem Einfluss künstlicher Intelligenz auf das Theater und war nun im Künstlerhaus Saarbrücken zu Gast.

Stücke von ihr wurden im Saarland zwar noch nicht aufgeführt. Im Künstlerhaus stellte sie aber ihre Arbeit vor - und erklärte, ob sie künstlicher Intelligenz eine Zukunft in der Kunst zutraut.

Tatsächlich dürften die meisten mittlerweile künstliche Intelligenz verwendet haben. Sei es nun durch Programme wie ChatGPT oder die Kommunikation mit anderen Chatbots. Solche kamen auch bei "Hello Hi There", zur Verwendung, wie Dorsen im Gespräch mit dem SR erklärt.

Dorsen entwirft KI-Stücke mit Programmierern

"Ich habe das Stück zusammen mit einem Team von Programmierern entworfen." Zum Einsatz kamen selbst für die damalige Zeit recht triviale Algorithmen.

Annie Dorsen – Prometheus Firebringer, Theaterinszenierung mithilfe künstlicher Intelligenz (Foto: Marian Baranova)
Annie Dorsen – Prometheus Firebringer, Theaterinszenierung mithilfe künstlicher Intelligenz

Die Bots waren beispielweise so programmiert, dass sie auf bestimmte Schlüsselwörter reagierten und die passende Antwort aus einem vorher zusammengestellten Zitatekorpus auswählten.

Dieser basierte auf einer Diskussion des Phiosophen Michel Foucault mit Noam Chomsky, deren Debatte über das selbe Thema auf einem Bildschirm auf der Bühne eingeblendet wird - freilich ohne Ton.

"Ich war damals vor allem interessiert daran, wie die Erfahrung aussieht, wenn ein Theaterstück mit künstlicher Intelligenz gemacht wird", so Dorsen.

Künstliche Intelligenz im Theater stößt an Grenzen

Das Ergebnis für sie: Es gibt deutliche Grenzen. Das wird in Saarbrücken mehr als offensichtlich. Eine echte Interaktion findet nicht statt, die Bots reden eher mit sich selbst als mit dem "Kollegen" auf der Bühne.

Dorsen ist es bei ihren Stücken wichtig, die verschiedenen Werkzeuge nicht einfach nur vorzuführen. "Es geht mir darum, den Zuschauern zu zeigen, wie die Künstliche Intelligenz funktioniert und was sie für die menschliche Kommunikation bedeutet."

Dorsen integrierte Menschen in KI-Musical

Menschen integrierte sie in ihrem Stück "Yesterday Tomorrow", einer Art Musical. Dafür hat ein Algorithmus eine Art Übergang zwischen zwei Liedern komponiert, den Künstler Note für Note live nachsingen müssen. Die Künstliche Intelligenz entwirft und die Menschen reagieren nur noch - hat das eine Zukunft in der Kunst?

Annie Dorsen – Yesterday Tomorrow, Theaterinszenierung mithilfe künstlicher Intelligenz (Foto: Marian Baranova)
Annie Dorsen – Yesterday Tomorrow, Theaterinszenierung mithilfe künstlicher Intelligenz

Für Dorsen ist die Antwort klar: Sie sieht keinen echten künstlerischen Nutzen in der Verwendung von KI für Theaterstücke. "Künstliche Intelligenz schafft keine wertvollen künstlerischen Erfahrungen. Es ist nicht wirklich interessant, was dabei herauskommt."

Arbeitsprozess mit KI überzeugt Dorsen nicht

Und auch der Prozess des Arbeitens selbst ist nicht zufriedenstellend. "Den aufregenden Moment, etwas Neues zu verstehen, den hat man nicht. Man überspringt einfach das Denken, dabei macht gerade das den Spaß aus."

Dies sei gerade bei Programmen wie ChatGPT der Fall, bei denen man noch nicht einmal mehr Programmieren müsse. Auch das hat sie ausprobiert. Nicht überlieferte Sequenzen einer griechischen Tragödie ließ sie von ChatGPT ausfüllen. Diese Passagen tragen im Stück "Prometheus Firebringer" griechische Masken vor, in denen Lautsprecher versteckt sind.

Annie Dorsen erwartet Konsequenzen künstlicher Intelligenz für Arbeitsprozesse

Konsequenzen könne die KI jedoch auf die Arbeitsbedingungen von Künstlern haben, die mit Texten, Bildern, Videos oder Ton arbeiteten. Diese seien laut Dorsen zurecht besorgt, dass sich deren Arbeitsleben verändern werde. "Manche Jobs könnten wegfallen, andere deutlich anders aussehen als heute."

Das Arbeitsleben für Dorsen wird sich in Zukunft übrigens nicht mehr um das Thema Künstliche Intelligenz drehen. Eine entsprechende Frage beantwortet sie mit einem mehr als deutlichen "No".

Über das Thema berichtete auch der SR-Hörfunk am 10.01.2024.

Mehr zum Thema KI in der Kunst

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja